Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 231† Geislingen an der Steige-Altenstadt, ehem. Kapelle Christi Krippelein vor 1532

Beschreibung

Beischriften zu Wandgemälden aus vorreformatorischer Zeit. Innen an der Nord- und an der Südwand Bilder der 14 Nothelfer, schon Anfang des 18. Jahrhunderts schadhaft, offenbar mit Namensbeischriften: Südwand (A), Nordwand (B). An der Westwand unter der Empore Darstellung des Fegefeuers, „darbey kniet ein Graff von Spitzenberg mit auffghobenen Händen“, mit Spruchband (C).

Wortlaut nach Wollaib.

  1. A

    S. Anthonius S. Eustachius S. Christophorus S. Georg S. Erasmus S. Leonhardus S. Blasius S. Dionysius S. Catharina S. Bartholomaeus S. Barbara S. Margaretha

  2. B

    S. Crispinus

  3. C

    O Gott behüt vor großer Pein

Kommentar

Die Reihe der Nothelfer ist nicht vollständig. Die hll. Bartholomäus und Crispinus werden zudem in der Regel nicht unter die 14 Nothelfer gerechnet. Vermutlich gehört der als einziger auf die Nordwand gemalte Crispinus ohnehin nicht in die Reihe. Demnach müssen an der Südwand wohl zwei Heilige ergänzt werden. S. Bartholomaeus ist vielleicht verlesen für S. Panthaleon, was bei dem schadhaften Zustand der Bilder immerhin denkbar ist.

Für eine Datierung lassen sich keine Anhaltspunkte gewinnen. Als terminus ante quem steht lediglich die Einführung der Reformation durch die Reichsstadt Ulm 1532 fest. Wollaib berichtet, daß 1699 eine ulmische Visitationsabordnung entschieden habe, „die Päbstische monumenta in statu quo zu laßen“. Rätsel gibt die Fegefeuerdarstellung auf. Die Grafen von Spitzenberg, stammgleich mit den Grafen von Helfenstein, sind schon 1296 ausgestorben. Ihre Stammburg (heute Ruine) liegt nur wenige Kilometer von Altenstadt entfernt über Kuchen. Von daher ist eine Stiftung für die Kapelle nicht ausgeschlossen. Das Gemälde, über dessen genaueres Aussehen wir leider nichts erfahren, kann mit seiner deutschen Inschrift aber unmöglich vor 1296 entstanden sein. Wollaib berichtet auch nicht, wodurch der Stifter auf dem Bild als Spitzenberger zu identifizieren ist1.

Anmerkungen

  1. Laut Klemm, Aus alter Zeit, B3: Kirche „Christi Kripplein“ oder Kirchlein des Spitzembergers, in: Beil. zum Alb- u. Filsthalboten Nr. 53 (1880 V 1) gibt Martin Zeiller, Chronicon parvum Sueviae, Oder Kleines Schwäbisches Zeitbuch …, auss Felice Fabri, Vadiano … kürtzlich zusamen getragen …, Ulm 1653, an, daß ein Graf von Spitzenberg mit seinem Schild aufgemalt war. Ein zeitgenössisches Wappen der Grafen von Spitzenberg ist freilich nicht bekannt, erst spätere Wappenbücher überliefern ein (apokryphes?) Wappen, vgl. Alberti 750.

Nachweise

  1. Wollaib, Par. Ulm. 360.
  2. Burkhardt, Wollaib 148.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 231† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0023100.