Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 148† Kollegienkirche (1602)

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabstein der Magdalena Reusner; im 17. Jh. im Chor.1) Wohl wie bei Nr. 147 Iss. (A) und (C) ober- und unterhalb der Inschrifttafel (B) auf Medaillons zwischen Wappen.

Nach Sagittarius, (A) und (C) nach Beier.

  1. A

    DEO A QVO OMNIA SACRVM

  2. B

    MAGDALENA WEIHEMAIERA / LAVINGANA – PAL(ATINA) / MARITVM DESIDERATISS(IMVM) / NICOLAVM REVSNERVM D(OCTOREM) / COM(ITEM) PALAT(INVM) CAES(AREVM) / PRAEMISSVM NON AMISSVM / IN COELESTIS PATRIAE AVLAM / SVBSEQVI SATAGENS / MORTALITATIS EXVVIAS / TERRAE MATRI / QVANDOCVNQ(VE) DEO OPT(IMO) MAX(IMO) VISVM, / LVBENS MERITOQ(VE) / RELICTVRA / FRAGILITAT(IS) HVM(ANAE) MEMOR / IN SPEM / RESVRRECTIONIS VITAEQ(VE) BEATAE / CERTISS(IMAM) / HOC MON(VMENTVM) VIVENS SIBI P(OSVIT). / VITA LABOR: MORS REQVIES.

    DVM LICEAT TE, CHRISTE, FRVI: / VALEDICERE MVNDOCVR DVBITEM? SIS O SIS MEA VITA, / DEVS.NAM MORS EST, HOMINI, QVAE VIVITVR / ANXIA VITA:AT MORS EST VITAE VITA, QVID / ERGO MOROR?MVNDE VALE: CVI VITA NEC EST, / MORS EST QVOQVE NVLLA:NAMQVE DEO VERA EST VITA / VOCANTE MORI.a)

  3. C

    HODIE MIHI CRAS TIBIb)

Übersetzung:

Gott, von dem alles, geweiht! – Magdalena Weihemaier aus Lauingen in der Pfalz hat im vorsorglichen Bemühen, ihrem teuersten Gatten Dr. Nikolaus Reusner, Kaiserlicher Pfalzgraf, der nicht verloren, sondern vorausgeschickt worden ist, in die Hallen der himmlischen Heimat zu folgen, da sie dereinst die Hülle ihrer Sterblichkeit der Mutter Erde, wie es recht und billig, gern zurückgeben wird, wenn es dem besten und höchsten Gott gut scheint; eingedenk der menschlichen Vergänglichkeit und völlig sicher in ihrer Hoffnung auf die Auferstehung und das selige Leben, dieses Denkmal sich noch zu Lebzeiten gesetzt. Das Leben ist Qual, der Tod ist Ruhe. – Wenn es mir nur erlaubt sei, dich, Christus, zu genießen, warum sollte ich dann zögern, der Welt Lebewohl zu sagen? Du, du seist mein Leben, Gott! Denn das angstvolle Leben, das durchlebt wird, ist dem Menschen (der wahre) Tod. Aber der Tod ist des Lebens Leben! Was also zögere ich? Welt, lebe wohl! Wer das Leben nicht (mehr) besitzt, der hat nicht den Tod. Denn in Gott, der dich zum Sterben ruft, liegt ja das wahre Leben. – Heute mir, morgen dir!

Kommentar

Magdalena Reusner, geborene Weihemaier,2) überlebte ihren Mann, den Juristen Nikolaus Reusner,3) um drei Jahre und starb am 26. Januar 1605. Das Grabmal, wohl zusammen mit Nr. 147 im Jahre 1602 angefertigt,4) wurde nach ihrem Tod durch Is.(C) mit der Jahreszahl 1605 ergänzt.

