Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 207† Kollegienkirche 1620

Beschreibung

Epitaph des Oswald und der Margaretha Hilliger; 1888 an der Nordwand des Langhauses zwischen dem 3. und 4. Joch.1) 1945 vernichtet; Holz, bemalt. Im unteren Teil die Tafel mit der Doppelinschrift (A), darüber Gebälk mit Is. (B) und, von Säulen frankiert, Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit, vor der der Verstorbene und seine Frau knien; li. und re. allegorische Frauengestalten (Glaube und Barmherzigkeit); im Giebel das Lamm Gottes und die vier Kardinaltugenden.

Nach Sagittarius.

  1. A

    MEMORIAE SACRUM / VIRO AMPLISSIMO, CONSULTISSIMOQ(VE) D(OMI)N(O) OSVAL/DO HILLIGERO, I(VRIS)C(ONSVL)TO EXIMIO, PROFESSORI IN HAC SALANA CELEBERR(IMO) AC SCABINATUS ASSESSORI DI/GNISSIMO, QUI, POSTQUAM PUBLICATIS INGENII MO/NUMENTIS, NEC NON PUBLICE PRIVATIMQUE DOCEN/DO, DISPUTANDO, DE IURE RESPONDENDO AC IUDI/CANDO, EGREGIAM REIPUB(LICAE) LITERARIAE OPERAM, FI/DEM ET INDUSTRIAM SUAM PROBASSET, HEU NIMIS / PRAEPROPERA MORTE ABREPTUS ANNUM AGENS 36 / CUM MAGNO ET SUORUM, ET D(OMI)N(ORUM) COLLEGARUM / DESIDERIO, DIE 25 MARTII ANNO 1619, AD COELESTEM / ACADEMIAM MIGRAVIT, HOC MONUMENTUM PONI / CURAVIT RELICTA EIUS VIDUA ANNO 1620. HAEC, NOMINE MARGARETHA, VIRI LAUDATISSIMI / D(OMI)N(I) NICOLAI HORNS, CIVIS AC SENATORIS FRIBER/GENSIS PRIMARII, FILIA, FOEMINA AD EXEMPLUM, / POSTQVAM CVM PRAEFATO D(OMI)N(O) D(OCTORE) HILLIGERO, TRES / LIBEROS, FRIDERICVM, QVI FRIBERGAE INFANS ADHVC / OBIIT, CHRISTIANVM ET BARBARAM PROCREASSET, / ATQVE IN SECVNDO MATRIMONIO, CVM CONSVLTIS/SIMO VIRO D(OMI)N(O) ORTOLPHO FOMANNO IVNIORE V(TRIVSQVE) I(VRIS) / D(OCTORE) XI. SEPTEMB(RIS) ANN(O) M.D.CXX. INITO, VNIVS FILIAE / MA⟨R⟩GARET(AE): QVAM ETIAM PRAEMISIT, MATER FA/CTA, NON SINE SVMMO OMNIVM DOLORE, VITAM / CVM MORTE COMMVTAVIT, V. IVN(II) ANN(O) MDCXXII. / QVVM VIXISSET ANNOS. XXVI. MENSEM. I.

  2. B

    BERNHART.DITERICH.BILTHAVER.VON FREIBERGK IN MEISSEN. 1.6.2.0.

Übersetzung:

Dem Angedenken geweiht! Dem hochbedeutenden und hochgelehrten Mann, Herrn Oswald Hilliger, ein außergewöhnlicher Rechtsgelehrter, weithin bekannter Professor an dieser Salana und hochwürdiger Beisitzer am Schöppenstuhl, der, nachdem er unvergängliche Zeugnisse seines Geistes veröffentlichte und auch öffentlich und privat in Lehre, Disputation, Rechtsentscheidungen und Rechtsprechung seine hervorragenden Bemühungen um die öffentliche Bildung, seine Treue und seinen Fleiß unter Beweis gestellt hatte, weh!, durch einen vorzeitigen Tod im 36. Lebensjahr, unter großer Anteilnahme sowohl der Seinen als auch der Herren Kollegen, hinweggerafft, am 25. März im Jahre 1619 in die himmlische Universität hinüberging; ließ dieses Denkmal seine hinterbliebene Witwe aufstellen im Jahre 1620. – Diese, mit Namen Margaretha, Tochter des hochberühmten Mannes, Herrn Nikolaus Horns, Bürgers und obersten Ratsherren zu Freiberg, eine vorbildhafte Frau, hat, nachdem sie mit obgenanntem Herrn Dr. Hilliger drei Kinder: Friedrich, der noch zu Freiberg als Kind starb, Christian und Barbara gezeugt hatte; und in zweiter Ehe mit dem hochgelehrten Mann, Herrn Ortolph Fomann d. J., Doktor beider Rechte, die am 11. September im Jahre 1620 geschlossen wurde, Mutter einer Tochter Margarethe, die sie auch schon vorausgeschickt hat, geworden ist; nicht ohne den höchsten Schmerz aller (Menschen) ihr Leben mit dem Tode vertauscht, am 5. Juni, im Jahre 1622, als sie 26 Jahre und einen Monat gelebt hatte.

