Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 417† Türkheim (Stadt Geislingen an der Steige), ev. Pfarrkirche (St. Vitus) 1616

Beschreibung

Wand- und Ausstattungsinschriften. Innen und außen an den Wänden, an den Emporen, an Kanzel, Taufstein und Gestühl angebrachte, wohl allesamt aufgemalte Inschriften. Beim Abriß und Neubau der Kirche 1771 zerstört. Zahlreiche Bibelsprüche in deutscher und hebräischer Sprache (etwa im Verhältnis 3:1) sowie Bauinschriften. Wollaib gibt die deutschen Bibelsprüche im Wortlaut wieder, die hebräischen nur in deutscher Übersetzung1, so daß nicht mehr zu entscheiden ist, ob letztere in hebräischer Schrift oder in lateinischer Umschrift angebracht waren. Zwar gibt Wollaib jeweils die Standorte der einzelnen Sprüche an, doch ist seine Beschreibung nicht an den Himmelsrichtungen orientiert. Vielmehr dienen seinen Standortangaben Türen, Fenster, Treppen usw. als Bezugspunkte und lassen somit heute eine Rekonstruktion der genauen Anordnung nicht mehr zu, da das Aussehen der Kirche vor dem Umbau nicht bekannt ist. Im Folgenden werden daher die Standortangaben Wollaibs übernommen und in ihrer Reihenfolge belassen. Lediglich die von ihm getrennt aufgelisteten deutschen und hebräischen Inschriften werden zusammengeführt. Die nicht-biblischen Texte und die deutschsprachigen Bibelzitate werden im vollen Wortlaut zitiert, auf eine vollständige Wiedergabe der von Wollaib ins Deutsche übersetzten hebräischen Bibeltexte wird dagegen verzichtet zugunsten der entsprechenden Stellenzitate mit dem Zusatz „hebr.“. Zur Entlastung des Anmerkungsapparats werden die modernen Bibelzitatnachweise in runden Klammern direkt in den Text gezogen. Die zusammen gruppierten Sprüche stehen stets in einem inhaltlichen Zusammenhang untereinander und nehmen entweder Bezug auf die Funktion der Kirchenausstattungsstücke, neben denen sie aufgemalt waren, oder auf die Gruppen von Kirchenbesuchern, deren Sitzplätze sich in unmittelbarer Nähe der Inschriften befanden.

Beschreibung nach Wollaib.

A. Innen im Eingang der großen Tür, oben und an der Wand gegenüber, unter Augenhöhe:

  1. Jes 56, 7 (hebr.) / Jes 2, 3 (hebr.) / Ps 90, 17 (hebr.) / Esa. c. 56. v. 7. (Jes 56, 7) So spricht der Herr: Mein Hauß heißet ein Bethauß allen Völckern / Esa. c. 2. v. 3. (Jes 2, 3) Die werden hingehen und sagen: Kommet und laßet uns gehen zum Hause deß Gottes Jacobs daß Er uns lehre seine wege und wir wandlen auff seinen Stegen / Ecclas. c. 5. (Pred 5, 1) Bewehre deinen Fuß wann du zum Hauße Gottes gehest und kom daß du hörst / Psalm. 122. v. 1. Jch freüe mich das mir geredet ist daß wir werden in das Hauß deß Herren gehen / Psalm. 27. v. 4. Eins bitte ich vom Herren daß Hette ich gern daß ich im Hause deß Herrn bleiben möge mein Leben lang zu schauen die schöne Gottesdienst deß Herren und einen Tempel zu besuchen / Psalm. 84. v. 1. 5. Wie lieblich sind deine Wohnungen Herr Zebaoth. wol denen die in deinem Hause wohnen die loben dich immerdar Sela

B. Daneben, vermutlich am Opferstock:

  1. Psalm. 51. v. 19. Die Opffer die Gott gefallen sind ein geängster Geist ein geängstes und zuschlagen Hertz wirstu Gott nicht verachten / Psalm. 34. v. 19. Der Herr ist nahe bey denen die zubrochens Hertzen sind und hülff denen die zuschlagen Gemüht haben

C. Bei derselben Tür, unten an der alten Empore, vermutlich an einem Stützpfosten, Segenssprüche:

  1. 4 Mose 6, 25–27 (hebr.) / Ps 91, 9–12 (hebr.) / der Herr mit dir / 1 Sam 12, 23–24 (hebr.) / Ps 115, 14 (hebr.)

D. Über dem Stuhl der Amtmännin:

  1. Psalm. 18. v. 7. Wann mir angst ist so ruffe ich den Herren an und schrey zu meinem Gott so erhöret Er meine Stimme vor seinem Tempel / Psalm. 66. v. 18. 20. Wo ich unrechts fürhette in meinem Hertzen so würde der Herr nicht hören. Gelobet sey Gott der mein Gebett nicht verwürfft noch seine Güte von mir wendet / Psalm. 134. v. 2. Hebet eüere Hände auff im Heiligthum und lobet den Herren

E. Über den Sitzplätzen der kleinen Mädchen:

  1. Psalm. 8. v. 3. Matth. 21. v. 16. Auß dem Mund der jungen Kinder und Säiglingen hastu eine Macht zugerichtet umb deiner Feinde willen

F. An der anderen Wand, über der neuen Tür im Eingang:

  1. Ps 121, 8 (hebr.) / Psalm. 5. v. 8. Jch will in dein Hauß gehen Herr auff deine große Güte und anbeten gegen deinen Heiligen Tempel in deiner Forcht

