Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 173† Kollegienkirche 1610

Beschreibung

Grabstein des Georg Riedel; 1937 in seinem unteren Drittel im Schiff freigelegt (Grab Nr. 48), 1945 vernichtet. Alabaster, bemalt. Schmale Rahmung, Inschrifttafel von Ornarnenten umgeben, herabhängende Troddeln. Unten ein Wappen1) zwischen zwei Obelisken mit Sockel und Kuppelbekrönung, von einem Band umschnürt; farbig gefaßt.

Nach Sagittarius.

Schriftart(en): Kapitalis und humanistische Minuskel.

TLDA Erfurt, TI755D3 (Wolfgang Wennig) [1/1]

  1. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM) / Memoriae sepulchrali / HONESTISS(IMI) ET DOCRISS(IMI) IVVENIS D(OMI)N(I) / GEORGII RIDELI S(ACRO)S(ANCTARVM) L(ITERARVM) STVDIOSI, / QVI / in roseo juventutis flore, & alacri studiorun suorum cursu / quae / BRESLAE SILESIORUM IN PATRIA bene in/ceperat, Schwidnicii,a) Thouroni, & Königs/bergae Borussor(um) feliciter provexerat, / FRANCOFVRTI, & hic IENAE / pene absolverat; / CONTVMACI MELANCHOLIA HYPOCHON/driaca primum, & postea Lethargo / Soporifero correptus, / IN VERA DEI ET SALVATORIS NOSTRI / IESV CHRISTI invocatione 17. dieb) / Martii anni MDCX. placide exspiravit, / postquam in mundo hoc annos vix / 22.c) vivendo transegisset; / LAPIDEM HVNC SACRVM FECERVNT / HONESTISS(IMVS) ET EXIM(IVS) VIR D(OMI)N(VS) GEORG(IVS) RIDEL, CIVIS / VRATISLAV(IENSIS) & Lectissima foemina ANNA WVNDERN hujus Con/jux, moestiss(imi) ipsius parentes superstites./ IACET ILLE HIC, SVIQ(VE) RESVSCITATIONEM / a morte cum reliquis exspectat. / TV QVI TRANSIS, LECTOR, CONTEMPLARE, / & / Ad mortem similiter te praepara. / ⟨Incipit vivere, qui cogitat mori.⟩d)

Übersetzung:

Dem besten, höchsten Gott geweiht! Zum Totengedenken an den hochehrwürdigen und hochgelehrten Jüngling, Herrn Georg Riedel, Student der hochheiligen Wissenschaften, der in der rosigen Blüte seiner Jugend und im unbeschwerten Verlauf seiner Studien, die er in der Heimat zu Breslau in Schlesien gut begonnen, zu Schweidnitz, Thorn und Königsberg in (Ost)Preußen erfolgreich fortgesetzt und zu Frankfurt und hier zu Jena fast abgeschlossen hatte, zunächst von schwerer hypochondrischer Schwermut und später von Schlafsucht befallen wurde und unter wahrer Anrufung Gottes und unseres Retters Jesus Christus am 17. März des Jahres 1610 sanft verschieden ist, nachdem er auf dieser Welt kaum 22 Jahre im Leben verbracht hatte; setzten diesen geweihten Grabstein der hochehrwürdige und außergewöhnliche Mann, Herr Georg Riedel, Bürger von Breslau, und die musterhafte Frau Anna Wunder, seine Ehefrau, die tieftraurigen hinterbliebenen Eltern dieses (Verstorbenen). Er liegt hier und erwartet mit den anderen seine Wiedererweckung vom Tode. Der du vorbeigehst, Leser, schau hin und bereite dich gleichfalls auf den Tod vor. – Es beginnt zu leben, wer zu sterben begehrt.

Kommentar

Georg Riedel wurde im September 1608 an der Universität in Frankfurt/Oder und FS 1608 an der Jenaer Universität immatrikuliert.2) Am 20. Mai 1610 wurde er begraben.3)

Textkritischer Apparat

  1. Schwidnitzii Beier.
  2. die fehlt bei Beier.
  3. in programmate exequiali XXIV“ (Beier).
  4. Zusatz Beiers, nicht auf dem Stein, vielleicht Devise um das Wappen.

Anmerkungen

  1. Nach Wennig: geteilt, unten zwei goldene Pfähle in schwarzem Feld, oben in Rot(?) wachsender, rechtsgewendeter Windhund; Helm: der Windhund, wachsend, zwischen zwei Büffelhörnern.
  2. Matrikel Jena, 1, 260.
  3. KB Totenbuch, 1, 23: 1610/Mai/20 „Georgius Riedell Ein Studiosus von Preßlau so in die Collegienkirch gelagert worden“.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 612–613.
  2. Sagittarius 1720, 14.
  3. Vgl. Beier 1681, 289.
  4. Wennig, Verzeichnis 1937, II Nr. 23.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 173† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0017301.