Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 239† Kollegienkirche (1635)

Beschreibung

Grabstein des Valentin Riemer; im 17. Jh. im Schiff;1) 1937 zu einem Teil freigelegt (Grab Nr. 49), 1945 vernichtet. Rechteckige Alabasterplatte, bemalt, mit Umschrift (A) auf dem Rahmen; im Mittelfeld zwei querovale, vorgewölbte Inschrifttafeln, oben Is.(B), unten Is.(C), vielleicht noch eine dritte für die Wappen.

Nach Sagittarius und Beier, (C) nach dem Photo.

Schriftart(en): Kapitalis.

TLDA Erfurt, TI755D4 (Wolfgang Wennig) [1/1]

  1. A

    [HIC IACET VALENTINVS RIEMER I(VRIS)C(ONSVLTVS) ET / PHILOSOPHVS ACVTISSIMVS, IN HAC SALANA ANTECESSOR, CVRIAEQVE PRO]VINCIALIS ET SCABINA/TVS ADSESSOR MERITISS(IMVS) [&a) DESIDERATIS(SIMVS) / NASCITVR HIRSCHBERGAE SILESIORVMb) A(NNO) C(HRISTI) M D LXXXII. DENASC(ITVR) IENAE XI. KAL(ENDAS) MAII A(NNO) C(HRISTI) M.DC.XXXVc) AETAT(IS) LIII.]

  2. Bd)

    [D(EO) S(ACRVM).e)SVB TVMVLO HOC RECVBANT RIEMERI / MOLLITER OSSA⟨C⟩VIf) SOPHIAE ET THEMIDIS PORTIO / MAGNA FVIT.INCOLA MENS COELI SECVRA AGIT ATQ(VE) / TRIVMPHAT.FAMAQ(VE) IAM PRIDEM DOCTA PER / ORA VOLAT.]

  3. C

    [DANIELI]S [XII] / [QUI AUTEM D]OC[TI] FVERUNT / [FULGEBUNT QUASI SP]LENDOR / [FIRMAMENTI, ET QUI AD IUSTITI]AM / [ERUDIUNT MULTOS QUASI STELLAE] / [IN] PERPETUAS AET[ERNITATESg) / P(OSUIT)] MEMO[RIAE CAUSSA MOE/STISSI]MA VI[DUA SUSANNA ELISA]/BETH WEXIA [CUM LIBERIS ORPHA]/NIS DESIDERAT[ISSIMO MARITO] / ET PARENTI.

Übersetzung:

Hier liegt Valentin Riemer, Rechtsgelehrter und äußerst scharfsinniger Philosoph, Professor für Recht an dieser Salana, hochverdienter und unvergessener Beisitzer am Hofgericht und am Schöppenstuhl, geboren zu Hirschberg in Schlesien im Jahre Christi 1582, gestorben zu Jena am 21. April im Jahre Christi 1635, im Alter von 53 Jahren. – Gott geweiht! Unter diesem Grabhügel ruhen sanft die Gebeine des (Valentin) Riemer, dem ein großes Maß an Weisheit und Recht gegeben war. Sein Geist, nun ein sorgloser Bewohner des Himmels, lebt und triumphiert, und sein Ruhm fliegt schon lange unter den Gelehrten von Mund zu Mund. – Daniel 12: Die aber lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen wie die Sterne immer und ewiglich. – (Dieses Denkmal) hat aufgestellt zum Gedächtnis die tiefbetrübte Witwe Susanna Elisabeth Wex mit ihren verwaisten Kindern für den unvergessenen Ehemann und Vater.

Kommentar

Valentin Riemer,2) seit 1618 Prof. iur. in Jena, war seit 1614 mit Susanna Elisabeth Wex3) verheiratet. Der Grabstein muß zwischen April und Oktober 1635 gefertigt worden sein, da die Gattin noch nicht als verstorben bezeichnet wird. Er gehört zur Gruppe der „jüngeren Fomanngrabsteine“ und gleicht insbesondere mit der dreifach gegliederten Is. in der Mitte (Vers, Bibelzitat, Stiftung) Nr. 220 und 235.

Textkritischer Apparat

  1. fehlt bei Beier.
  2. Vor A(NNO) C(HRISTI) fügt Beier XI. Cal(endas) Maii hinzu; die Gleichheit mit dem Todesdatum erweckt zu Recht Verdacht.
  3. M.DC.XXV Sagittarius.
  4. zwei elegische Distichen.
  5. fehlt bei Beier.
  6. QVI Sagittarius.
  7. Dn 12,3; der Spruch fehlt bei Sagittarius.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 289 (im Schoß).
  2. Valentin Riemer, geboren im Februar 1582 in Hirschberg/Schlesien; stud. Breslau; 1603 stud. und Bacc. phil., 1605 Mag. phil. Leipzig; stud. Marburg und Gießen; 1613 Dr. phil., 1618 Prof. hist. et poes. Jena; Dr. iur., Prof. iur. und Beisitzer am Hofgericht Jena; gestorben 21. April 1635 in Jena.
  3. Susanna Elisabeth Wex (vgl. Wex 1935, 5), geboren 19. November 1590; 1614 in Altenburg Ehe mit Valentin Riemer; gestorben 25. Oktober 1635 in Jena.

Nachweise

  1. Beier, q.15, 613–614.
  2. Sagittarius 1720, 19–20.
  3. Vgl. Beier 1681, 289.
  4. Wennig, Verzeichnis 1937, I Nr. 24.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 239† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0023901.