G. Über und unter dem runden Oberlicht über dem Stuhl der Pfarrerin:

  1. Exod. c. 20. v. 24. (2 Mose 20, 24) An welchem Ort ich meines Nahmens Gedächtnus stifften werd da will Ich zu dir kommen und dich segnen / Psalm. 119. v. 92. Wo dein Wort nicht mein Trost gewest wer so wer ich vergangen in meinem Elend den dein Wort erquickt mich / Esa. c. 66. v. 2. (Jes 66, 2) Jch sehe an den Elenden und der Zubrochen Geistes ist und der sich fürchtet für meinem wort spricht der Herr

H. Zwischen den zwei alten Fenstern:

  1. Matth. c. 22. v. 37. 38. 39. 40. Du solt lieben Gott deinen Herren von gantzem Hertzen von gantzer Seelen von gantzem Gemühte diß ist das fürnehmste und gröste Gebott. Daß ander ist dem gleich du solt deinen Nechsten lieben alß dich selbst. Jn disen zweyen Gebotten hanget daß gantze Gesetz und die Propheten / Joh. c. 3. v. 16. Also hat Gott die Welt geliebet daß Er seinen Eingebornen Sohn gab auff daß alle die an Jhn glauben nicht verlohren werden sondern das ewig leben haben / Gal. c. 5. 6. Jn Christo Jesu gilt der Glaub der durch die liebe thätig ist / Psalm. 148. v. 11. (Ps 148, 11–13, gekürzt) Alle Leüth Jüngling und Jungfrauen alte mit den jungen sollen loben den Nahmen deß Herren / Psalm 89. v. 16. Wol dem Volck daß jauchzen kan, Herr, sie werden im licht deines Antlitzes wandlen / Psalm. 96. v. 9. Betet an den Herren im heiligen Schmuck / Psalm 2. v. 11. 12. Dienet Jhm mit Furcht auch mit Zittern. Küßet den Sohn daß Er nicht zürne und ihr umkommet auff dem weg

I. Neben der alten Emporkirche untereinander:

  1. Hebr. c. 9. v. 27. Den Menschen ist gesetzt einmahl zu sterben, darnach aber daß Gericht / Joh. 5. v. 24. Wahrlich wahrlich ich sage eüch wer mein wort hört und glaubet dem der mich gesant hat der hat das ewige leben und kommet nicht in das Gericht sondern er ist vom Tod zum leben hindurchgetrungen / Psalm. 50. v. 15. Ruffe mich an in der Noth so will ich dich erretten so soltu mich preisen / Joh. 16. v. 23. Wahrlich wahrlich ich sage eüch so ihr den Vatter etwas bitten werdet in meinem Nahmen so wird ers eüch geben / Jac. c. 5. v. 16. Deß Gerechten Gebet vermag viel so es ernstlich ist

K. Oben an der alten Empore:

  1. Ps 122, 3–4 (hebr.) / Ps 132, 13–16 (hebr.) / Jes 26, 8 (hebr.) / Jes 40, 8 (hebr.) / Jes 25, 9–10 (hebr.) / Jes 26, 4 (hebr.)

L. „Daran hinumb“ unten an der langen alten Empore:

  1. Ps 1, 1–4 (hebr.)

M. Über dem Aufseher-Stuhl:

  1. Rom. c. 12. v. 7. (Röm 12, 7) Hat iemand ein Ampt so warte er deß Ampts / 1. Tim. c. 3. v. 13. Welche aber wol dienen die erwerben ihnen selbst eine gute Stuffen und ein große Früdigkeit im Glauben in Christo Jesu

N. Unter den beiden alten Fenstern, in drei Spalten angeordnet, die Spalten mit Überschriften:

  1. Lection für Reiche Arme

1. Spalte:

  1. 1. Tim. c. 6. v. 17. Den Reichen von diser Welt gebeut daß sie nicht stoltz seyn, auch nicht hoffen auff den ungewisen Reichthum sondern auff den lebendigen Gott der uns dargibet reichlich allerley zu genießen. v. 18. daß sie guts thun, reich werden an guten wercken, gern geben, behülfflich seyn. 19. Schätze ihnen selbst samlen, einen guten Grund auffs zukünfftige, daß sie ergreiffen daß ewige leben / Syr. c. 31. v. 5. (Sir 31, 5–6) Wer Geld liebhat der bleibet nicht ohne Sünd und wer vergängliches sucht der wird mit vergehen 6. Viel kommen zu Fall umb Gelds willen / Syr. c. 11. v. 26. (Sir 11, 25) Sprich nicht ich hab genug wie kan mirs fehlen

2. Spalte:

  1. Prov. c. 22. v. 2. (Spr 22, 2) Reiche und Arme müßen undereinander seyn der Herr hat sie alle gemacht / Prov. 29. v. 13. (Spr 29, 13) Arme und Reiche begegnen einander aber beyder Augen erleüchtet der Herr / Syr. c. 10. v. 25. (Sir 10, 25) Es soll sich beyde der Reiche und Arme der große und kleine keines andern rühmen denn daß sie Gott fürchten

