Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 184† Göppingen-Jebenhausen, (ev.) Pfarrkirche St. Philipp und Jakob 1506

Beschreibung

Altarretabel. Ursprünglich in Donzdorf, dann kurz vor 1550 von Radegunde von Liebenstein geb. von Freyberg nach Jebenhausen mitgebracht1. Aufbau und Bildinhalt nicht überliefert. Es handelte sich offenbar um einen Zweiflügelaltar, der auf den Außen- und Innenseiten beider Flügel mit je zwei Allianzwappen versehen war. An nicht näher bezeichneter Stelle „ußwendig“ – vielleicht in der Predella – eine datierte Meistersignatur (?).

Nach Gabelkover.

  1. 1506. /W. B.

Wappen:
außen rechts: Rechberg, Thierstein; außen links: Rechberg, Treuchtlingen; innen rechts: Rechberg, Hausen; innen links: Rechberg, Hirnheim.

Kommentar

Die überlieferten Allianzwappen weisen den Altar als Stiftung der Brüder Erkinger und Zimprecht von Rechberg zu Ravenstein und Scharfenberg und ihrer Frauen Dorothea von Hirnheim und Anna von Hausen aus. Die beiden Wappenpaare auf den Außenseiten der Altarflügel bezeichnen die Eltern und die Großeltern der Brüder (Hans I. von Rechberg und Margarethe von Treuchtlingen, Hugo I. von Rechberg und Agnes Gräfin von Thierstein).

Bei den Initialen dürfte es sich um die Meistersignatur handeln. Ein Meister WB ist gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts im unteren Maingebiet als Kupferstecher, Reißer für den Holzschnitt, Tafel- und Glasmaler nachweisbar. Er signierte mit den Initialen und einer dazwischengestellten Marke (Kreuz, um dessen Stamm sich ein retrogrades S schlingt)2. Eine Tätigkeit in Schwaben ist für das frühe 16. Jahrhundert bislang nicht bezeugt3, ein Zusammenhang mit dem Donzdorfer Altar somit fraglich.

Anmerkungen

  1. Radegunde, die zweite Frau des Jebenhausener Ortsherrn Hans von Liebenstein, war „Jörgen von Rechbergs zu Ravenstain wittib“ (Gabelkover). Sie ist in der Staufenecker Kapelle der Donzdorfer Pfarrkirche begraben, vgl. nr. 251. In Stammtaf. d. mediatisierten Häuser 17 Taf. 6 wird sie fälschlich „Kunigunde“ genannt.
  2. Vgl. Alfred Stange, Deutsche Malerei der Gotik VII, München 1955, ND Nendeln/Liechtenstein 1969, 110–112; ders., Kritisches Verzeichnis der deutschen Tafelmalerei vor Dürer II, hg. v. Norbert Lieb, München 1970, 111f.; Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, begr. v. Ulrich Thieme u. Felix Becker, … bearb., red. u. hg. v. Hans Vollmer, Bd. 37, Leipzig 1950, 452f.
  3. Zwei Flügel eines Marienaltars, die wohl in den frühen 80er Jahren des 15. Jahrhunderts entstanden sind, sollen freilich aus dem Kloster Kaisheim stammen.

Nachweise

  1. Gabelkover (HStAS, J1 Nr. 154/15, Umschlag 329: v. Rechberg) fol. 25v.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 184† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0018406.