Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 263 Privatbesitz 1553

Beschreibung

Porträt des Hans Vöhlin zu Ungerhausen. Aus Schloß Weißenstein (Stadt Lauterstein). Gemälde auf Holz, die Tafel oben flachbogig ausgesägt. Vor einem tiefen Bogen, dessen Gewölbe eine kreisrunde Öffnung aufweist, das Brustbild eines bärtigen Mannes, der in eine pelzverbrämte Schaube gekleidet ist und, nach rechts gewendet, in einem kleinen Buch liest; darunter in einem flachen weißgrundierten Schriftfeld 2zeilige Versinschrift. Restauriert (?), Schriftbefund wohl noch weitgehend ursprünglich.

Maße: H. 92, B. 85, Bu. 2,2 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Privat [1/1]

  1. Hans Vehlin,a) Conrat Vehlins Sun,Ain solliche gstalt hett er nun, /Do er was Funfvndsechtzg Jar alt,Als man 1553 Jahr Zalt ·

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Kommentar

Die Frakturschrift ist sorgfältig ausgeführt, die meisten Versalien sowie die in den Unterlängenbereich hineinragenden Bögen des h und der Ziffer 5 sind mit Kontraschleifen verziert. Einige Zierlinien der Versalien sind als Zackenleisten gestaltet. Die Oberlängen sind von Zierbögen überwölbt. Der Stil der bildlichen Darstellung sowie einige hier nicht näher zu erläuternde archivalische Hinweise sprechen für eine Zuschreibung des qualitätvollen Gemäldes an den Maler Christoph Amberger1.

Der porträtierte Hans Vöhlin ist 1488 geboren2, er war ein Sohn Konrad Vöhlins zu Ungerhausen († 1511) und der Barbara Welser3. Dem Memminger Patriziat angehörend, war Vöhlin 1517 und 1519 Ratsherr, siedelte aber 1526/27, vermutlich wegen der Einführung der Reformation, nach Augsburg über4, wo er aktiv in der 1518 gegründeten Welser-Gesellschaft wirkte. Er war in drei Ehen mit Euphemia Möslin, Afra Hörwarth und Elisabeth Steinbrecher verheiratet5. Als Landsitz besaß Vöhlin Ungerhausen (LKr. Unterallgäu) bei Memmingen. Er ist 1556 gestorben.

Textkritischer Apparat

  1. Als Interpunktionszeichen sind kurze Schrägstriche gesetzt, in der Transkription als Kommata wiedergegeben.

Anmerkungen

  1. Vgl. Ernst Haasler, Der Maler Christoff Amberger von Augsburg, Königsberg 1894 (Diss. Heidelberg 1893); Ludwig Baldass, Christoph Amberger als Bildnismaler, in: Pantheon 9 (1932) 177–184; zuletzt: Kurt Löcher, Christoph Amberger, in: Welt im Umbruch. Augsburg zwischen Renaissance und Barock, III, Ausgsburg 1981, 134–150.
  2. Das bislang nur aus der Altersangabe auf einer Medaille erschlossene Geburtsjahr wird durch die vorliegende Inschrift bestätigt; zu der „Münze“ sowie allg. zu Hans Vöhlin vgl. Raimund Eirich, Memmingens Wirtschaft und Patriziat von 1347 bis 1551, Weißenhorn 1971, 168f., 345.
  3. Europ. Stammtaf. NF IX, Taf. 155.
  4. Eirich (wie Anm. 2) 168.
  5. Ebd. 168 u. 174; die Angaben in Europ. Stammtaf. NF IX, Taf. 155 sind danach zu korrigieren.

Nachweise

  1. Kdm Geislingen 185 (nur erwähnt).
  2. LDA Stuttgart, Neg.-Nr. 8200.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 263 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0026302.