3. Spalte:

  1. Syr. 11. v. 22. (Sir 11, 20–23) Laß dich nicht irren wie die Gottlosen nach Gut trachten. 23. vertraue du Gott und bleib in deinem Beruff denn es ist dem Herren gar leicht den Armen reich zu machen. 24. Gott segnet den Frommen ihre Güter und wen die Zeit kompt gedeyen sie bald / Ps. 37. v. 25. Jch bin jung gewesen und Alt worden und hab auch nie gesehen den Gerechten verlassen oder seinen Saamen nach Brod gehen / Syr. 20. v. 23 (Sir 20, 23) Manchem wehret sein Armuth daß er nicht übels thut davon hat er den vortheil daß er kein böß gewißen hat / Syr. c. 11. v. 25. (Sir 11, 24) Sprich nicht was hülft michs und was hab ich dieweil

Langzeile:

  1. Syr. c. 10. v. 26. (Sir 18, 26) Es kan vor Abends wol anders werden weder es am Morgen war und solches geschiehet bald für Gott

Auf die drei Spalten aufgeteilter Vers:

  1. Prov. c. 13. v. 7. (Spr 13, 7) Mancher ist Arm bey großem Gut / und / Mancher ist Reich bey seiner Armuth

Darunter wieder spaltenweise, 1. Spalte:

  1. Syr. c. 31. v. 4. (Sir 31, 4) Der ist Arm der da arbeitet und gedeyet nicht und wann er schon auffhöret so ist er doch ein bettler

3. Spalte:

  1. v. 3. (Sir 31, 3) Der ist Reich der da arbeitet und samlet Geld und höret auff und geneust sein auch

2. Spalte, ganz unten:

  1. Psalm. 37. v. 37. Bleibe fromm und halte dich recht dann solchen wirdt zuletzt wol gehen

O. Hinter der großen Tür an der Treppe für die Knechte:

  1. 1. Tim. c. 4. v. 7. Übe dich selbst an der Gottseeligkeit denn die leibliche übung ist wenig nutz. 8. Aber die Gottseeligkeit ist zu allen dingen Nutz und hat die Verheißung dises und deß zukünfftigen lebens. 9. Daß ist ie gewißlich wahr und ein theür wertes wort / Leu. 19. v. 32. (3 Mose 19, 32) Für einem grauen Haupt soltu aufstehen und die Alte ehren dann du solt dich förchten für deinem Gott dann ich bin der Herr

P. Unter der alten Empore, bei den Leich- und Hochzeitsstühlen der Männer:

  1. Eccles. 3. v. 4. (Pred 3, 4) Weinen lachen hat seine Zeit klagen tantzen / Prov. 14. v. 13. (Spr 14, 13) Nach dem Lachen kompt trauren und nach dem leyd kommet Freüd / Rom. 12. v. 11. (Röm 12, 11–13, 15–16, gekürzt) Schicket eüch in die Zeit Seyd fröhlich in Hoffnung gedultig in Trübsaal, 12. Haltet an am Gebet. 13. Nehmet eüch der Heiligen Nothdurfft an, 14. freyet eüch mit den Fröhlichen und weinet mit den weinenden. 15. Habt einerley Sinn undereinander / Eccles. 7. v. 15. (Pred 7, 15) Am guten Tag sey guter Ding und den bösen tag nimb auch für gut dann disen schaffet Gott neben jenem daß der Mensch nicht wißen soll was künfftig ist

Q. Über dem Sakristeieingang:

  1. Eccles. 5. v. 5. (Pred 5, 5) Sprich für dem Engel nicht ich bin unschuldig Gott möcht erzürnen über deine Stim und verdammen alle werck deiner händ/ Prov. 28. v. 13. (Spr 28, 13) Wer seine Mißethat leügnet dem wird nicht gelingen. wer sie aber bekennet und läst der wird Barmhertzigkeit erlangen wie David mit seinem eigenen Exempel Ps. 32. erweiset / (Ps 32, 3 u. 5) Da ichs wolt verschweigen verschmachten meine Gebeine durch mein täglich Heülen. Darum bekenne ich die meine Sünd und verhehle meine Mißethat nicht. Jch sprach ich will dem Herren meine übertrettung bekennnen du vergabestu mir die Mißethat meiner Sünde. Seela.

R. In der Sakristei zwischen den zwei Fenstern:

  1. Syr. 1. v. 32. (Sir 1, 34–35, gekürzt) Sihe zu daß dein Gotteßfurcht nicht Heücheley sey und diene Jhm nicht mit falschem Hertzen und sihe zu was due redest glaubest und fürhast / Hiob. c. 13. v. 9. Meinet ihr daß ihr Gott teüschen werdet wie man ein Menschen teüschet / 1. Sam. c. 16. v. 7. Der Herr sihet daß Hertz an / Deut. c. 23. v. 21. (5 Mose 23, 21) Wenn du dem Herren deinem Gott ein Gelübd thust so soltu es nicht verziehen zu halten denn der Herr dein Gott wirds von dir fordern und wird dir Sünde seyn / Eccles. c. 5. v. 4. (Pred 5, 3) Was du gelobet daß halte

S. Am und über dem Beichtstuhl:

  1. Jes 58, 1 (hebr.) / Hes 33, 9 (hebr.) / Joh. c. 20. v. 23. (Joh 20, 22–23) Nimmet hin den Heiligen Geist welchen ihr die Sünden erlaßet denen sind sie erlaßen und welchen ihr sie vorbehaltet denen sind sie vorbehalten / 2. Cor. c. 5. v. 20. So sind wir nun Bottschafften an Christus statt dann Gott vermahnet durch uns. So bitten wir nun an Christus Statt laßet eüch versohnen mit Gott

