Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 385 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1607

Beschreibung

Grabstein der Eheleute Michael Hetzel und Anna geborene Junginger. Innen an der Ostwand des südlichen Seitenschiffs. Ursprünglich wohl auf dem Geislinger Kirchhof, nach 1608 dann auf dem Friedhof in Rorgensteig. 1879 in die Kirche versetzt. Zweiseitig bearbeitete flach gegiebelte Grabstele mit zwei kleinen aufgesetzten Blattvoluten und hohem Fundamentsockel. Auf der Vorderseite, die durch die derzeitige Aufstellung nicht sichtbar ist, zwei Sterbeinschriften (A, B); Ausführung und Anordung nicht bekannt; auf der Rückseite in der oberen Hälfte in eingetieftem Rundbogenfeld fast vollplastisch skulptiert drei kniende Männer und eine Frau im Gebet unter dem Kruzifixus, im Hintergrund in Flachrelief Erhöhung der Schlange in der Wüste, Kreuz mit Titulus (C), die verstorbenen Eheleute durch Kreuze auf der Kniebank bezeichnet; unter dem Relief auf einer Rollwerktafel 6zeilige Inschrift (D) und Steinmetzsignatur (E). Hellgrauer Sandstein mit Spuren farbiger Fassung, Schrift teilweise verwittert und offenbar nachgehauen, auf der Vorderseite wohl stellenweise unlesbar; abgebrochene Teile des Reliefs mit Stuck (?) ergänzt.

Wortlaut von (A, B) nach Klemm.

Maße: H. 162, B. 75, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien (A?, B?, D), Kapitalis (C, E).

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    Den 10 tag Septembris Anno Domini 1605 ist [. . .] und gottsellig im herrn entschlaffen der Ehrnhafft und fürnem Michael Hetzel Barbierer und wundarzt auch des gerichts zu Geislingen [. . .] alters im 66 und ehstands im 10 jahr, welchem der allmächtig gott am jüngsten tag mit allen Christglaubigen eine freliche aufferstehung verleyhen wolle.

  2. B

    Den 5. Jenner Anno Domini 1607 ist auch [. . .] verschiden sein ehliche Hausfraw Anna Jungingere, ihres alters im 6[.] Jar welche der allmechtig Gott [. . .

  3. C

    INRI

  4. D

    Gleich wie Moses ein schlangen in der / wüste erhöchta) hatt allso muste des menschen / Sohn auch erhöcht werden auff das alle / die an Jhn glauben nit verlohr(e)n werden / Sonder(n) das Ewige leben haben / Johann. 3.1)

  5. E

    . G(eorg) (Stz. nr. 9) H(uber) .

Kommentar

Der Grabstein ist eine Arbeit des ulmischen Bildhauers Georg Huber. Die Schrift ist noch eine reine gotische Minuskel mit sehr gleichmäßigem Duktus. Die Formen der Versalien sind dieselben, die auch die Schaller-Werkstatt verwendet; charakteristisch ist das B-förmige G.

Textkritischer Apparat

  1. Über t ein Kürzungsstrich, vielleicht nicht ursprünglich.

Anmerkungen

  1. Joh 3, 14–15.

Nachweise

  1. Klemm, Stadtkirche. Nachträge 12.
  2. Ders., Aus alter Zeit, A: Geislingen, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 140 (1879 XI 22).
  3. Bischoff, Führer 23 nr. 18, Titelbl. (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 385 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0038503.