Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 227 Collegium Jenense 1629

Die Abbildungen zu diesem Artikel werden in Kürze folgen.

Beschreibung

Grabstein des Wolfgang Werther Mühlpfort; im 17. Jh. im Schiff der Kollegienkirche.1) Im Jahre 1673 durch die Dielung verdeckt,2) wurde er 1937 im Schiff freigelegt und aufgestellt (Grab Nr. 27); nach 1945 in der „Memorialhalle“ angebracht, Ostwand. Rechteckige Alabasterplatte. – Umschrift (A) auf 9 cm breiter Leiste; Is. (B) im Mittelfeld (H. 121 cm, B. 73 cm); im unteren Drittel zwei Wappen. Oben gebrochen, re. bis zur Unlesbarkeit abgerieben.

Maße: H.: 190 cm; B.: 97 cm; Bu.: 5,5 cm, in (B) 3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis zwischen zwei Ritzlinien, ursprünglich schwarz ausgelegt.

Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Friedrich-Schiller-Universität-Jena (Enrico Paust) [1/1]

  1. A

    AD PHILIPP(ENSES) III. NOSTR[A AVTEMa) CON]VER/SA(TI)O IN COELIS EST, VNDE [E]TIAM SALVATOREM EXPECTAM(VS) D(OMI)NVM / N(OST)RVM IESV(M) CHRI(ST)VM, Q(VI) REFOR/MABIT CORPVS HVMILITATIS NOSTRAEb)

  2. B

    HVC POSITV(M) EST, CORPVS VIRI [AMPL]IS/SI(MI) AC CONSVLTISSIMI D(OMI)NI [WOLF]/GANGI WERTHERI MVLPHO[RTII I(VRIS) V(TRIVSQVE)] / D(OCTORIS) IN ILLVSTRI SALANA P(ROFESSORIS) P(VBLICI) [CVRIAE] / PROVINCIALIS SCABINAT[VSQ(VE) ASSES]/SORIS DIGNISSI(MI) Q(VI) CVM P[VBLICE] / PRIVATIMq(ue) DOCENDO, DI[SPVTAN]/DO, DE IVRE RESPONDE[N]D[O AC IV]/DICANDO SVMMAM REI P[VBL(ICAE) LITE]/RARIAE OPERAM, FIDE(M) [ATQ(VE) STV]/DIV(M) SVVM PROBASSE[T, TANDEM E] / SVMMI IVDICIS IVDICIO, [MORBO] / GRAVI CONFEC[T](VS) DIE VI. M[AII INTRA] / VI. ET VII. MATV[TINAMc) A(NN)O 1623] / A(NN)O AETATIS SVAE XLIII.d) PR[OFESSI]/ONIS V. AD SVPREMA ILLA [CAELESTIS] / SAPIENTIAE DOMICILIA P[IE PLACIDEQ(VE)] TRANSMIGRAVIT. OB HVI(VS) PA[RENTISe)] / MORTE(M) LIBERI IX. RELICTI CON[TINVVM] / AD LESSVM S(VN)T DEIECTI, Q(VI) AD IN[DICIVM] / FILIALIS ERGA PARENTEM HEV [DESI]/DERATISSIMVM AMORIS HVC L[API]/DEM SEPVLCHRALE(M) MEMORIA[E] / CAVSA PON[I] CVRAVERVNT / ANNO 1629.

Übersetzung:

