Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 258† Stadtkirche St. Michaelis 1647

Beschreibung

Epitaph des Christian Schenk zu Tautenburg; im 17. Jh. an einem der nördlichen Pfeiler.1) Schild mit dem Wappen, daneben die Fahne des Verstorbenen; weiß und vergoldet. – Iss. auf dem Schildrand (A), auf der Fahne (B), bei dem Wappen auf der Fahne (C) und im Schild (D).

Nach Beier.

  1. A

    Christian Schenck und Freyherr zur Tautenburg, FrawenBrisnitz und NiedernTrebra, Herr zur Tonna.

  2. B

    Christian Schenck und Freyherr zur Tautenburg, FrawenBrisnitz und Niedern Trebra, Herr zur Tonna. A(nno) C(hristi) 1640.a)

  3. C

    Christe, tibi vivo, tibi morior.b)

  4. D

    Illustris(simus) ac generosus D(omi)nus D(omi)n(us) Christianus Schenck L(iber) B(aro) in Tautenburg, FrawenBrisnitz et Niedern Trebra: Dynasta in Tonna: etc., nat(us) Dresdae die XIIX. (Decem)br(is) A(nno) C(hristi) MDXCIX. Rectoratui praefuit in Salana Anno MDCXVIII. Denat(us) familiae huius eheu! ultimus Tautenburgi d(ie) 3. Aug(usti) Anno MDCXL. Vixit annos XXXX. menses V. Hebdom(ades) II. totidemq(ue) dies. sepultus in FrawenBrisnitz.

Übersetzung:

Christus, dir lebe ich, dir sterbe ich. – Der erlauchteste und edle Herr, Herr Christian Schenk, Freiherr zu Tautenburg, Frauenprießnitz und Niedertrebra, Erbherr auf Tonna usw., geboren zu Dresden am 18. Dezember im Jahre Christi 1599, war Rektor an der Salana im Jahre 1618, gestorben, weh!, als der letzte seines Geschlechtes zu Tautenburg am 3. August im Jahre 1640. Er lebte 40 Jahre, 5 Monate, 2 Wochen und ebensoviele Tage. Er ist begraben in Frauenprießnitz.

Wappen:
Schenken von Tautenburg, Eberstein.2)

Kommentar

Christian Schenk,3) Freiherr zu Tautenburg, Frauenprießnitz und Niedertrebra, seit 1633 auch Herr zu Tonna, war der letzte aus dem Geschlecht der Schenken zu Tautenburg. 1618 war er rector magnificentissimus der Jenaer Universität.4) Nach dem frühen Tod seiner Frau Dorothea Sibylla, Reußin von Plauen,5) und seiner beiden Kinder floh er vor den Schrecken des 30jährigen Krieges, von denen sein Besitz unmittelbar heimgesucht worden war, zeitweilig nach Jena. Völlig verarmt am 3. August 1640 in Tautenburg gestorben, konnte sein Leichnam erst 1647 in die Familiengruft nach Frauenprießnitz überführt werden. Für den 20. und 21. September6) hatte Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar (1598–1662) auch der Landesuniversität Trauerfeierlichkeiten geboten.7) Tautenburg fiel als erledigtes Lehen an Kursachsen.

Die Särge für Christian Schenk und seine Gemahlin haben sich in der sog. Schenkengruft der Kirche zu Frauenprießnitz in allerdings traurigem Zustand erhalten.8) Die Fahne befand sich noch zu Beginn des 18. Jh. in der Jenaer Stadtkirche.9)

Textkritischer Apparat

  1. nach Friderici 1722, 98: CHRISTIAN SCHENGK VNDT FREYHERR ZVE TAVTENBVRGK FRAWENPRIESSNITZ VNND NIEDERN TREBRA, HERR ZVE TONNA. 1640. Christe, tibi vivo, tibi morior.
  2. Als Symbolum auch über dem Wappen im II. Bd. der Jenaer Universitätsmatrikel (vgl. Matrikel Jena, 1, S. XX), zum Jahre 1617.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 276 (an MitternachtsPfeilern).
  2. Vgl. Beier, q. 15, 572: „in clypeo albo et inaurato videntur insignia bipartita: quorum unum habet alites caeruleas in campo, sed in galea cornua duo eiusdem coloris. Alterum ostendit leonem erectum album cum in campo tum in galea.
  3. Zur Genealogie der Schenken von Tautenburg, vgl. Loringhoven, 3, Taf. 77. Besser in: Europäische Stammtafeln, N. F., hrsg. von D. Schwennicke, Bd. VIII, Marburg 1980, Taf. 144.
  4. Matrikel Jena, 1, 281.
  5. Dorothea Sibylla, Tochter des Heinrich II., Reuß von Plauen in Gera, geboren 7. Oktober 1609; 21. Juni 1627 Ehe mit Christian Schenk; gestorben 25. November 1631 in Tautenburg.
  6. Beier, q. 15, 572: „non quidem mox (sepultus est Christianus Schenk), sed finito septennio, nimirum A(nno) C(hristi) 1647, 20. (Septem)bris et sequ. 21. honorariis in Salana decoratus fuit exequiis.
  7. Vgl. Die Tautenburg, in: AuN 6, 1934–1936, 83.
  8. Beschreibung der Schenkengruft in BuKTh Jena, 46–51. Der Sarg Christians ist beschrieben S. 51 und abgebildet auf der Tafel vor S. 51.
  9. Friderici 1722, 96: „de qua (scil. pompa) adhuc hodie vexillum, tum, in honorem Christiani, in templo, Michaeli sacro, suspensum, optime testatur.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 572.
  2. J. A. Puhle, Urkundliche Geschichte der Schenken zu Tautenburg (Ms. in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Jena, Sign.: Ms. Thur. f. 1 b), 1781, 218–219.
  3. Koch 1931a, 85.
  4. Vgl. Beier 1681, 276–277.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 258† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0025809.