Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 228† Katholische Kirche St. Johannis 1630

Beschreibung

Epitaph der Anna Margaretha Reiffenberger; im 17. Jh. an der Nordwand.1) Eisen; Vorderseite: Erzengel Michael im Kampf mit dem Drachen; in der Mitte die Verstorbene vor dem Kruzifix, darunter Is. (C) und, von zwei Engeln mit Ölzweigen in den Händen gehalten, die Tafel mit Is. (B); Rückseite: noch einmal der Erzengel und Is.(A).2)

Nach Beier.

  1. A

    Die wir mit großem leiden,dorthin geschicket han,Werden wir schauen mit frewdenwen(n) der Jüngsttag geht an.Werund ist hingenom(m)enin großer trawrigkeit,wird lachend wiederkom(m)enin ewiger seeligkeit.

    Ose(ae) 13. v(ersus) 14. Ich will sie lösen aus der helle, u(nd) vom tod erretten: tod, ich wil dir ein gift sein, helle, ich wil dir ein pestilenz sein.a)Job(i) 19,25.27 Ich weis, das mein Erlöser lebet, u(nd) er wird mich hernach aus der erden aufferwecken, u(nd) wieder dernach mit dieser meiner hautt umbgeben werden, u(nd) werden in meinem fleisch Gott sehen, denselben werde ich mir sehen, und meine aug werden ihn schawen, u(nd) kein frembder.b)

  2. B

    Anna Margaretha Reiffenbergerin Joann Reiffenbergers Buchhändlers Töchterlein ist auf diese Welt geboren worden den 1. August 1625. wurde Bischoffin am Schulfeste Gregori, den 16. Mart(ii) A(nn)o 1630. ist in Gott seelig entschlaffen den 6. Jun(ii) Anno 1630. ihres alters 5. Jahr weniger 8. Wochen.

  3. C

    Im Fried des Herren bin ich geschlaffen ein,mich legen lassen in mein Kämmerlein.In Christe dem Erlöser mein,wil ich ruhen still, sanft u(nd) fein.Am Jüngsten tag ich aus der erdgesund u(nd) frisch aufferstehen werdEinnehm die ewig seeligkeitfreud, richthum, ehr u(nd) herrlichkeit.

Kommentar

Anna Margaretha Reiffenberger3) war die Tochter des Jenaer Buchdruckers Johann Reiffenberger.4) Am Schulfest Gregori5) erwählten die Knaben einen Bischof, die Mädchen eine Äbtissin (Bischofin). Nach einem Umzug durch die Stadt mußte der Vater der Äbtissin in der Mädchenschule ein Festessen ausrichten und die Lehrer beschenken.

Textkritischer Apparat

  1. Os 13,14.
  2. Iob 19,25–27.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 300 (an der Mittemachtsmauer).
  2. Beier, q. 15, 645: „cippus ferreus est, in cuius anteriore versus aram videtur archangelus Michael, crucis ligno, quod manu apprehendit utraque, draconem sub pedibus prostratum tundens; intra eum puella coram crucifixo Salvatore procumbens, duo quam circumdant angeln ... ; sub quibus ... inscriptio legitur genealogica. Hanc epigraphen duo tenent angeli, palmam seu ramos olivae in manibus habentes; ... in parte posteriore, versus sedilia foeminarum, idem eodem modo apparet archangelus.
  3. KB Taufbuch, 1, 348: 1625/Aug./3 „Herrn Johann Reiffenbergern eine Tochter Anna Margaretha“; vgl. Totenbuch, 1, 145 (8. Juni 1630).
  4. Johann Reiffenberger (vgl. Lütge 1929, 36 und 46), Inhaber einer Druckpresse im Karmeliterkloster; ist zwischen 1625/40 in Jena verlegerisch tätig und wird am 13. August 1641 begraben (KB Totenbuch, 1, 232).
  5. Zum Gregoriusfest, vgl. Schmeizel (1908), 102 Anm. 30. Dieses Fest wurde bis in das 18. Jh. hinein alljährlich am Gregoriustag (12. März) an den Schulen gefeiert.

Nachweise

  1. Beier, q.15, 645–646.
  2. Koch 1942.
  3. Vgl. Beier 1681, 300.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 228† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0022801.