Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 293 Nagold, Heimatmuseum 1595

Beschreibung

Wappenscheibe des Johann Lutz. Ursprünglich gestiftet für das Sitzungszimmer des Rathauses (Vorgängerbau), zusammen mit drei anderen Stifterscheiben der Obervögte bzw. der Stadt (vgl. nrr. 266, 306, 312). 1963 durch die Glasmalerei Saile in Stuttgart restauriert, heute im Heimatmuseum (Inv. Nr. 88/799). Glas, farbig bemalt. Wappendarstellung nur rudimentär erhalten, die linke Seite offenbar mit Flickstücken anderer Provenienz aufgefüllt. Rechts und links des Wappens Tugendallegorien mit Inschriften (A), unter dem Wappen Kartusche mit Stifterinschrift (B); im Oberbild der Scheibe Darstellung des salomonischen Urteils.

Maße: H. 42,2, B. 31,2, Bu. 1,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften; Herrmann, Stuttgart [1/1]

  1. A

    IVSTICIA CHARITAS

  2. B

    Vnnder vogtt zvo Nagoldtt. / Johann [Lutz] anno 1595

Wappen:
Lutz

Kommentar

Johann Lutz war Untervogt von Nagold 1595 bis zu seinem Tod 1617, gleichzeitig Alpirsbacher Pfleger auf dem Kniebis1. Die Herkunft ‚von Augsburg‘ (Pfeilsticker) ist insofern irreführend, als die Familie offenbar ursprünglich in Altensteig ansässig war. – Das Bildthema des salomonischen Urteils in einer ähnlichen Ausführung kehrt auch auf der Nagolder Scheibe des Hans Joachim von Grünthal (wie auf der entsprechenden Wildberger, vgl. nr. 305, 306) wieder; es erscheint auch auf einer Scheibe aus dem Uracher Zyklus und findet sich ebenso auf einer Wappenscheibe Herzog Ludwigs aus dem Jahre 1572, die wie die hier beschriebene Scheibe von zwei Frauengestalten flankiert ist (jetzt in Tübingen); auch hier ist das salomonische Urteil in der Oberscheibe dargestellt. Selbst wenn die Vorlagen für die szenischen Darstellungen der Kabinettscheiben sicher der zeitgenössischen Graphik entnommen sind, läßt sich die Herstellung der Nagolder (und Wildberger) Kabinettscheiben in einer Uracher Werkstatt nicht ausschließen2.

Anmerkungen

  1. Pfeilsticker 2647. – Zum Wappen vgl. Otto, Wappenscheiben S. 170 (Abb. des verbesserten Wappens).
  2. Hansmartin Decker-Hauff, Markus Otto, Walter Röhm, Das Uracher Rathaus und seine Kabinettscheiben. Bad Urach 1983, S. 36f. (Abb.) Die Uracher Scheibe stiftete der Untervogt Hans Wendel Decker in Urach. – Vgl. auch Fleischhauer, Renaissance S. 263ff.

Nachweise

  1. Otto, Wappenscheiben S. 168ff. (Abb.).
  2. OAB Nagold S. 105.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 293 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0029307.