Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 156 Collegium Jenense 1605

Beschreibung

Grabstein des Otto und Arnold von der Hage. Memorialhalle, Ostwand; im 17. Jh. im Schiff der Kollegienkirche,1) 1937 teilweise freigelegt (Grab Nr. 47). Nach der Zerstörung der Kirche in der sog. Memorialhalle aufgestellt. Um die Inschrifttafel (H. 126 cm, B. 64 cm) mit Is. (A) 10 cm breite Leiste mit den Wappen der 16-Ahnen-Reihe und Beischriften (B). Alabaster, leichte Beschädigungen am Rand, Oberfläche zerkratzt.

Maße: H.: 187 cm; B.: 105 cm; Bu.: 3 cm, in (B) 2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie, Friedrich-Schiller-Universität-Jena (Enrico Paust) [1/3]

  1. A

    OTTONI ET ARNOLDO / VON DER HAGE / FRATRIBVS GERMANIS / EQVITIBVS MARCHIACIS / GENERE, INDOLE, VIRTVTE, / LITERARVM CVLTVRA NOBILIS(SIMIS) / QVOS CONIVNCTISSIME / VIVENTES / IDEM MORBVS INVASIT, / EADEM MORS ABSTVLIT, / IDEM DIES HAC IN AEDE SA/CRA TERRIS MANDARI VIDIT. / FILIIS DVM FATA SINEBANT / SVAVISSIMIS / PARENTES MOESTISSIMI CHRISTOPHORVS ET VRSVLA / AMBO VON DER HAGE / HOC AMORIS DESIDERII LVCTVS / M(ONVMENTVM) P(ONI) C(VRAVERVNT) / VIXERV(N)T ALTER AN(NOS) XXIII. ALTER XXII. / OBIERV(N)T ALTER DIE VI ALTER VII NOVE(M)B(RIS) / A(NNO) O(RBIS) R(EDEMPTI) CIƆ·IƆC·V· VIVE PIVS; MORIERE PIVS; / TRANSEVNDVM.

  2. Wappen:2)

    B

    V.LO CHOW V.D. HAGE V.D. HAGE V.BRO SERE 
    V.STECHOW   V.LOCHOW 
    V.BARDELE/BEN   V.KÖNIGSMA/RG 
    V.KATTE(N)   V.TRESKOW 
    V.D.GRÖB E(N)   V.TRESKOW 
    V.OSTERN V.TRES KOW V.LO CHOW V.LINDOW 

Übersetzung:

Otto und Arnold von der Hage, den leiblichen Brüdem, Rittern aus der Mark, hochadlig durch Herkunft, Begabung, Tugend und durch die Pflege der Wissenschaften – es hat sie, die äußerst eng miteinander lebten, dieselbe Krankheit befallen, derselbe Tod hinweggerafft, derselbe Tag gesehen, wie sie in dieser Kirche der Erde übergeben wurden –, ihren Kindern, die, solange der Tod es zuließ, (ihnen) die liebsten waren, haben die zutiefst trauernden Eltern Christoph und Ursula, beide (aus dem Geschlecht) von der Hage, dieses Denkmal ihrer Liebe, Sehnsucht und Trauer aufstellen lassen. Sie lebten: der eine 23, der andere 22 Jahre. Sie starben: der eine am 6., der andere am 7. November im Jahre nach der Erlösung der Welt 1605. Lebe fromm, stirb fromm. Es muß hinübergegangen werden!

Kommentar

Otto und Arnold von der Hage sind 1600 in Wittenberg und 1605 in Jena3) immatrikuliert worden, wo sie an Blattern starben. Sie entstammten einem alten märkischen Rittergeschlecht,4) das mit ihrem Tod im Mannesstamm erlosch; ihr Epitaph, Nr. 165. Der Begräbnistag war der 9. November 1605.5) Da auch die Gattin des Christoph von der Hage, Ursula, eine geborene von der Hage6) war, stehen die beiden Hage-Wappen in der Mitte der oberen Schmalseite; links die Wappen der väterlichen, rechts der mütterlichen Ahnen. Der Grabstein gehört mit Nr. 166 und 171 einer Werkstatt.7)

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 289 (im Schoß).
  2. Von li. ob. im Uhrzeigersinn: Pr 243, Taf. 293 (Lochow). – Pr 156, Taf. 204 (Hage). – Pr 156, Taf. 204 (Hage). – SaA 27, Taf. 17 (Brosigke). – Pr 243, Taf. 293 (Lochow). – Pr 209f., Taf. 258 (Königsmark). – Pr 416, Taf. 461 (Treskow). – Pr 416, Taf. 461 (Treskow). – nicht nachgewiesen (unterer Teil der Krone, Wurzel und Stamm einer Linde, an der ein Hifthorn hängt; Helm: drei Pfauenfedern; Lindow). – Pr 243, Taf. 293 (Lochow). – Pr 416, Taf. 461 (Treskow). – Pr 20, Taf. 23 (Ostern; das Wappen hier ist das Stammwappen Sacken, später Teilwappen Ostern-Sacken). – Pr 151, Taf. 198 (Gröbern). – Pr 390, Taf. 437 (Stechow).
  3. Matrikel, Jena, 1, 136.
  4. Stammtafel in den Gothaer Adligen Taschenbüchern (A), 7, 1906, 259. Die 16-Ahnen-Reihe ist nur unvollständig nachzuweisen: Otto von der Hage (erwähnt 1445–1468) ⚭ Katte. – Stechow ⚭ Ostern. – Siegmund von Lochow (erwähnt 1450–1499) ⚭ Anna von der Gröbern. – Bardeleben ⚭ Treskow. – Jürgen von der Hage ⚭ Treskow. – Lochow ⚭ Lindow. – Brösigke ⚭ Treskow. – Königsmark ⚭ Lochow.
  5. Vgl. die Lpr. für Otto von der Hage (StSt. 12125); er ist 1582 in Stoelln geboren.
  6. Christoph von der Hage lebte von 1550–1624; Ursula von der Hage starb am 8. Juli 1639.
  7. Vgl. Wennig, Verzeichnis 1937, II Nr. 12, Beschreibung.

Nachweise

  1. Sagittarius 1720, 12–13 (als Epitaph bezeichnet).
  2. Wennig, Verzeichnis 1937, I Nr. 22.
  3. Hallof 1987a, 22–23 und 43; 42 Abb. 16.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 156 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0015600.