Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 107 Faurndau (Stadt Göppingen), ev. Pfarrkirche (ehem. Stiftskirche U. L. Frau) 1484

Beschreibung

Grabplatte eines unbekannten Priesters, vermutlich eines Stiftsherrn. Innen an der Westwand der Turmhalle, südlich des Eingangs. 1956 zusammen mit acht weiteren Grabplatten bei Grabungsarbeiten im Mittelgang des Hauptschiffs und in den Seitenschiffen (an nicht ursprünglichem Platz) unter dem im 18. Jahrhundert erhöhten Fußboden entdeckt und geborgen1. Schlichte Platte mit eingeritzter Rahmenlinie, im Feld auf einem Zweiberg ein Hochkreuz mit der Länge nach gespaltenem Stamm und Querbalken, oberhalb des Balkens beseitet von einer eingehauenen Jahreszahl; unter dem Zweiberg links ein Kelch mit Hostie, rechts ein Wappenschild, alles in Ritzzeichnung. Grauer Sandstein; Platte in der Mitte quer durchgebrochen, Bruchkante mit Zementmörtel geflickt.

Maße: H. 170, B. 72, Zi. 12–14 cm.

Schriftart(en): Arabische Ziffern.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. · 1 4 // 8 4

Wappen:
unbekannt2.

Kommentar

Vor der Jahreszahl steht ein Quadrangel. Die Ziffer 4 ist in der eckigen Schlingenform mit quadratischem „Kopf“ ausgeführt. Die schlichte Ausgestaltung der Grabplatte ohne Sterbe- und sogar ohne Namensinschrift findet sich auch andernorts für Chorherren und Mönche3.

Anmerkungen

  1. Vier der sechs übrigen Priester- oder Stiftsherren-Grabplatten waren nur mit eingeritztem Kreuz und Kelch bezeichnet und trugen keine Inschrift. Nur eine dieser Platten wurde an der Westwand der Turmhalle nördlich des Eingangs aufgestellt, sie zeigt ein geastetes Hochkreuz mit Sockel, links in halber Höhe einen Kelch mit Hostie. Über dem Kreuz könnten sich freilich ebenfalls 4 Ziffern einer Jahreszahl befunden haben, die aber völlig abgetreten sind. Lediglich das untere Hastenende der 1 ist noch zu erkennen; Reste der zweiten Ziffer deuten eher auf eine 5 als auf eine 4 hin. Eine Platte war ganz leer, eine weitere zeigte eine Umschrift (nr 117 †). Sie wurde zusammen mit den übrigen Stiftsherrengrabplatten im Boden belassen und wieder zugedeckt. Abb. und kurze Beschreibung aller Steine bei Rudzinski, Grabplatten. Zu den beiden Grabplatten für Nicht-Geistliche vgl. nrr. 114 u. 407. Lageplan der Platten in Metzger, Stiftskirche 87. Auf dem Plan ist im nördlichen Seitenschiff eine weitere, bei Rudzinski und auch anderweitig offenbar nicht dokumentierte, in der unteren Hälfte und am rechten Rand völlig zerstörte Grabplatte eingezeichnet. Der Zeichnung nach handelte es sich um eine Platte mit Umschrift und mit Vollwappen in Kreismedaillon im Mittelfeld (E. 16./A. 17. Jh.?).
  2. Undefinierbarer Gegenstand, ähnlich einem spiegelverkehrten unzialen A mit stark gekrümmter Schräghaste und großem, rundem Bogen, in diesen Bogen eingstellt eine waagerechte Teilungslinie.
  3. So in der Göppinger Oberhofenkirche, in der ehem. Stiftskirche St. Pankratius in Backnang und in der Walterichkirche zu Murrhardt (beide Rems-Murr-Kreis); allg. vgl. Friedrich Karl Azzola, Zur Ikonographie des Kreuzes auf Kleindenkmälern des Hoch- und Spätmittelalters im deutschen Sprachraum, in: Deutsche Inschriften. Fachtagung Worms 1986, 9–41.

Nachweise

  1. Rudzinski, Grabplatten (m. Abb. 4).
  2. Kirschmer/Ziegler, Faurndau 126, 51 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 107 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0010709.