Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 185 Sophienstraße 51 1614

Beschreibung

Grabstein der Catharina Linck; unbekannter Herkunft, 1982 im Hof der Steinmetzwerkstatt Bock. Alabaster; unten abgebrochen,1) im unteren Teil mehrfach gesprungen und verwittert.

Maße: H.: 147 cm; B.: 97 cm; Bu.: 3,5 cm, zwischen dünnen Ritzlinien, zum Ende zu kleiner werdend.

Schriftart(en): Kapitalis.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/2]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM)PEGAVIO PATRIÂ, IACOBO SPIESSIO / IBIDEMCONSVLE PATRE, CVBO HÎC QVAE, CATHARINA SATA.IVNCTA NOVEM SEBASTIANO / DE FONTE MARITOANNOS, SEX GNATOS FIDA MA/RITA DEDI.PÒST VIDVATA DVOS; JANVMa) TVM / LINCKIVM AMICÂb)OCTO FECI ANNIS PROLE TER / ESSE PATREM.VITA QVATER DENOS, QVATV/OR DVRAVIT ET ANNOS,ADIECTO DECIMO MENSE PER/ACTA FVIT.NONA CALENDARVMc) AVGVSTI / LVX ATTVLIT ALTOMENTEM POST LVCEM HANC / TERTIA CORPVS HVMO.[T]VNC VBI MILLE ET SEXCENTI QVA/TVORDECIM ET ANNIA CHR(IST)O NOBIS NATO ABIÈRE DVCEHAC MIHI POST MORTEM POSVIT / MONVMENTA MARITVS[– – – EX]PECTO QV[E]M SACRÂ / [– – –]d)

Übersetzung:

Dem besten, höchsten Gott geweiht! Hier liege ich, Catharina, aus Pegau, Tochter des dortigen Bürgermeisters Jakob Spieß. Als treue Ehefrau war ich neun Jahre mit meinem (ersten) Gatten Sebastian von Brun verheiratet und gebar ihm sechs Kinder. Danach war ich zwei (Jahre) verwitwet. Dann machte ich als Lebensgefährtin des Johann Linck ihn in acht Jahren zum dreifachen Vater. Mein Leben dauerte viermal zehn und vier Jahre; danach war es – fügt man noch zehn Monate hinzu – abgelaufen. Der neunte Tag vor den Kalenden des August (= 24. Juli) ließ meine Seele in den Himmel, der dritte Tag nach diesem (Tag) meinen Leib in die Erde kommen, als eintausend sechshundert und vierzehn Jahre seit der Geburt unseres Herrn Christus für uns vergangen waren. Dieses Denkmal setzte mir nach dem Tod mein Gatte, den ich erwarte ...

Kommentar

Catharina Spieß war in erster Ehe mit dem Jenaer Amtschösser Sebastian von Brun2) verheiratet. 1606 ging sie die zweite Ehe3) mit dem Kriegssteuereinnehmer Johann Linck4) ein. Sie starb nach den Angaben ihres Grabgedichtes am 24. Juli 1614 und wurde am 27. Juli 1614 begraben.5) Der Grabstein befand sich vermutlich nicht auf einem der Jenaer Friedhöfe, da er in der Literatur unbekannt blieb. Vielleicht ist Catharina Linck in dem heute eingemeindeten Carnsdorf begraben worden, wo ihr erster Mann ein Vorwerk besaß.

Textkritischer Apparat

  1. des Metrums wegen aus IOHANNEM synkopiert.
  2. der die Länge kennzeichnende Haken ist falsch.
  3. L zu E verschlagen.
  4. sieben elegische Distichen.

Anmerkungen

  1. Es scheint nur eine Zeile zu fehlen.
  2. Sebastian Brun (vgl. Apel 1937, 34 E und Beier (1928), 101), geboren 1568 in Jena; 1582 stud. Jena; besitzt u. a. ein halbes Vorwerk in Camsdorf; später Amtschösser; gestorben 28. November 1604 in Jena.
  3. KB Traubuch, 1, 407: 1606/Nov./24 „Johannes Linck, Churf. Sechs. VormundschaftsAmptschreiber alhier, Johann Lincken des Eltern bürgers in Erffurt eheleiblicher Sohn“ und „Fraw Catharina, des weiland Ehrenvesten und Achtbarn von Brun F.S.Ambtschößer (seligen) nachgelaßene Witbe“.
  4. Johann Linck (vgl. Koch 1969, 404), geboren 22. April 1572 in Blankenberg; Kriegssteuereinnehmer und Schreiber; gestorben 2. September 1632 in Jena (Totenbuch, 1, 158).
  5. Ein Begräbniseintrag im Jenaer Totenbuch fehlt. Nach der Is. wurde sie 44 Jahre und 10 Monate alt, ist also am 24. September 1569 in Pegau geboren. – Ihr Vater Jakob Spieß, geboren um 1523, gestorben 19. September 1592, war Arntsverwalter und Bürgermeister in Pegau; in der dortigen Stadtkirche St. Laurentii hat sich sein Grabstein, gefertigt von Meister HK., erhalten, vgl. BuKKgSa 15 (Borna), 1891, 93.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 185 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0018501.