Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 391 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1608

Beschreibung

Grabstein der Agnes Öxlin geborene Weckherlin und ihrer Tochter Dorothea. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs, 6. Stein von Osten. Vom Friedhof Rorgensteig 1879 übertragen, bis 1971/76 an der Nordseite des nördlichen Turmpfeilers. Zweiseitig bearbeitete flach gegiebelte Grabstele mit zwei kleinen oben aufgesetzten Voluten und hohem Fundamentsockel. Auf der Vorderseite in großem eingetieftem Rundbogenfeld in fast vollplastischem Relief der gekreuzigte Christus mit drei Engeln, die das Blut aus seinen Wunden auffangen, das Kreuz mit Titulus (A) flankiert von zwei Vollwappen; im unteren Drittel unter dem Relief 9zeiliger Schriftblock (B), darunter Steinmetzsignatur (C). Auf der Rückseite, die durch die derzeitige Aufstellung des Steins verdeckt ist, eine Versinschrift (D), Anordnung nicht bekannt. Hellgrauer Sandstein, Schriftfeld mit Stoßschäden, dadurch geringer Buchstabenverlust.

Wortlaut von (D) nach Klemm.

Maße: H. 147, B. 72, Bu. 1,9 (A), 1,8 cm (B, C). - Gotische Minuskel mit Versalien (B, D?), Kapitalis (A, C).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    INRI

  2. B

    An(n)o 1608. den 16 October an .S. Galle(n)tag ist in Gott seellig=/lich Entschlaffe(n) die Erntugentsame Fraw Agnes Weckher/leren des Erbaren Jacob Öxlins Burger vnd des gerichts alhiea) / ehliche hausfraw Jres alters 52. Jar, vnd daruor den 22. tag / Nouember An(n)o 1598. ist auch in gott seelliglich verschiden die / Ehrntugentsame Junckhfraw Thorathea Öxlerin Jres alters / 16. Jarr obermelter Ehleÿtt Ehliche ehrn Tochter der(e)n Selle(n) / Gott der almechtig am Jün[g]sten tag ei[n] frelliche aufferstehung / Zum Ewigen Leben verleyhen wölle amen.

  3. C

    . [G(eorg)] (Stz. nr. 9) H(uber) .

  4. D

    Herr Jesu Christ, du reicher gott,ob uns hinnäm der bitter tod,tröst uns doch dein göttlich stärkh und macht,daß kains hie seins schaidens acht.Das allernehst ist: die Luft Erden,zu welcher wir misen wider werden,dem getrewen gott sollen nit widerstreben;Dan alle wisen, die da leben:die so im und seinem namen dienen,die will er mit gott seim vatter versenen.weil Christus aufferstanden istund wieder kompt zum jüngsten gericht,so will er uns auch hie in guter ruhhalten, bis kompt der jüngste tag herzu,das alle andern aufferstahnUnd in mit freuden schawen anAll, die in hie Hand bekentUnd auff sein Todt bevollen ir Endt.

Versmaß: Deutsche Reimverse (D).

Wappen:
Öxlin, Weckherlin.

Kommentar

In der eng geschriebenen, für die Grabsteine aus der Werkstatt Georg Hubers üblichen gotischen Minuskel wirken die einfach gebildeten sehr breiten Versalien und besonders die arabischen Zahlen als Fremdkörper. Der Bogen des h zeigt eine deutliche Unterlänge, t hat die charakteristische schräg nach rechts gezogene hohe Oberlänge.

Die Öxlin scheinen in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in Geislingen auf, mehrere Mitglieder der Familie bekleideten Führungsämter in der Stadt. Der Grabstein von 1617 für den Ehemann bzw. Vater der beiden Verstorbenen, Jakob Öxlin, ist ebenfalls erhalten (nr. 419)1, Aufbau, Relief und Versinschrift sind bei beiden Steinen weitgehend identisch. Versinschrift (D) ist eine abgewandelte Kopie der Verse vom Grabmal Jörg Weckherlins von 1581 (vgl nr. 309).

Anmerkungen

  1. Zur Familie Öxlin vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 119.

Nachweise

  1. Alfred Klemm, Aus alter Zeit, A: Geislingen, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 140 (1879 XI 22).
  2. Ders., Stadtkirche. Nachträge 13.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 391 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0039105.