T. In der Sakristei, dem Beichtstuhl gegenüber:

  1. 2. Tim. c. 4. v. 5. Leide dich thue das Werck eines Evangelischen Predigers richte dein Ampt redlich auß

U. „An der Wand im Heraußgehen“, wohl in der Türlaibung:

  1. Jer. c. 1. v. 7. (Jer 1, 7–9) Du solt predigen was ich dich heiße. v. 8. Fürchte dich nicht für ihnen denn ich bin bey dir und will dich erretten spricht der Herr. v. 9. Sihe Jch lege meine wort in deinen Mund / c. 15. v. 19. (Jer 15, 19) Wo du dich zu mir hältest so will Jch micht zu dir halten und du solt mein Prediger bleiben und ehe du soltest zu ihnen fallen so müßen sie ehe zu dir fallen / Cap. 1. v. 19. (Jer 1, 19) Und wann sie gleich wider dich streiten sollen sie doch dir nichts anhaben

V. Über den Richterstühlen neben der Sakristei und gegenüber:

  1. 2. Chron. 19. v. 6. (2 Chr 19, 6–7) Josaphat der König der Juden sprach zu den Richtern: sehet zu was ihr thut dann ihr haltet das Gericht nicht den Menschen sondern dem Herren und Er ist mit eüch im Gericht. v. 7. Darumb laßet die Furcht deß Herren bey eüch seyn und hütet eüch und thuts. Denn bey dem Herren unserm Gott ist kein unrecht noch ansehen der Persohn noch annehmen deß Geschencks / 2 Chr 19, 5–7 (hebr.) 5 Mose 16, 18–20 (hebr.) / 5 Mose 1, 17 (hebr.)

W. Bei dem Taufstein:

  1. Matth. c. 28. v. 19. Lehret alle Völcker und tauffet sie im Nahmen deß Vatters und deß Sohns und deß Heiligen Geistes / Marc. c. 10. v. 14. Laßet die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht: dann solcher ist das Himmelreich / Joh. c. 3. v. 3. Wahrlich wahrlich Jch sage eüch es sey dann daß iemand von neüem gebohren werde kan er das Reich Gottes nicht sehen / Marc. 16. v. 16. Wer da glaubt und getaufft wird der wird seelig / 1. Pet. 3. v. 21. (1 Petr 3, 21) Der Tauff ist der Bund eines guten Gewißens mit Gott

X. Am Taufstein, ringsum an acht skulptierten Schilden die Wappen und Namen von Förderern des Kirchenbaus2:

  1. H(annß) K(rafft) / D(aniel) S(chad) / L(eo) R(oth)3) / H(annß) U(lrich) K(rafft)4) / S(ebastian) V(etter)5) / M(ichael) M(üller)6) / C(unrad) D(ieterich)7) / S(ebastian) A(nton) N(eithart)8)

Y. Hinter dem Schulmeisterstuhl an der Treppe für die Knechte und Mägde:

  1. Eccl. 12. v. 1. (Pred 12, 1) Gedencke an deinen Schöpffer in deiner Jugend ehe dann die bößen tag kommen und die Jahr herzutretten / Syr. 28. v. 5. (Sir 25, 5) Wann du in der Jugend nicht samlest was wiltu im Alter finden

Z. Auf der neuen Empore an der Wand hinter den Stühlen der Knechte:

  1. Tob. 4. v. 6. Mein Sohn dein lebenlang hab Gott vor Augen und im Hertzen und hüte dich daß du in keine Sünd willigest und thust wider Gottes Gebott / v. 13. (Tob 4, 13–14) Hüte dich mein Sohn für allerley Hurerey und ohn dein weib halt dich zu keiner andern. v. 14. Hoffart laß weder in deinem Hertzen noch in deinen worten herrschen dann sie ist ein Anfang alles verderbens / v. 18. (Tob 4, 18) Jß noch trinck nicht mit den Sündern / v. 20. (Tob 4, 20) Dancke allezeit Gott und bete daß Er dich regiere und du in allem deinem fürnehmen seinem Wort folgest

AA. Auf derselben Empore „an der Seiten hinumb“, über dem Oberlicht:

  1. 1. Joh. 2. v. 14. Jch schreibe eüch Jünglinge daß ihr starck seyd und daß Wort Gottes bey eüch bleibet und den Bößewicht überwunden habt Psalm. 119. v. 9. Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträfflich gehen? Wenn er sich hält nach deinen worten

AB. Auf derselben Empore im Osten beim Altar:

  1. Ps 48, 2–4 u. 9–11 (hebr.) / Davids Unterweisung / Ps. 34, 12 (hebr.) / Ps 111, 10–11 (hebr.) / Ps 1, 1–2, gekürzt (hebr.)

