Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 167 Geislingen an der Steige, ev. Stadtkirche (U. L. Frau) 1500

Beschreibung

Metallauflage von der Grabplatte des Ludwig Bainhart. Innen in die Südostwand des Chors eingelassen. Querrechteckige Bronzetafel, an den unteren Ecken viertelkreisförmig eingeschnitten, mit 4zeiliger, erhaben gegossener Inschrift. Abgetreten, durch Farbflecken und -spritzer beschmutzt, an den Rändern teilweise mit Putz überschmiert.

Maße: H. 24,5, B. 43,5, Bu. 4,6 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. An(n)o · d(omi)ni · milesimo · qvincenesi/moa) · obiit · honorabil(is) · sacerdos / lodovic(vs) ·b) bai(n)hart · capellan(vs) / pavpe(r)vm

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1500 ist gestorben der ehrwürdige Priester Ludwig Bainhart, Armenkaplan.

Kommentar

Die schlichte gotische Minuskel wirkt durch die Breite der Schäfte und die vergleichsweise geringen Zwischenräume sehr gedrängt. Bemerkenswert ist das kastenförmige a, dessen Oberteil mit dem Bogen links einen durchgehenden Schaft bildet, so daß der Buchstabe einem Majuskel-A mit parallelen Hasten und linksschrägem Deckbalken gleicht. Das us-Kürzel ist – vergleichbar dem Silbenkürzel für con – wie ein Buchstabe gestaltet und in das mittlere Schriftband eingefügt. Es setzt sich formal zusammen aus einer senkrechten Haste und einem daran oben ansetzenden nach rechts gebogenen und links unter die Grundlinie ausschwingenden zweiten Schaft. Das Wort in der letzten Zeile steht zentriert.

Die Abnutzungsspuren deuten darauf hin, daß die Schrifttafel als Teil einer Grabplatte ursprünglich im Fußboden der Kirche lag. Die Familie Bainhart begegnet im 15. Jahrhundert in Geislingen und Umgebung recht häufig1. Ludwig Bainhart war Armenkaplan an der Kapelle des 1351 gestifteten Geislinger Spitals.

Textkritischer Apparat

  1. t fehlt.
  2. Punkt auf Mitte hier paragraphförmig ausgezogen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 117. 1503 urkundet in Geislingen ein Priester Ludwig B., vgl. ebd. 217; Burkhardt, Gräber 77f. 1505–07 war ein Georg B. Dekan zu Geislingen, vgl. Klemm, Gang durch die Reihen 215.

Nachweise

  1. Klemm, Die Stadtkirche zu Geislingen 66.
  2. Ders., Stadtkirche, Vortrag 47.
  3. Kdm Geislingen 43.
  4. Bischoff, Führer 28 nr. 22.
  5. Wolfram Haderthauer/Paul Thierer, Geislinger Impressionen. Stadt und Umgebung in Schilderungen aus 5 Jahrhunderten, Geislingen (Steige) o. J. 38.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 167 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0016705.