Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 262 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1553
Beschreibung
Grabplatte (?) des Klaus Besserer. Innen an der Nordwand des nördlichen Seitenschiffs im östlichen Joch; 1876 noch gegenüber im südlichen Seitenschiff1. Eingetieftes Rundbogenfeld in der oberen Hälfte, darin unter Dreipaßbogen zwei Allianzschilde unter gemeinsamem Helm in Relief; in der unteren Hälfte 9zeiliger Schriftblock. Hellgrauer Sandstein. Unten, besonders im linken Drittel, stark bestoßen, oberer Rand und linke untere Ecke ausgebrochen und mit Zement ergänzt (Buchstabenverlust). Schrift schon im 19. Jahrhundert mit dunkler Farbe unsachgemäß nachgezogen.
Maße: H. 174, B. 79, Bu. 5,0–5,2 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit zahlreichen Frakturelementen und Versalien.
Anno Dṿ(mi)ṇija) · 15 · 53 · Den / 29 tag · octobris · Jst · verschiden · / Der · Erntvestb) · Clavs · besserer · / zv · diser · zeÿt · pfleger · zv Ge=ÿsslingen · Dem · Gott · Gnedig · /Seÿ · Sein · havsfravc) · War Ca=/[t]erina · Ehingere · Sebastion · Eh=/[in]gers · Des · elltern · Ehliche · / [Toch]ter
Besserer, Ehinger; Helmzier: Besserer. |
Textkritischer Apparat
- Eindeutig lesbar nur D . . . ij, über den beiden letzten Buchstaben Punkte. Davor stehen vier Hasten, von denen die erste links oben einen deutlichen Ansatzstrich hat und die zweite nicht auf die Grundlinie hinabreicht, wahrscheinlich v, jedenfalls nicht o.
- Vierter Buchstabe unklar: auf der Grundlinie stehende Haste mit nach rechts abbiegender Oberlänge, vielleicht mit Querbalken.
- Über den v jeweils zwei Punkte.
Anmerkungen
- Vgl. Klemm, Die Stadtkirche zu Geislingen 65.
- Vgl. nr. 480.
- Bach, Grabdenkmale Ulm 141: 1553 29. October starb Nicolaus B. Pfleger zu Geißlingen alt 39 Jahr und deßen Frau. Zur Familie vgl. A. Schultes. Die Familie der Besserer in Ulm, in: WVjh 10 (1887) 26–34, 113–119; Friedrich Bauser, Die Besserer in Württemberg, ebd. NF 18 (1909) 215–225, bes. 216–218; J. Rieber, Zur Geschichte der Familie von Besserer, in: Frankf. Bll. f. Familiengesch. 5 (1912) 113–123.
Nachweise
- Wollaib, Par. Ulm. 393.
- Klemm, Stadtkirche. Vortrag 47f.
- Kdm Geislingen 43.
- Burkhardt, Gräber 83 (Abb. mit Zustand vor der letzten Restaurierung).
- Bischoff, Führer 19 nr. 13.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 262 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0026205.
Kommentar
Die Schrift ist eine sehr unregelmäßige Mischschrift, ihrem Kernbestand nach noch gotische Minuskel (Schaft des langen s endet auf der Grundlinie, b, d, g und p mit geraden Hasten, einmal Verwendung des zweistöckigen a), aber bereits mit deutlichen Fraktur-Merkmalen: durchweg mandelförmiges, fast ovales o, fast immer einstöckiges a, rundes c, rundes Schluß-s mit verdoppeltem Zierstrich, h mit „eingedrücktem“ und weit unter die Grundlinie zurückschwingendem Bogen, l mit Schleife, viele Fraktur-Versalien. Die sehr fein ausgehauenen Haarstriche sind auf Grund der Beschädigung des Steins und wegen der groben Übermalung teilweise kaum mehr zu erkennen. Die Worttrenner sind meist paragraphzeichenförmig ausgezogen.
Klaus Besserer, Glied einer der führenden Ulmer Patrizierfamilien, war seit 1552 ulmischer Pfleger in Geislingen2. Ein Totenschild für ihn befindet sich im Ulmer Münster3.