AC. Darunter über der Emporenstütze:

  1. Epitaphium / Ps 89, 49 (hebr.) / Ps 90, 12 (hebr.) / Ps 51, 19 (hebr.) / Ps 25, 7 (hebr.) / Ps 32, 2 (hebr.) / Hiob 19, 25–27 (hebr.) / 1 Mose 49, 18 (hebr.) / Symbolum / M(ichael) M(üller) V(lmensis) / Mors Mihi Vita9) / Der Tod ist mein Leben

AD. Unter der neuen Empore hinter den Stühlen der Mägde:

  1. Sap. 8. v. 21. (Weish 8, 21) Da ich erfuhr daß ich nicht anders konte züchtig seyn, es gebe mirs denn Gott, trat ich zum Herren und bat ihn von gantzem meinem Hertzen / Syr. 23. v. 5. 6. (Sir 23, 5–7) Herr Gott Vatter und Herr meines Lebens behüte mich vor unzüchtigem Gesicht und wende von mir alle böse lüste, laß mich nicht in unkeüschheit und schlemmen gerahten, v. 7. und behüte mich für unverschamtem Hertzen / Psalm. 86. 11. Weise mir deinen Weg daß ich wandle in deiner Warheit, erhalte mein Hertz bey dem einigen daß ich deinen Nahmen fürchte / Ps. 119. v. 105. Dein Wort ist meines Fußes Leüchte und ein Liecht auff meinem wege

AE. „Daran hinumb“:

  1. Esa. c. 48. v. 17. (Jes 48, 17) Jch bin der Herr dein Gott der dich lehret was nutzlich ist und leite dich auf dem weg den du gehest / Ezech. 36. v. 27. (Hes 36, 27) Jch will meinen Geist in eüch geben und will solche leüthe auß eüch machen die in meinen Gebotten wandlen

AF. Über den Sitzplätzen der Knaben:

  1. Psalm. 34. v. 12. Kommet her Kinder hört mir zu ich will eüch die Furcht deß Herren lehren / Psalm. 111. v. 10. Die Furcht deß Herren ist der Weißheit Anfang / Syr. c. 3. v. 9. (Sir 3, 9–10) Ehr Vatter und Mutter mit der that mit worten und Gedult auff daß ihr Segen über dich komme / v. 3. (Sir 3, 3): Denn der Herr will den Vatter von den Kindern geehret haben und was ein Mutter die Kinder heißet will er gehalten haben

AG. Darüber zwischen den beiden neuen Fenstern „im Zugang der Communicanten“:

  1. 1. Cor. 11. v. 28. Der Mensch prüfe aber sich selbst und also eße er von disem Brod und trincke von disem Kelch / Matth. 5. v. 23. (Mt 5, 23–25) Wann du deine Gabe auff den Altar opfferst und wirst alda eindencken daß dein Bruder etwas wider dich habe so laße alda für dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versühne dich mit deinem Bruder und alßdann komm und opffere deine Gab. Sey willfertig deinem widersacher bald dieweil du noch bey ihm auff dem wege bist / Matth. 18. v. 35. Also (wie dem unbarmhertzigen Schalcks-Knecht)a) wird eüch mein himmelischer Vatter auch thun so ihr nicht vergebet von eüern Hertzen ein ieglicher seinem Bruder seine Fehl / Luc. 14. v. 27. Wer nicht sein Creütz trägt und mir nachfolget kan nicht mein jünger seyn / Syr. 1. v. 31. (Sir 1, 33): Der Glaub und Gedult gefallen Gott wol

AH. Über und unter dem Oberlicht:

  1. Matth. 5. v. 6. Selig sind die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit denn sie sollen satt werden / Matth. 11. v. 28. Kompt her zu mir alle die ihr mühselig und beladen seyd Jch will eüch erquicken / Esa. 55. v. 1. 2. (Jes 55, 1–3, gekürzt) Wolan alle die ihr durstig seyd kommet her, höret, so wird eüer Seel leben / 1. Cor. 10. v. 15. 16. Alß mit den Klugen rede ich, richtet ihr selbs was ich sag: daß Brod daß wir brechen ist daß nicht die Gemeinschafft deß Leibs Christi: der gesegnete Kelch welchen wir segnen ist der nicht die Gemeinschafft deß Bluts Christi

AI. Am Stuhl an der Wand hinter den Knabensitzen:

  1. Hes 18, 31–32 (hebr.) / Sach 1, 3 (hebr.)

AK. Im Schwibbogen hinter dem Altar „unter den Linien“:

  1. Luc. 18. v. 13. Gott sey mir Sünder Gnädig / Psalm. 25. v. 7. Gedencke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner übertrettung. Gedencke aber mein nach deiner Barmhertzigkeit umb deiner Güte willen / Esa. 43. v. 25. (Jes 43, 25) Jch Jch tilge deine Übertrettung umb meinetwillen und gedencke deiner Sünde nicht: spricht der Herr / 1. Joh. 1. v. 7. Das Blut Jesu Christi seines Sohns macht uns rein von aller Sünde / Joh. 6. v. 54. 55. 56. Wer mein Fleisch ißet und trincket mein Blut der hat das ewige leben und Jch werde ihn am Jüngsten Tag aufferwecken denn mein Fleisch ist die rechte Speiß und mein Blut ist der rechte Trank. wer mein Fleisch ißet und trincket mein Blut der bleibet in mir und Jch in ihm / Psalm. 32. v. 2. Wol dem Menschen dem der Herr die Mißethat nicht zurechnet, in deß Geist kein Falsch ist / Joh. 5. v. 14. Sihe zu, du bist gesund worden, sündige forthin nicht mehr daß dir nicht etwas ärgers widerfahre / Luc. 7. v. 50. Dein Glaub hat dir geholffen, gehe hin mit Frieden

AL. Hinten beim Altar:

  1. Ps 143, 10 (hebr.)

AM. „Am Schwibbogen herumb“ über dem Brautstuhl und daneben:

  1. 1. Joh. 4. v. 11. Jhr Lieben, hat uns Gott also geliebet so sollen wir uns auch unter einander lieben / Dann wir alle sind ein Brod und ein Leib dieweil wir alle eines Brods theilhafftig sind und auß einem Kelch trincken. 1. Cor. 10. v. 17. / 1. Joh. 3. v. 18. Meine Kindlein, laßet uns nicht lieben mit worten noch mit der Zungen sondern mit der That und mit der warheit / Matth. 5. v. 16. Also last eüer Liecht leüchten für den Menschen daß sie eüer gute werck sehen und eüern Vatter im Himmel preisen / Psalm. 143. v. 10 (Ps 143, 11) Lehre mich thun nach deinem Wolgefallen, Herr, dann du bist mein Gott, dein guter Geist führe mich auff ebener Bahn / Spr 18, 22 (hebr.)

