Die Inschriften des Landkreises Göppingen
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 41: Göppingen (1996)
Nr. 20† Geislingen a. d. Steige-Altenstadt, alte Pfarrkirche St. Michael 1363
Beschreibung
Wandmalerei mit Künstlerinschrift. „Inn der alten Kirchen vff dem berg“. Die Inschrift war „supra picturam der borkirchen am chor“ angebracht. Inhalt und Ausführung des Gemäldes sind nicht überliefert, der Inschrift zufolge könnte der Kirchenpatron St. Michael dargestellt gewesen sein.
Wortlaut nach Gabelkover.
Schriftart(en): Schrift vermutlich gotische Majuskel.
ANNO D(OMI)NIa) MCCCLXIIIb) · IIIc) · IDUS IULII COMPLETA EST HEC PICTURA [. . . . .]d) S(ANCTI) · MICHAELIS ARCHANGELI PER IOHANNEM PICTOREM DE GINGEN
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1363 am 3. vor den Iden des Juli (13. Juli) ist dieses Gemälde vollendet worden (…) des hl. Erzengels Michael durch Johannes, Maler aus Gingen.
Textkritischer Apparat
- Nur dieses Wort ist bei Gabelkover in Großbuchstaben transkribiert, doch ist zu vermuten, daß auch die übrige Inschrift in Majuskelschrift ausgeführt war.
- 1363 Gabelkover; Ausführung aber sicherlich in römischen Zahlzeichen.
- 3 Gabelkover, vgl. Anm. b.
- Länge der Lücke unbekannt, von Gabelkover mit fünf Punkten angedeutet.
Anmerkungen
- Zur Kirche vgl. nr. 5; LdBW III 315 nennt als Erstbezeugung des Patroziniums das Jahr 1396.
Nachweise
- Gabelkover (WLB, Cod. hist. O 16b) p. 98.
Zitierhinweis:
DI 41, Göppingen, Nr. 20† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di041h012k0002007.
Kommentar
Unklar ist, ob sich der Genitiv S(ANCTI) · MICHAELIS ARCHANGELI auf PICTURA bezieht und somit die Inschrift ein Michaelsbild zum Objekt hat, oder ob eine längere Passage der Inschrift ausgefallen ist. Eine denkbare Ergänzung wäre etwa: [IN HONOREM] S(ANCTI) · MICHAELIS, womit zum Ausdruck gebracht wäre, daß das Bild zu Ehren des Kirchenpatrons angefertigt wurde. Auch in diesem Fall müßte man aber wohl eine Darstellung des Heiligen erwarten. Die Inschrift ist der bislang früheste Beleg für das Michaelspatrozinium der Altenstädter Pfarrkirche1. Sie verdient auch Beachtung als eine der frühesten bekannten Künstlerinschriften im schwäbischen Raum. Über den aus dem benachbarten Gingen stammenden Maler Johannes fehlen weitere Nachrichten. Das erhaltene Fragment eines Wandgemäldes aus der Altenstädter Kirche (nr. 5) kann von der Zeitstellung her nicht zur vorliegenden Inschrift gehören.