Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 220† Alter Friedhof 1624

Beschreibung

Grabstein des Adam Blüth. – Umschrift (A) und Is. in der Mitte (B).

Nach der Lpr.

  1. A

    M(AGISTER) ADAMUS BLÜTHIUS NASCITVR / QVEDLINBURGI SAXONUM ANNO CHRISTI / M.D.XCIX. DIE IV. MARTII. DENASCITUR / PIE IN D(OMI)NO JENAE ANNO M.DC.XXIV. XIII. APRILIS.

  2. B

    QVO VIX INGENIO QVIS MAJOR, / QVIS MELIORVEMORIBUS, EDOCTUS SACRAQVE ET / OMNE SOPHOS.a)CUI CORDI PIETAS GENEROSO, ET PEC/TUS HONESTOINCOCTUM,b) EXSTINCTUM HUNC HAEC / BREVIS URNA TEGIT.O NOS MORTALES QVANTUM EST BREVE / VIVERE NOSTRUMET NULLI CERTUM QVO CADAT IPSE / DIE!c)

    Jobi XIV. / HOMO NATUS DE MULIERE, BREVI / VIVENS TEMPORE, REPLETUR MUL/TIS MISERIIS, QVASI FLOS EGRE/DITUR, ET ABSCINDITUR, ET FU/GIT VELUT UMBRA.d)

Übersetzung:

Magister Adam Blüth wurde in Quedlinburg in Sachsen im Jahre Christi 1599, am 4. März, geboren; er starb fromm im Herrn zu Jena im Jahre Christi 1624, am 13. April. – Kaum war ein Mensch größer als er an Geist oder besser in den Sitten, (er), gelehrt im Göttlichen und klug in allem; ihm war Frömmigkeit im Herzen und durchglühte edler Anstand die Brust. Er wird nun, ausgelöscht, von dieser kleinen Urne umschlossen. O wir Sterblichen, wie kurz ist unsere Zeit zum Leben! Und keiner weiß, an welchem Tag er selbst fällt. – Hiob 14: Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt eine kurze Zeit und wird erfüllt von vielen Unglücksfällen; er geht auf wie eine Blume und wird abgerissen, und er flieht wie ein Schatten.

Kommentar

Adam Blüth,1) Vetter des Prof. theol. Johann Gerhard,2) ist am 15. April 1624 in Jena begraben worden.3) Der Gliederung des Textes nach könnte dieser Grabstein mit Nr. 235 und 239 zur Gruppe der „Fomanngrabsteine“ gehören. Auf den Namen des Verstorbenen wird mit der Auswahl des Bibelzitates Bezug genommen.

Textkritischer Apparat

  1. griech. σοφός.
  2. nach Persius 2, 74: incoctum generoso pectus honesto.
  3. drei elegische Distichen.
  4. Iob 14,1–2; ⟨et non stat⟩ Beier.

Anmerkungen

  1. Adam Blüth (vgl. die Lpr., StSt. 4729), geboren 4. Mai 1599 in Quedlinburg als Sohn des Fürstlichen Gerichtsassessors Gerhard Blüth und der Maria Martin; 1612 stud. Wittenberg gratia, 1617 iuratus; 1620 Mag. phil. Wittenberg; 1622 stud. Jena; 1623 Adjunkt fac. phil. Jena; gestorben 13. April 1624 in Jena.
  2. Zu Johann Gerhard, vgl. Nr. 244.
  3. KB Totenbuch, 1, 108.

Nachweise

  1. Lpr. für Adam Blüth (StSt. 4729), 1624, 46 (F 3 verso).
  2. Beier, q.15, 695–696.
  3. Koch 1911, 18 und 62.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 220† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0022005.