Textkritischer Apparat

  1. drei elegische Distichen.
  2. Das Chronogramm ergibt 1605. Zum Spruch vgl. DI XII, Nr. 333.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 289 (im Chor).
  2. Magdalena Weihemaier, geboren 10. August 1543 in Lauingen/Pfalz; 1571 Ehe mit Nikolaus Reusner; gestorben 26. Januar 1605 in Jena.
  3. Zu Nikolaus Reusner, vgl. Nr. 144.
  4. Der Grabstein wurde nach der Is. zu ihren Lebzeiten, aber nach dem Tod ihres Mannes, also zwischen 1602/05 angefertigt, wohl mit Nr. 147 zusammen; die Is. steht auch bei Sagittarius in chronologischer Reihenfolge unmittelbar nach Nr. 147.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 608.
  2. Sagittarius 1720, 10.
  3. Vgl. Beier 1681, 289.
  4. Koch 1977, 296.
Addenda & Corrigenda (Stand: 31. August 2022):

148†Kollegienkirche1602

Grabplatte der Magdalena Weihenmeier. Nach der Überlieferung wurde sie neben ihrem Mann Nicolaus Reusner im Chor der Kollegienkirche bestattet,1) hier noch von Adrian Beier und Caspar Sagittarius bezeugt. Oben Medaillon mit Weiheformel (A1), um dieses verläuft eine Bibelparaphrase mit integriertem Sterbejahr als Chronogramm (A2), es folgt in einem größeren Feld der Stiftervermerk (B). In einem zweiten Medaillon Sterbevermerk mit Altersangabe (C), gerahmt von zwei Wappen, darunter Grabepigramm (D).2) Schriftform und Art der Schriftausführung sind nicht überliefert.

Nach Rhostius.

  1. A1

    Deo / a quo omnia / S(acrum)

  2. A2

    HoDIe / MIhI : Cras / tIbI3)

  3. B

    Magdalena Weihemaiera / Lavingana Palat(ina) / Maritum Desideratiss(imum) / Nicolaum Reusnerum D(octorem) / Com(item) Palat(inum) Caes(areum)) / Praemissum non amissum / In Coelestis Patriae Aulam / Subsequi Sategens / Mortalitatis Exuvias / Terrae Matri / Quandocunq(ue) Deo Opt(imo) Max(imo) / visum / Lubens Meritoq(que) / Relictura / Fragilit(atis) Humanae Memor / In Spem / Resurrectionis Vitaeq(ue) Beatae / Certiss(imam) Hoc Monum(entum) Viviens sibi P(osuit) / Vita labor : Mors reQuies

  4. C

    OBIIT / XXVI Ian(uarii) / M DC V / Aet(atis) An(nis) LXI / M(ensibus) V D(iebus) XVIa)

  5. D

    Dum Liceat te Christe frui : valedicere Mu(n)do / Cur dvbitem? Sis o sis mea vita, devus / Nam mors est homini quae vivitur anixa vita : / At mors est vitae vita. Quid ergo moror? Mvnde vale cvi vita nec est, mors est qvoqve nulla / Namqve Deo vera est vita vocante morib)

Übersetzung:

Sie starb am 26. Januar 1605, im Alter von 61 Jahren, 5 Monaten (und) 16 Tagen. (C)

Kommentar

Während die Grabplatte von Nicolaus Reusner 1937 im Schiff freigelegt werden konnte (Kat.-Nr. 147), gilt die von Magdalena Weihenmaier als verloren. Die Inschrift wird in ihrer Leichenpredigt aus dem Jahr 1605, bei Sagittarius sowie Beier mit kleineren Abweichungen überliefert. Während Sagittarius jedoch nur den Stiftervermerk (B) und das Grabepigramm (D) wiedergibt, führt Beier alle Inschriften, bis auf den Sterbevermerk mit Altersangabe (C), auf. Die Grabplatten von Nicolaus Reusner (Kat.-Nr. 147) und Magdalena Weihenmaier wurden vmtl. zusammen zw. 1602 und 1604 angefertigt, sodass wir davon auszugehen haben, dass die Is. A2 und C nachträglich, nach ihrem Tod hinzugefügt worden sind.

Textkritischer Apparat

  1. Nicht bei Beier q. 15, fol. 306v (S. 608) aufgeführt.
  2. Sagittarius, 10 setzt andere Zeilenumbrüche, die vmtl. durch den Druck bedingt waren und die von Luise und Klaus Hallof übernommen wurden, vgl. DI 33, 105. Beier q. 15 gibt Epigramm wie bei Rhostius wieder.

Anmerkungen

  1. 1.Rhostius 1605, Fr.
  2. 2.Rekonstruierbar auf der Grundlage der Abschrift bei Rhostius 1605. Vgl auch Kat.-Nr. 220.
  3. 3.nach Sir 38,23.

Nachweise

  1. Rhostius 1605.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 148† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0014808.