Phil. 3: Unsere Heimat aber ist im Himmel, woher wir auch den Erlöser erwarten, unseren Herrn Jesus Christus, der neugestalten wird den Leib unserer Nichtigkeit. – Hier liegt begraben der Leib des hochbedeutenden und hochgelehrten Mannes, Herrn Wolfgang Werther Mühlpforts, Doktor beider Rechte, öffentlicher Professor an der berühmten Salana, hochwürdiger Beisitzer am Hofgericht und am Schöppenstuhl, der, nachdem er öffentlich und privat in Lehre, Disputation, Rechtsentscheidungen und Rechtsprechung dem Staat sein höchstes Bildungsstreben, seine Treue und seinen Eifer bewiesen hatte, schließlich nach dem Urteil des höchsten Richters von einer schweren Krankheit ergriffen wurde und am 6. Mai zwischen der sechsten und siebten Morgenstunde des Jahres 1623, im Alter von (47) Jahren, als Professor fünf Jahre tätig gewesen, zu jenen höchsten Wohnplätzen himmlischer Weisheit fromm und sanft hinüberging. Wegen des Vaters Tod sind die neun hinterlassenen Kinder zu fortwährender Totenklage niedergesunken, die als Zeichen ihrer kindlichen Liebe zu dem, weh!, unvergessenen Vater diesen Grabstein des Andenkens wegen hier setzen ließen, im Jahre 1629.

Wappen:
Mühlpfort,3) Krapp.4)

Kommentar

Wolfgang Werther Mühlpfort,5) der Sohn des Amtschössers Johann Friedrich Mühlpfort,6) wurde 1619 in Jena Prof. iur., starb aber bereits am 6. Mai 1623, nach fünf Dienstjahren, im Alter von 47 Jahren. Seine Frau Anna Elisabeth Krapp7) folgte ihm 1624. Seine neun Kinder sind alle in Jena geboren.8)

Textkritischer Apparat

  1. AVTEM fehlt bei Beier.
  2. Phil 3,20–21.
  3. scil. horam.
  4. so der Stein; da Mühlpfort aber von 1575 bis 1623 lebte, ist XLVII zu lesen.
  5. oder PA[TRIS].

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 290.
  2. Daher nicht bei Sagittarius.
  3. SchlA 2, 83–84, Taf. 53 (Mühlpfort); entspricht der Darstellung in: Deutsches Geschlechterbuch 68, 1930, 197. Vgl. Koch 1934d, 497.
  4. Lilie, von vier sechsstrahligen Sternen umgeben; Helm: gefederter Fuß. Beier, q.15, 618 beschreibt es als insignia uxoris, also Wappen der Anna Elisabeth Krapp.
  5. Wolfgang Werther Mühlpfort (vgl. Deutsches Geschlechterbuch 68, 1930, 197–236, unter VIIc), geboren 2. November 1575 in Roda; Schule Halle/S., dann Magdeburg; stud. Marburg; 1597 stud. Jena; stud. Heidelberg und Straßburg; 1602 Dr. iur. Basel; 1605 Jurist in Jena; 1611 Advokat am Hofgericht Jena; 1614 Gräflich–Hohenlohescher Rat; 1619 Prof. iur. Jena, 1620 Assessor am Hofgericht; gestorben 6. Mai 1623 in Jena.
  6. Vgl. Nr. 222.
  7. Anna Elisabeth Krapp (vgl. Koch 1931b, 149), Tochter des Bürgermeisters Andreas Krapp; geboren 22. September 1587 in Torgau; 1605 in Leipzig Ehe mit Wolfgang Werther Mühlpfort; gestorben 22. Juli 1624 in Jena.
  8. Die Kinder wurden getauft in Jena: am 19. Juli 1606 Johann Friedrich; am 11. September 1607 Johann Daniel; am 10. August 1609 Anna Maria; am 28. April 1612 Paul; am 24. Februar 1614 Hieronymus; am 14. März 1616 Albert Wilhelm; am 21. Januar 1618 Anna Elisabeth; am 26. Dezember 1619 Wolfgang Werther; am 23. Januar 1622 Maria Magdalena (KB Taufbuch, 1, 10; 40; 72; 123; 148; 195; 227; 273; 301).

Nachweise

  1. Beier, q.15, 618.
  2. Wennig, Verzeichnis 1937, II Nr. 14.
  3. Koch 1942.
  4. Hallof 1987a, 24 und 45; 44 Abb. 17.
  5. Vgl. Beier 1681, 290.
  6. Koch 1937.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 227 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0022704.