Inschriftenkatalog: Landkreis Calw

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 30: Landkreis Calw (1992)

Nr. 19 Ehingen (Stadt Rottenburg, Lkr. Tübingen), ev. Stiftskirche St. Moriz 1309

Beschreibung

Grabplatte der Pfalzgräfin Luitgard von Tübingen, Gemahlin Graf Burkhards IV. von Hohenberg. Außen an der Westwand der Kirche, neben dem Hauptportal. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein, Schrift umlaufend zwischen Linien. Im Mittelfeld zwei Wappenschilde in Relief, über dem oberen statt der Helmzier ein eingeritztes Wiederkreuz mit Lilienenden1. Ursprünglicher Standort war Kloster Maria Reuthin, hier der Chor vor dem Hauptaltar, links neben der Grabplatte Graf Burkhards; von dort wurde die Platte 1874 mit anderen Reuthiner Denkmälern (vgl. nrr. 13, 21) auf die Weilerburg bei Rottenburg verbracht, 1909 am jetzigen Standort aufgestellt. Starke Verwitterungsspuren, Schriftverlust.

Maße: H. 206, B. 84, Bu. 6 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. + ANNO DOM/INI · M · CC · I°Xa) · IDVS · NOVEM[BRIS] ·O(BIIT) · /LVGARDIS · /DE · TVBIN[GEN] · COMITISSA

Übersetzung:

Im Jahre des Herrn 1309 an den Iden des November (Nov. 13) starb die Gräfin Luitgardis von Tübingen.

Wappen:
Hohenberg, Pfalzgrafen von Tübingen

Kommentar

Die Schrift ist eine Majuskel, die sehr starke Ähnlichkeit mit der Beschriftung der Grabplatte für Otto von Hohenberg zeigt; wechselnde Formen unzial und kapital für M und T, deutlich Beginn von Sporenansätzen (vgl. nr. 13). Beide Platten könnten um die gleiche Zeit entstanden und vom selben Steinmetz geschaffen sein. Das deutlich sichtbare Endungs-o über der I wurde von Schmid als Ende der Jahreszahl angesehen (1301). Da aber eine Datierung X IDVS nicht möglich ist, wird man die Position des hochgestellten o kaum als relevant für das Ende der Jahreszahl ansehen dürfen, zumal bei mehrgliedrigen Jahreszahlen in der Epigraphik häufig aus Platzgründen der Exponent vor der letzten Ziffer steht. Die Quellen des 15. Jahrhunderts haben übereinstimmend die Jahreszahl 1309 und das Tagesdatum 13. November2.

Luitgard von Tübingen, eine Tochter Pfalzgraf Hugos IV. von Tübingen, wird gemeinsam mit ihrem Gemahl als Stifterin von Kloster Maria Reuthin angesehen, weil die reichen Schenkungen des Ehepaares den bestehenden Nonnenkonvent stabilisierten und zum Hauskloster mit Grablege der Wildberg-Nagolder Linie der Hohenberger Grafen machten.

Textkritischer Apparat

  1. Irrtümlich fehlt das dritte C der Jahreszahl; der Exponent deutlich sichtbar rechts über der I.

Anmerkungen

  1. Zur Deutung vgl. Schorp S. 15.
  2. Vgl. Gand, Maria-Reuthin (ungedruckte Regesten) Bd. 1 nr. 476.

Nachweise

  1. HStAStuttgart J 1 nr. 151, fol. 147.
  2. Gand, Seelbuch S. 14.
  3. Gand, Maria-Reuthin S. 20.
  4. Schorp S. 15.

Zitierhinweis:
DI 30, Landkreis Calw, Nr. 19 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di030h010k0001902.