Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 283† Hirsau, Klosterkirche St. Peter und Paul 1591

Beschreibung

Grabplatte des Antonius Varnbüler. Standort im Boden der Kirche. Minuskel. Die Inschrift ist singulär im Tagebuch von Crusius überliefert, der sie bei einem seiner Besuche in Hirsau notierte.

Wortlaut nach Crusius.

  1. DEO SACRVM. Anthonio Varenbylero, Lindauiensi, Theologiae Doctori, tertio Coenobii huius Abbati reformato, vixdum annos 36 ac menses 4 nato, sexto die Maii anni salutis 1591 pie et constanter in Christo defuncto, filio et marito charissimo, moesti parentes uxorque gravida hoc pietatis monumentum posuere. Utebatur in vivens pio symbolo hoc Nazianzeni dicto1):Ἀρχὴν ἁπάντων καὶ τέλος ποίοῦ ϑεόν.

Übersetzung:

Gott geweiht. Dem Doktor der Theologie Antonius Varenbüler aus Lindau, dem dritten evangelischen Abt dieses Klosters , der am 6. Tag des Monats Mai im Jahre des Heils 1591 kaum 36 Jahre und 4 Monate nach seiner Geburt, fromm und standhaft in Christus verstarb, dem geliebtesten Sohn und Gatten, setzten die tieftrauernden Eltern und die Gattin dies Denkmal der Liebe. Zu seinen Lebzeiten bedachte er das fromme Bekenntnis des Gregor von Nazianz, das also lautet:

Anfang und Ende von allem laß Gott sein.

Kommentar

Antonius Varnbüler war 1589 bis zu seinem Tod Abt in Hirsau2. Ein Epitaph mit vergoldeten Buchstaben hing unweit von der Grabplatte an einem Wandpfeiler3.

Anmerkungen

  1. Im Codex Hirsaugiensis fol. 15r sq. ist der Lebenslauf Varnbülers aufgenommen, dabei fast wörtlich die letzte Zeile des Epitaphs (utebaturdicto) und die Devise. Das Zitat nachgewiesen bei Chrysostomus Baur, Initia Patrum Graecorum (Vol. I), Città del Vaticano 1955 (Studi e testi 180), S. 98. (bei Weizsäcker und im Codex Hirsaugiensis steht ποιεί statt ποιοῦ).
  2. Bernhardt II S. 686 (mit biographischen Daten). – Pfeilsticker 1811, 3390 (Todesdatum 7./8. Mai).
  3. Diese Nachricht geht ebenfalls auf Martin Crusius zurück: vgl. Ein Besuch in Liebenzell und Hirsau vor 300 Jahren, in: Aus dem Schwarzwald I (1893/94) S. 72. Die Tafel enthielt den Lebenslauf des Abtes; aus Zeitmangel notierte Crusius den Text nicht.

Nachweise

  1. Crusius (wie Anm. 3).
  2. Weizsäcker, Baugeschichte S. 37.
  3. Bach, Grabdenkmale 122.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 283† (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0028305.