Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 286 Donzdorf, ehem. Gräflich Rechbergsches Schloß (Rathaus), Neues Schloß 1568

Beschreibung

Wappentafel des Ehepaars Hans von Rechberg zu Illereichen, Rechberghausen und Scharfenberg und Margarethe Anna geborene von Rechberg zu Ravenstein und Scharfenberg. Über dem Portal des Südflügels („Neues Schloß“), in der Südwestecke des Schloßhofs. Aus mindestens 15 Werkstücken zusammengesetzte querfomatige Tafel aus rotem Sandstein: zwischen drei Pilastern, die ein Gesims tragen, zwei Vollwappen in hohem Relief, unter beiden Wappen je eine 2zeilige eingehauene Inschrift (A, B). Wappen farbig gefaßt, Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen. An allen drei Kapitellen der Pilaster sowie mehrfach am Portal Stz. nr. 4.

Maße: H. 155, B. 245, Bu. ca. 5,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen und Frakturversalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Hansz von Rechberg · Von Hohenrechberg · zu Aichenn / Rechberghausen · vnd Scharpffenberg · Rom(isch) · Kai(serlicher) · M(aiestä)t · Rath · A(nn)o · 68

  2. B

    Fraw Margreth Anna · geborne von Hohenrechberg / Zu Aichenn · Sein Eegemahel · Actum · Anno · 68

Wappen:
zweimal Rechberg.

Kommentar

Die Buchstaben haben extrem schmale und hohe Proportionen (annähernd 3:1) und sehr enge Abstände untereinander. Die Bögen von b, d, g, h, p sowie die rechten Hasten von v und w sind als geknickte und geschwungene Schwellzüge gebildet, deutliche Merkmale für den Übergang der Schrift zur Fraktur. Der frakturähnliche Gesamteindruck wird durch die meist breit angelegten und mit geschwungenen Zierlinien versehenen Versalien verstärkt. Dennoch ist die Schrift insgesamt noch als gotische Minuskel anzusprechen, da deren typische Eigenschaften noch durchweg vorhanden sind: zweistöckiges a; f und langes s mit Hastenbrechung auf der Grundlinie und ohne Schaftschwellung; eckig gebrochenes c und o. Alle Oberlängen sind gespalten, auch t bildet eine volle Oberlänge aus. Die waagerechten Kürzungsstriche weisen eine Ausbuchtung nach oben auf.

Margarethe Anna († 1572) war die Letzte aus dem Zweig der Rechberger zu Scharfenberg und Ravenstein, der sich im 15. Jahrhundert von der Linie zu Illereichen abgespalten hatte. Sie war die Tochter Erkingers von Rechberg († 1527, vgl. nr. 224 †) und Dorotheas von Hirnheim. Ihre Brüder Hans zu Scharfenberg und Georg zu Ravenstein waren 1549 bzw. 1547 gestorben (nrr. 267, 247 †, 248 †). 1536 hatte Margarethe Anna Hans von Rechberg († 1574) aus der Illereichener Hauptlinie geheiratet, mit dem zusammen sie das Scharfenberger Erbe (Hälfte von Donzdorf; Burg Scharfenberg, Grünbach, Hagenbuch, Hochberg, Hürbelsbach, Oberweckerstell und Unterweckerstell) antrat. Hans war der Sohn Albrechts II. zu Illereichen und der Maja Güß von Güssenberg1.

Die wesentliche Erweiterung des Donzdorfer Schlosses 1568 – der Nordtrakt („Altes Schloß“) stammt in seinem Kern aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts – durch Hans von Rechberg ermöglichte die Verlegung des Herrschaftssitzes von Burg Scharfenberg hierher. Scharfenberg war ab dieser Zeit Sitz eines Burgvogts, später bis um 1830 eines Försters, seither Ruine2.

Anmerkungen

  1. Vgl. Stammtafeln d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 5f.; ferner zur Person: Gemeinder, Herren von Rechberg (IX): Ramsberg-Donzdorf-Illeraichen.
  2. Vgl. LdBW III 294f.; Kdm Geislingen 93f.; Schahl, Die Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 83–90, 107f.

Nachweise

  1. Rink, Familien-Geschichte IV 61.
  2. Kdm Geislingen 93f.
  3. Schahl, Die Bau- und Kunstwerke von Donzdorf 85.
  4. Der Kreis Göppingen 21985, Abb. 58.
  5. Einweihung des Donzdorfer Schlosses als Verwaltungszentrum, hg. v. d. Stadt Donzdorf, Kissing 1995, 19 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 286 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0028605.