AN. Oben im Chorbogen, Bauinschrift:

  1. Anno Christi M DC XVI / Jst diser neüe Bau auff deß Heiligen Kosten10) alhie an den Thurn gesetzt und erbauet worden mit Gnädiger Bewilligung Rath und fürsehen eines wolweisen Ersamen Rahts der Statt Ulm

AO. Unter der Kanzel:

  1. Ps 119, 105 (hebr.) / Ps 36, 10 (hebr.) / Ps 122, 1 (hebr.) / Ps 84, 1 (hebr.) / Ps 84, 5 u. 7–8 (hebr.) / Ps 84, 11 (hebr.) / Ps. 116, 10 (hebr.)

AP. Um die Kanzel, vielleicht Brüstungsinschrift:

  1. Ps 51, 17 (hebr.)

AQ. Am Pfarrstuhl hinten oben, in der Mitte und darunter:

  1. 2 Mose 4, 12 (hebr.) / Ps 86, 17 (hebr.) / Ps 13, 6–7 (hebr.) / Jer 1, 8 (hebr.)

AR. Am Aufgang zur Kanzel, vermutlich in aufsteigender Reihenfolge:

  1. Ps 138, 8 (hebr.) / Psalm. 71. v. 16. Jch gehe einher in der Krafft deß Herren Herren / Psalm. 51. v. 17. Herr thue meine Lippen auff daß mein Mund deinen Ruhm verkündige / Esa. 49. v. 4. (Jes 49, 4) Dann meine Sach ist deß Herren und mein Ampt meines Gottes / 1. Cor. 15. v. 58. Jhr wißet daß eüer Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herren / Psalm. 118. v. 25. O Herr hülff, o Herr laß wolgelingen / Psalm. 68. v. 34. Sihe Er wird seinem Donner Krafft geben

AS. Am Kanzelpult:

  1. 5 Mose 4, 1–2 (hebr.)

AT. Unter dem Kanzeldeckel an der Wand:

  1. Matth. 10. v. 20. Denn ihr seyd es nicht die da reden sondern eüers Vatters Geist ist es der durch eüch redet

AU. Unten am Schalldeckel „am Füeßlein“:

  1. Ps 115, 14 (hebr.)

AV. Im Schalldeckel der Kanzel, offenbar als Umschriften:

  1. Esa. 58. v. 1. (Jes 58, 1) Ruffe getrost, schone nicht und verkündige meinem Volck ihre Sünde / Joël. 2. v. 28. (Joel 3, 1) Jch will meinen Geist außgießen über alles Fleisch

AW. Gegenüber der Kanzel neben dem Fenster:

  1. 1. Pet. 4. v. 11. So iemand redet daß ers rede alß Gottes Wort / im Nahmen Christi Buße und Vergebung der Sünde. Luc. cap. 24. v. 47.

AX. „Vor über“, wahrscheinlich an der Kanzelbrüstung, und darunter:

  1. Matth. 17. v. 5. Diß ist mein lieber Sohn an welchem ich wolgefallen habe, den solt ihr hören / Luc. 10. v. 16. Wer eüch höret der höret mich, wer eüch verachtet der verachtet mich

AY. An der Bibelwand auf der alten Empore, über die gesamte Länge, bei der Kanzel beginnend:

  1. Esa. 55. v. 11. (Jes 55, 11) Daß Wort so auß meinem Munde gehet soll nicht wider leer zu mir kommen sondern thun das mir gefället und soll ihn gelingen darzu ichs sendt / Psalm. 25. v. 14. Daß Geheimnis deß Herren ist unter denen die Jhn fürchten und seinen Bund laßet Er sie wißen / Rom. 1. v. 16. Daß Evangelium ist eine Krafft Gottes die da seelig machet alle die daran glauben

AZ. „Daran hinumb“:

  1. Psalm. 85. v. 9. 10. Ach daß ich hören solt daß Gott der Herr redet, daß er Friede zusagt seinem Volck und seinen Heiligen auff daß sie nicht auff eine Thorheit gerahten. doch ist ja seine Hülffe nahe denen die Jhn fürchten daß in unserm lande Ehr wohne / Psalm. 60. v. 8. it. 108. v. 7. Gott redet in seinem Heiligthum, deß bin ich froh

BA. Zwischen beiden Fenstern und „daran hinab“:

