Die Inschriften des Landkreises Göppingen

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 41: Göppingen (1996)

Nr. 51 Göppingen, ev. Oberhofenkirche 1436

Beschreibung

Bauinschrift. In der westlichen Vorhalle rechts neben dem Hauptportal eingemauert, ursprünglich „unter einer an der linken Seite der Türeinfassung in die Mauer eingefügten eisernen Platte“1. Querrechteckige Platte mit breitem, doppelt gekehltem Rahmen, aus mehreren Werkstücken zusammengesetzt. Gelber Sandstein, Inschrift in zwei Zeilen eingehauen und später unsachgemäß mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. 36, B. 94, Bu. 4,2 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. Anno · domini · m° · c°c°c°c° · xxx · vi · / ward · der · bw · angefangen · vf · martina)

Datum: 11. November 1436.

Kommentar

Die Schrift ist sehr unregelmäßig gehauen, die Höhe und Ausrichtung der Schäfte variiert stark. In der zweiten Zeile stehen die Buchstaben dicht gedrängt, am Zeilenende reicht der Platz dennoch nicht aus, so daß der letzte Buchstabe an den Rahmen anstößt. Als Worttrenner sind paragraphenförmige Zierpunkte verwendet. Als Initiale ist ein pseudounziales A gesetzt mit fast senkrechter breiter rechter Haste, mit schräger leicht auswärtsgebogener linker Haste mit aufgesetzter tropfenförmiger Schwellung, mit nach beiden Seiten überstehendem Deckbalken und mit nach links geneigtem Mittelbalken.

Die Oberhofenkirche, ursprünglich Pfarrkirche St. Martin (und Maria) vor den Mauern, wurde 1436 von Graf Ulrich V. von Württemberg, dem Patron der Kirche, in ein reguliertes Chorherrenstift umgewandelt. Aus diesem Anlaß ist, wie man der Inschrift aus demselben Jahr entnehmen darf, mit einem Neubau der Kirche begonnen worden. Die geplante Umwandlung in ein Stift war erst 1448 abgeschlossen2, der Kirchenneubau wahrscheinlich erst um 14903.

Textkritischer Apparat

  1. Die letzten drei Buchstaben nicht eindeutig zu erkennen. Sinngemäß ist wohl martini zu ergänzen; die Verkürzung ist durch den Platzmangel erzwungen.

Anmerkungen

  1. Kdm Göppingen 32.
  2. Vgl. ebd. 25f.
  3. Aufgemalte Jahreszahl 1490 in der südlichen Eingangshalle unter dem Deckenansatz, vgl. Karl-Heinz Rueß, Zur Geschichte der Oberhofenkirche, in: Oberhofenkirche Göppingen. FS zur Wiedereinweihung am 11. Dez. 1983, 11–29, hier: 13.

Nachweise

  1. Waltz, Württembergische Städt und Closter Chronik 1649 (HStAS, J1 Nr. 48 l) p. 144a.
  2. OAB Göppingen 133.
  3. Keppler 137.
  4. Kirschmer, Geschichte der Stadt Göppingen I 104.
  5. Illig, Geschichte von Göppingen u. Umgebung I. 37.
  6. Kärcher 7.
  7. Rueß (wie Anm. 3) 11.
  8. Reyle, Oberhofenkirche 7.
  9. Plieninger, Oberhofenkirche 16.
  10. Dehio Baden-Württemberg I, 266.

Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 51 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0005102.