Kommentar

Der Jurist Oswald Hilliger2) aus Freiberg wirkte seit 1606 in Jena. Seine Frau Margaretha Horn,3) die ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes (1619) eine zweite Ehe mit dem Juristen Ortolph Fomann d. J.4) eingegangen war, starb bereits 1622; dies erklärt wohl, warum sie noch auf dem Epitaph ihres ersten Mannes ihre Gedächtnisinschrift erhielt. Von den genannten Kindern sind Friedrich und Christian5) in Freiberg, Barbara6) bereits in Jena geboren. Die Tochter aus zweiter Ehe wurde am 21. Juni 1621 getauft.7) Das Epitaph stammt von dem Freiberger Bildschnitzer Bernhard Dittrich.8)

Anmerkungen

  1. Vgl. BuKTh Jena, 100 und 112, berichtigt von Koch 1934e, 76–78
  2. Oswald (von) Hilliger (vgl. Hübner 1906, 47; die Stammfolge Hilliger danach im Deutschen Geschlechterbuch 13, 1907, 233–271), geboren 20. Dezember 1583 in Freiberg; 1596 stud. Leipzig; 1602 stud. Wittenberg; 1606 stud., 1609 Dr. iur., 1616 Prof. iur. Jena; Assessor am Hofgericht; gestorben 25. März 1619 in Jena.
  3. Margaretha Horn, Tochter des Ratsherren Nikolaus Horn (vgl. seine Lpr., StSt. 1785: geboren 4. Januar 1554, gestorben 4. August 1615 in Freiberg), geboren 1596 in Freiberg; 1614 erste Ehe mit Oswald Hilliger; 11. September 1620 zweite Ehe mit Ortolph Fomann d. J. (vgl. KB Traubuch, 1, 82); gestorben 5. Juni 1622 in Jena.
  4. Zu Ortolph Fomann d. J., vgl. Nr. 251.
  5. Christian Hilliger, geboren 28. März 1617 in Freiberg, gestorben 18. Oktober 1635 in Jena.
  6. Barbara Hilliger (vgl. ihre Lpr., StSt. 4539), geboren 12. April 1618 in Jena, gestorben 1. August 1670.
  7. KB Taufbuch, 1, 293: 1621/Juni/21 „Dem Ehrenvesten, Achtbaren und Hochgelahrten Herrn Ortolpho Fomann Iuniori I(uris) V(triusque) Doct(ori) eine Tochter Margaretha“. Ein Begräbniseintrag fehlt in den Kirchenbüchern.
  8. Bernhard Dittrich (vgl. Knebel 1897, 64–66; danach Thieme-Becker 9, 334; Koch 1934e, 76–78), geboren um 1585 in Freiberg, gestorben nach 1640. Signierte Werke: 1610 Altarwerk für die Freiberger Jakobikirche, bez. „Bernhard Diterich Bilthaver und Bildschnitzer alhir 1610“; 1614 Altarwerk für die Kirche zu Kleinschirma, bez. „Bernhart Diterich Bildhaver zu Freibergk anno 1614“.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 627–628.
  2. Sagittarius 1720, 18–19.
  3. Vgl. Beier 1681, 291.
  4. BuKTh Jena, 1888, 110 und 112.
  5. Koch 1934e, 76–78.
  6. Koch 1977, 291.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 207† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0020702.