Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 285 Faurndau (Stadt Göppingen), ev. Pfarrkirche (ehem. Stiftskirche U. L. Frau) 1568

Beschreibung

Grabstein (?) des Joseph Schütz. Seit den frühen 70er Jahren dieses Jahrhunderts in die zugesetzte ehemalige Südpforte der Kirchhofmauer eingemauert; zuvor unbefestigt an der Kirchhofmauer lehnend1. Ursprünglicher Standort vermutlich direkt am Grab auf dem Kirchhof. Hochrechteckige Platte aus gelbem Sandstein. Inschrift 10zeilig eingehauen, Einrahmung durch umlaufende feine Ritzlinie. Erhebliche Witterungsschäden, vor allem rechts oben; obere Ecken abgebrochen.

Maße: H. 113, B. 53, Bu. 5,5–8,0 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Frakturelementen und Frakturversalien.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno 156̣8̣a) / den ·28 Jvlij, / ist Jn Got versch=/iden der Ernvehst / vnd hochgelert Jo=/seph Schv̈tzb) von Stvt=/gart der Rechten / doctor Got verleih / im ein selige avffer=/stehvng Amen

Kommentar

Die Schrift ist im Grundbestand noch als gotische Minuskel anzusprechen, so sind die Langschäfte von f und s noch durchweg auf der Grundlinie umgebrochen. Daneben finden sich aber auch Frakturmerkmale: einstöckiges a (wenn auch durchaus im Duktus der gotischen Minuskel), Gestaltung der rechten Haste von h und v als – freilich wenig ausgeprägter – Schwellzug, zweibogiges z und schließlich Frakturversalien. Aus derselben Werkstatt stammen drei Grabplatten in der Göppinger Oberhofenkirche (nrr. 276, 278, 284), die dieselben Schrifteigentümlichkeiten aufweisen.

Schütz studierte in Tübingen2, Ingolstadt3 und Basel4, bekleidete in Ingolstadt 1555 kurzfristig das Amt des Leiters („regens vigilantissimus“) des neu gegründeten jesuitischen Studienkollegs und wurde noch im selben Jahr für das Wintersemester zum Rektor der Universität gewählt5. Zum Doktor beider Rechte wurde er am 15. Juni 1560 in Bologna promoviert6.

Textkritischer Apparat

  1. 15(66?) Kirschmer/Ziegler. Die letzte Ziffer eher 8 als 6. Diese Lesung wird zudem gestützt durch Waltz, Misc. Hist. (HStAS, J1 Nr. 44) fol. 225r, der die Sterbeinschrift mit dem Todesjahr 1568 wiedergibt.
  2. Den Schluß der Inschrift überliefert Waltz (wie Anm. a) abweichend: … Schütz J(uris) U(triusque) D(octor) Von Stutgardt gebürtig, Syndicus dess Thumstiffts zu Würtzburg. Es ist nicht ersichtlich, woher Waltz diese zusätzlichen Angaben hat. Möglicherweise muß mit einem zweiten Grabmal für Schütz in Faurndau, etwa einem (hölzernen?) Epitaph im Kircheninneren, gerechnet werden, das den Waltzschen Wortlaut bot.

Anmerkungen

  1. Kirschmer/Ziegler, Faurndau 127.
  2. Imm. 1545 V 18, bacc. 1548, mag. 1552 II 9, vgl. Matrikeln Tübingen I 321. In den Matrikeln Zusatz von späterer Hand: „iurisconsultus“.
  3. Imm. 1553 IX 8: Matrikel Ingolstadt-Landshut-München I/1, Sp. 706.
  4. Imm. 1555: Matrikel Basel II 91.
  5. Matrikel Ingolstadt-Landshut-München I/1, Sp. 733f.
  6. Deutsche Studenten in Bologna 514 nr. 3428.

Nachweise

  1. Kirschmer/Ziegler, Faurndau 127.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 285 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0028508.