  1. Eccles. 12. v. 13. 14. (Pred 12, 13–14) Laß uns die Haupt Summa aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebott denn das gehöret allen Menschen zu. Denn Gott wird alle Werck für Gericht bringen daß verborgen ist, es sey gut oder böß / Syr. 15. v. 1. 2. (Sir 25, 1–2) Drey schöne Dinge sind die beyde Gott und den Menschen wolgefallen. Wenn Brüder eins sind und die Nachbarn sich lieb haben und Mann und Weib sich miteinander wol begehen Psalm. 133. v. 1. 3. Sihe wie fein und lieblich ists daß Brüder einträchtig beyeinander wohnen. dann daselbst verheißet der Herr Seegen und Leben immer und ewiglich

BB. Bei dem „alten Richter Stieglen“:

  1. Luc. 21. v. 19. Faßet eüere Seele mit Gedult / Esa. 30. v. 15. (Jes 30, 15) Denn so spricht der Herr Herr, der Heilige in Israel: wenn ihr stille bleibet so würde eüch geholffen, durch stille seyn und hoffen würdet ihr starck seyn

BC. Über den zwei Richterstühlen, gegenüber dem Amtsstuhl, „beym Gsang“ und im Eingang der neuen Tür unter Augenhöhe:

  1. Matth. 6. v. 33. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit so wird eüch solches alles zufallen / Col. 3. v. 16. Laßet das Wort Christi reichlich unter eüch wohnen in aller weißheit, lehret und vermahnet eüch selbs mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern und singet dem Herren in eürem Hertzen / Luc. 11. v. 28. Ja seelig sind die das Wort Gottes hören und bewahren / Matth. 18. v. 19. 20. Weiter sage Ich eüch: wo zween unter eüch eins werden auff Erden warumb es ist daß sie bitten wollen daß soll ihnen widerfahren von meinem Vatter im Himmel. Denn wo zween oder drey versamlet sind in meinem Nahmen da bin Jch mitten unter ihnen

BD. Über der Westempore „oben an der Bühnen“ am Turm, Bauinschrift:

  1. Anno Domini 1616 / Ist dise Bühne der alten Kirchen über sich geschraufft und erhöhet worden der neüen Bühnen gleich um vier Schuch. / Von ›––––––––––––––––––––––––––‹ dannen11)

BE. Über dem Amtmannsstuhl:

  1. Ein ieder thue sein Ampt mit Fleiß Kehr sich nicht an eins ieden Weiß Richt sich nach Gott und seinem Wort Jsts recht so fahr er kecklich fort

    Rom. 13. v. 1. 2. 5. Jedermann sey der Obrigkeit underthan die Gewalt über ihn hat: dann es ist kein Obrigkeit ohne von Gott, wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet, wer sich nun wider die Oberkeit setzet der widerstrebet Gottes Ordnung, die aber widerstreben werden über sich ein Urtheil empfangen. So seyd nun auß Noth unterthan, nicht allein umb der Straffe sondern auch umb deß Gewißens willen/ Prov. 20. v. 12. (Spr 20, 12): Ein horend Ohr und sehend Aug die machet beede der Herr / 1. Pet. 2. v. 17. Förchtet Gott, ehret den König

BF. Neben der neuen Tür „im Außgang“, wohl in der Laibung:

  1. Psalm. 121. v. 8. Der Herr behüte deinen Außgang und Eingang von nun an biß in Ewigkeit

BG. Außen, vor der Tür über der Sitzbank:

  1. Prov. 16. v. 9. (Spr 16, 9) Deß Menschen Hertz schläget seinen Weg an aber der Herr allein gibt daß er fort gehe / v. 3. (Spr 16, 3) Befihl dem Herren deine Werck so werden deine Anschläg fort gehen / v. 2. (Spr 16, 2) Einen ieglichen duncken seine Weg rein seyn aber allein der Herr machet daß Hertz gewieß / Syr. 9. v. 22. (Sir 9, 22) Richte alle deine Sachen nach Gottes Wort

BH. „Bey den Leichen“:

  1. Christliche Erinnerung auff dem Kirchhoff

BI. An einem Turmpfeiler:

  1. Hebr. 9. v. 27. Dem Menschen ist gesetzt einmahl zu sterben, darnach aber das Gericht / Ps. 89. v. 49. Wo ist iemand der da lebet und den Tod nicht sehe? / Syr. 14. v. (Sir 14, 18) Es ist der alte Bund, du must sterben / Syr. 10. v. 12. (Sir 10, 12) Heüte König morgen tod / Syr. 38. v. 23. (Sir 38, 23) Gestern wars an mir, heüte ists an dir / Syr. 7. v. 39. (Sir 7, 40) Was du thust so bedencke das Ende so wirstu nimmer mehr Übels thun / Psalm. 90. v. 13. (Ps 90, 12) Lehre uns bedencken Herr daß wir sterben müßen auf das wir Klug werden / Phil. 1. v. 21. Christus ist mein Leben und sterben ist mein Gewin / Psalm. 118. v. 17. Darumb werde ich nicht sterben sondern leben und deß Herren Werck verkündigen

BK. Am anderen Turmpfeiler:

  1. Biß fromm, gedenck o Menschen Kind Diß unser Voreltern gwesen sind Schau alda wie Gott richt so recht Hie ligt der Herr und auch sein Knecht Alhie ligen sie alle beyd Secht was ist für ein unterscheid? Thue Buß, laß ab von all deim Pracht Daß Teüffel, Höll ja find kein Macht

    Joh. 8. v. 51. Wahrlich wahrlich Jch sage eüch, so iemand mein Wort wird halten der wird den Tod nicht sehen ewiglich / Joh. 10. v. 25. (Joh 11, 25–26) Jch bin die Aufferstehung und das Leben, wer an mich glaubet der wird leben ob er gleich stürbe. Und wer da lebet und glaubet an mich der wird nimmermehr sterben

Versmaß: Deutsche Reimverse (BE, BK).

