Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 187† Kollegienkirche 1614

Beschreibung

Epitaph des Virgilius Pingitzer; 1888 an der Nordwand des Chores zwischen dem 2. und 3. Fenster von Osten. 1) 1945 vernichtet. Holz, bemalt. Oben ein Gemälde der Taufe Christi; darunter Darstellung Christi vor Pilatus und Is. (A); darunter Hauptgemälde mit dem Jüngsten Gericht, Is. (B) über den Seligen und Is. (C) über den Verdammten; darunter die Familie des Verstorbenen; unten Is. (D). Die einzelnen Gemälde jeweils von beiden Seiten umrahmt (Pilaster und Säulen) und durch Gebälke getrennt.

Nach Beier, (D) nach Sagittarius.

  1. A

    Ecce homoa)

  2. B

    venite benedicti patris mei possidete paratum vobis regnum a constitutione mundib)

  3. C

    Discedite à me maledicti in ignem aeternum qui paratus est diabolo et Angelis eiusc)

  4. D

    VIRGILIVS PINGITZERVS HALLENSIS, DITI/ONIS ARCHIEPISCOPATVS SALISBVRGENS(IS) I(VRIS)C(ONSVL)TVS / PRIMVM ILLVSTRISS(IMI) D(OMI)N(I) ET CELSISSIMI PRINCIPIS / AC DOMINI D(OMI)N(I) IOHANNIS DVCIS SAXONIAE / D(OMI)N(I) SVI CLEMENTISS(IMI) PIENTISSIMAE RECORDATIONIS / STVDIOR(VM) DIRECTOR, POST IN HAC SALANA PROF(ESSOR) P(VBLICVS) / COLLEGII IVRIDICI ORDINARIVS, CVRIAE PROVINCIALIS / ET SCABIN(ATVS) ADSESSOR SVMMA FIDE, REIP(VBLICAE) LEGENDO, CONSVLENDOQ(VE) ANN(OS) XL. INSERVIENS, ANNVM AGENS / LXXIII. CVM EX PRIORI CONIVGE CATHARINA DRVCK/SCHERFIANA LIBEROS SVSCEPISSET XII. POST FRID(ERICVM) WIL/HELMVM, VIRGILIVM, WOLFGANGIVM, ELISABETHAM, / MARIAM, IVSTINAM, QVOS, NE MALVM, QVOD NOS, / EORVM OCVLI VIDERENT, EX HAC VITA IN COELEST(EM) / DEVS AVOCAVIT. VIRGILIVM, CAROLVM GVNTHE/RVM, CATHARINAM, ANNAM, DOROTHEAM SVSAN/NAM, MARIAM SOPHIAM, ATQ(VE) EX HIS NEPOTES ET / NEPTES XVII. RELIQVIT, EX POSTERIORE AVTEM CON/IVGE EVPHROSINA. VIRI EXPERIENTISS(IMI) MICHAELIS NE/ANDRI MEDICI CELEBERR(IMI) FILIA NVLLOS SVSCEPIT, / HORAE VLTIMAE FVRTIVE ADVENTANTIS MEMOR, SIBI / SVISQ(VE) HOC MONVMENTVM IN SPEM RESVRRECTIONIS / GLORIOSAE CERTISSIMAM POSVIT DIE 2. AVGVSTI ANNO 1614.

Übersetzung:

