Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 400 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1611 (?)
Beschreibung
Grabstein der Eheleute Hans Veyhelmann und Ursula geborene Öxlin sowie ihres Sohnes Nikolaus. Innen an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs, rechter Stein; 1879 vom Friedhof Rorgensteig übertragen und zunächst an der Südwand des südlichen Seitenschiffs aufgestellt. Rechteckiger Stein mit vorgeblendeter Ädikularahmung: Rollwerkgiebel mit Taube des Hl. Geistes in Medaillon, auf dem Architrav Bibelvers (A), im Hauptfeld zwischen Pilastern Relief des auferstehenden Christus und darunter zweier Wappen mit Helm sowie der drei Verstorbenen in Gebetshaltung; in der Sockelzone in zwei Spalten angeordnet die Inschriften (B) links und (C) rechts. Hellgrauer Sandstein, Relief offenbar teilweise nachgearbeitet, Inschriften auf dem Sockel stellenweise stark verwittert; Bruchstelle rechts unten mit Zement ausgebessert, dadurch Buchstabenverlust.
Maße: H. 171, B. 83, Bu. 2,0 (A), 1,2 cm (B, C).
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
- A
Johann(es) am. 11. CAP(ITEL)1). Jch bin die vfferstehung der weg / die warhait vnd das leben
- B
An(n)o 1611̣a) den 13 November / Jst in Gott selig verschiden der / Ernvest vnd fürnem han(n)s veÿhl=/man seines alters .47. Jar ain / Castenuog[t]ampt Gege(n)schreiber / 11̣ Jar vnd im Jar Christi 16〈. .〉/ den 〈. . . . . . . .〉 ist auch Christlich Ent=/schlaf[f]e(n) die [Ehr]en vnd [T]ugentsam / ṣẹịṇ Ehliche ha[u]sf[ra]w [U]rshula / Ọ̈x̣ḷen ires alte[r]s 〈. .〉 Jar ṿṇḍ [. . . .] / An(n)o 1592 d[e]n 21 October ist auch / [. . . . . . . .] verschiden bed[er] Ehe ge=/ ṃạc̣hẹ Ehlicher Sohn mit namen / Niclaus seines alters im .4. Jar der / almechtig Gott wole Jnen am / Jü(n)gste(n) tag ein frọ̈licheb) vfferstehung / verleihen amenc)
- C
hie lig Jch in der Erde verschardtVnd meines hern Christj wart,Der mich von der Sünd grosse NottErlöset hatt durch seinen TodtDis danckhe ich im allzeit vo(n) hertze(n)[Vn]d Tröst mich des in mein[e(n)] sch[mertzen]hab im all sachen haim gesteltNambs wilig an wies im [ge]feltBitt in hertzlich vor meinem [E]n[dt]Das er mein sell i[n] seine hendtAuff Nemen wil zu seiner gnadDas weder s[ün]d n[oc]h T[eu]ffel schadAuff dis Ende [i]ch das leben meinVnd im heren geschlaffen eind)Der heilige(n) dreyfalltigkaitSeÿ lob vnd breis zu all[er zei]t
Versmaß: Deutsche Reimverse (C).
Veyhelmann, Öxlin; Helmzier: Veyhelmann. |
Textkritischer Apparat
- Vielleicht auch 1614.
- Dritter Buchstabe unklar.
- Letzte Zeile auf dem abgeschrägten unteren Rand.
- Satzkonstruktion unklar.
Anmerkungen
- Nach Joh 11, 25.
Nachweise
- Alfred Klemm, Aus alter Zeit, A: Geislingen, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 140 (1879 XI 22).
- Ders., Stadtkirche. Nachträge 13f.
- Kdm Geislingen 44.
- Bischoff, Führer 21 nr. 16.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 400 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0040005.
Kommentar
Der Stein ist – anders als die meisten übrigen Geislinger und Rorgensteiger Grabsteine – nur einseitig bearbeitet. Dies, der fehlende Fundamentsockel und die Ädikularahmung deuten auf eine ursprüngliche Aufstellung an einer Wand, vermutlich an der Friedhofsmauer, hin. Trotz des Fehlens eines Steinmetzzeichens ist die Zuweisung der Arbeit an die Werkstatt Georg Hubers sicher. Der Aufbau des Grabmals gleicht weitgehend dem des Öxlin-Grabsteins von 1619 (vgl. nr. 429).
Der Kastenvogtgegenschreiber war ein bürgerlicher Kontrollbeamter neben dem Ulmer Kastenvogt, dessen Aufgabe die Einziehung und Verwaltung der Natural- und Geldabgaben der Geislinger Bevölkerung war. Neben der Reichsstadt Ulm unterhielt auch das Reichskloster Kaisheim einen Fruchtkasten unter der Leitung eines eigenen Kastenvogts in der Stadt.