 
Wappen
Wappen (zu Inschr. X): Krafft, Schad, Roth, Krafft, Vetter, Müller, Dieterich, Neithart.
Zur Kirchenrenovierung und -erweiterung von 1616 berichtet Wollaib12, daß der Ulmer Rat 1100 fl. vorgestreckt und die Türkheimer Heiligenpflege diesen Betrag in 24 Jahren aus ihrem „gewöhnlichen Einkommen“ abbezahlt habe. Wie aus der Bauinschrift (AN) hervorgeht, wurden nur das Kirchenschiff und der Chor neu erbaut, während der alte Westturm erhalten blieb. Auch die Westempore am Turm wurde übernommen, mußte aber erhöht werden, um gleiches Niveau mit der neuen Empore zu erreichen (Inschr. BD). Die epigraphische Ausmalung der Türkheimer Kirche ist sicherlich eine der umfangreichsten überlieferten ihrer Art. Als Initiator, vielleicht auch als Ausführender, gibt sich der Türkheimer Pfarrer Michael Müller in Inschrift (AC) zu erkennen. Er versah seit 1596 die Pfarrstelle13. Bemerkenswert ist die Anbringung der zahlreichen hebräischen Bibelzitate neben den deutschen. Zutreffend ist das Urteil Martin Scharfes14, „daß es in erster Linie gar nicht so sehr darauf ankam, daß die Sprüche alle gelesen wurden. Läßt man einmal die Möglichkeit außer acht, daß der … Pfarrer Michael Müller bloß seine Gelehrsamkeit ausbreiten wollte, so bleibt als andere Möglichkeit die Erklärung, daß er die volle, durch keine Übersetzungsschwierigkeiten getrübte Bedeutung des Urtextes darbieten wollte“. Zur Belehrung des Kirchenvolks waren die Inschriften freilich nicht geeignet, da sie gar nicht verstanden wurden, „man muß vielmehr annehmen, daß einfach die Existenz des göttlichen Wortes demonstriert werden sollte, etwa in dem Sinne, wie in mittelalterlichen Kirchen die Heilstatsachen unabhängig davon, ob sie das Auge des Beschauers erreichen konnte oder nicht, abgebildet wurden“. Die deutschen Sprüche hatten dagegen sehr wohl den Zweck der Belehrung. Dies zeigt sich sehr deutlich in der Auswahl und Gruppierung der Bibelzitate und ihrer gelegentlichen Kommentierung durch Überschriften oder Verse. Die zusammengestellten Texte betreffen jeweils einen gemeinsamen Themenkomplex oder richten sich an eine bestimmte Zielgruppe.

Textkritischer Apparat

  1. Runde Klammern im Text.

Anmerkungen

  1. Wollaib setzte 1704 der Beschreibung der Türkheimer Inschriften einen eigenen Zwischentitel vor (Par. Ulm. 463): „295. Außerlesene Schöne Denckwürde Sprüch auß Heiliger Schrifft, darvon 42. in Hebraischer und 153. in Teütscher Sprach an die Wande der Kirchen zu Turckheim. geschrieben, zu allerley Christlicher Erinnerung Lehr und Trost nach gelegenheit der Örter und Stelle. Alß die Kirche daselbst Anno 1616. erweitert und erneüert worden …“ (Es folgt 5 Mose 6, 6. 8. 9) „M. Marcus Wollaib. Pfarrer zu Altenstatt. 1704.“
  2. Den Angaben Wollaibs, Par. Ulm. 471, ist nicht eindeutig zu entnehmen, ob die vollen Namen oder – wie in einer beigefügten Skizze des Taufsteins – nur die Initialen angebracht waren.
  3. Johann Leo Roth, 1607 Helfer, 1620–34 Pfarrer zu Geislingen.
  4. Ulmischer Pfleger zu Geislingen 1597–1620.
  5. Ulmischer Amtmann zu Türkheim.
  6. Magister, 1620–25 Helfer zu Geislingen, dann Pfarrer in Türkheim.
  7. Doktor, Pfarrer zu Ulm (vgl. nr. 433), Visitator und Superintendent.
  8. Ulmischer Visitator.
  9. Spiel mit den Anfangsbuchstaben von Name und Devise.
  10. Vgl. nr. 405 Anm. 5.
  11. Die aufgemalte Meßleiste zeigte vermutlich die angegebene Länge von 4 Ulmer Schuh = etwa 116 cm an.
  12. Par. Ulm. 483.
  13. Vgl. nr. 410 † C.
  14. Scharfe, Ev. Andachtsbilder 321. – Zur Funktion protestantischer Kirchenausmalungen und ihrer Inschriften vgl. außerdem Jan Harasimowicz, „Scriptura sui ipsius interpres“. Protestantische Bild-Wort-Sprache des 16. und 17. Jh., in: Text und Bild, Bild und Text. DFG-Symposium 1988, hg. v. Wolfgang Harms (Germanistische Symposien, Berichtsbde. 11), Stuttgart 1990, 262–282, Abb. 112–135.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 465–483.
  2. Burkhardt, Wollaib 155f.
  3. Hummel, Wandmalereien Kr. Göppingen 51f., 120 (nur erwähnt, dat. 1606!).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 417† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0041700.