Sehet, welch ein Mensch! – Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist vom Anbeginn der Welt. – Geht fort von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. – Virgilius Pingitzer aus Hall im Erzstift Salzburg, Rechtsgelehrter, zunächst Erzieher des erlauchten und erhabenen Fürsten und Herren, des Herren Johann, Herzogs zu Sachsen, seines mildesten Herren frömmsten Angedenkens, danach an dieser Salana öffentlicher Professor, Ordinarius des Juristenkollegiums, Beisitzer am Hofgericht und am Schöppenstuhl, wobei er dem Staat durch seine Vorlesungstätigkeit und seine Rechtsbescheide mit höchster Zuverlässigkeit 40 Jahre hindurch gedient hat; hat, im 73. Lebensjahr stehend, nachdem er von seiner ersten Frau Katharina Druckscherf 12 Kinder bekommen hatte, (von denen) Gott Friedrich Wilhelm, Virgilius, Wolfgang, Elisabeth, Maria (und) Justina, damit deren Augen nicht das Übel sähen, das wir sehen (müssen), aus diesem Leben in das himmlische abberief; Virgilius, Karl–Günther, Katharina, Anna, Dorothea Susanna, Maria Sophia und von ihnen 17 Enkel und Enkelinnen ihm am Leben ließ; und nachdem er von seiner zweiten Gattin Euphrosina aber, der Tochter des hochgelehrten Mediziners und weithin bekannten Mannes Michael Neander, keine Kinder bekommen hatte; eingedenk der unvermutet nahenden letzten Stunde, sich und den Seinen dieses Denkmal in der sichersten Hoffnung auf die herrliche Auferstehung gesetzt am 2. August im Jahre 1614.

Kommentar

Virgilius Pingitzer2) war seit 1569 Prof. iur. an der Jenaer Universität, unterbrochen durch seine Tätigkeit am Hof Herzog Johanns von Sachsen–Weimar (1570–1605). Er starb am 20. Juli 1619 in Jena.3) Seine erste Frau, Katharina,4) Tochter des Jenaer Bürgermeisters Wolfgang Druckscherf (vgl. Nr. 97), starb 1606 und hinterließ sechs Kinder.5) Ein Jahr später schloß Pingitzer die zweite Ehe mit Euphrosina,6) der Tochter des Michael Neander.7)

Textkritischer Apparat

  1. Io 19,5.
  2. Mt 25,34.
  3. Mt 25,41.

Anmerkungen

  1. Vgl. BuKTh Jena, 107.
  2. Virgilius Pingitzer, geboren 9. November 1541 in Hall/Salzburg (so auch in Jena als Hallensis sub ditione episcopi Saltzburgensis eingeschrieben, Matrikel Jena, 1, 22); stud. Ingolstadt und Löwen; 1557 stud. Jena; Dr. iur. Orleans; 1569 Prof. iur. Jena; 1573 Prof. iur. Helmstedt; Instrukteur des Herzogs Johann von Sachsen-Weimar; 1587 Prof. iur. Jena; Assessor am Hofgericht; gestorben 20. Juli 1619 in Jena.
  3. Begraben am 25. Juli 1619 (KB Totenbuch, 1, 84).
  4. Katharina Druckscherf, geboren 1550 in Jena; 1568 Ehe mit Virgilius Pingitzer; gestorben 29. Oktober 1606 in Jena.
  5. Vgl. Koch 1931b, 150: Virgilius Pingitzer jun., 1594 in Jena immatrikuliert, heiratet 1619 Maria Lindener. Karl Günther Pingitzer, geboren 12. Dezember 1597, gestorben 2. August 1669. – Katharina Pingitzer, gestorben 28. März 1635. – Anna Pingitzer, geboren 1575, gestorben 24. August 1638, verheiratet 1600 mit Prof. iur. Dominikus Arumaeus. – Dorothea Susanna Pingitzer, geboren 8. März 1581, verheiratet 1602 mit Prof. med. Anton Varus. – Maria Sophia Pingitzer, verheiratet mit Johann Harnisch in Naumburg.
  6. Euphrosina Neander, geboren 12. März 1576; 27. April 1607 Ehe mit Virgilius Pingitzer; gestorben 26. Januar 1628 in Jena.
  7. Michael Neander (vgl. Giese/Hagen 1958, 79 f.), geboren 3. April 1529 in Joachimsthal; gestorben 23. Oktober 1581 in Jena.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 620–621.
  2. Sagittarius 1720, 16–17.
  3. Vgl. Beier 1681, 290.
  4. BuKTh Jena, 1888, 107.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 187† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0018705.