Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 144† Kollegienkirche 1600

Beschreibung

Epitaph des Nikolaus Reusner; im 17. Jh. im Chor, links vom Altar.1) Im unteren Teil das Bild des Verstorbenen und seiner Gattin vor dem Kruzifix, von vier Wappen umgeben;2) darüber ein Gemälde der Heiligen Trinität mit Is. (I) darunter und Is. (H) darüber, links und rechts davon zwei Statuen, Glaube und Gerechtigkeit; darüber ein Gemälde mit der Verklärung Christi und Is.(F), links davon Christus, den Tod zertretend, und Is. (E), rechts St. Georg mit dem Drachen und Is. (G); darüber Gemälde der Versiegelung der Auserwählten vor dem Lamm Gottes und Is.(C), links und rechts davon Christus mit dem Löwen und Iss. (B) und (D); den oberen Abschluß bildet das Wappen Reusners und die Devise (A).3)

(A)–(H) nach Beier, (I) und (K) nach Sagittarius.

  1. A

    Ferri bene disce ferendoa)

  2. B

    Ecce vicit Leo de tribu Judab)

  3. C

    Quam dilecta tabernacula sua Domine virtutumc)

  4. D

    Fortitudo et laus et salus mea Dominusd)

  5. E

    mors ero mors tua et pestis tua inferaee)

  6. F

    Domine hic est bonum habitaref)

  7. G

    In coelo nunc facta salus et virtus DEi nostrig)

  8. H

    ô adoranda Trinitas! ô veneranda Unitas!

  9. I

    QVAM PINGIT MANVS, ET QVAM LINGVA FATETVR, IN VNVMAC TRINVM SPES EST CERTA FIDESQ(VE) DEVM.CONDITOR ILLE DEVS MEVS EST, MEVS ILLE REDEMPTOR,SACRATOR DEVS EST SOLVS ET ILLE MEVS.TVTA FIDES HAEC EST AETERNAE SEMITA VITAE.SIT MORTIS DUX HAEC – OPTO – COMESQ(VE) MEAE.CREDO EQVIDEM, SED TV, QVOD CREDO, SEMPER ADAVGE:PER TE QVO SEMPER VIVERE CHRISTE QVEAM.h)

  10. K

    DEO TRINO ET VNI S(ACRVM) / NICOLAVS REVSNERVS LEORINVS, FRANCISCI F(ILIVS) / NICOLAI N(EPOS) IVRIS VTRIVSQVE DOCTOR, SACRI LATE/RANENSIS PALATII AVLAEQ(VE) CAESAREAE ET IM/PERIALIS CONSISTORII COMES, ILLVSTRISS(IMORVM) SAXO/NIAE DVCVM CONSILIARIVS, COLLEGII IVRIDICI IN / HAC ACADEMIA SENIOR ET ANTECESSOR, E/IVSDEMQ(VE) DICASTERII ET IVDICII PROVINCIALIS / ASSESSOR, CVM POST MVLTOS REIPVB(LICAE) NAVA/TOS LABORES, LAVINGAE PRIMO, DEIN ARGEN/TINAE, POST IENAE, TAM DOCENDO ET COMMEN/TANDO, QVAM DE IVRE RESPONDENDO ET IVDI/CANDO, MVLTIS IN OMNI GENERE DOCTRINAE PVBLICATIS INGENII MONVMENTIS, SVAM PRO / VIRILI PVBLICE ET PRIVATIM PROBASSET / FIDEM ET INDVSTRIAM; MORTALITATIS / HVMANAE MEMOR, SIMVL ET BEATAE PLE/NVS SPE IMMORTALITATIS, SIBI ET CONIVGI / SVAE CHARISS(IMAE) MAGDALENAE WEIHEMAIERAE / LEONHARDI F(ILIAE) HVLDRICI N(EPTI) VIVENS, VT MORI/TVRVS, MONVMENTVM HOC POS(VIT) ANNO CHRI/STI MDC. AETAT(IS) LVI.

    MORS TVA, CHRISTE, MIHI VITA EST : TIBI / VIVO, TIBIQVEQVANDO VOCAS MORIOR, MORS MIHI VI/TA NOVA EST.i)

Übersetzung:

Lerne, (dich) in tapferem Dulden zu erheben. – Siehe, es hat gesiegt der Löwe aus dem Geschlecht Juda. – Wie lieb sind deine Wohnungen, Herr der Stärke! – Der Herr ist meine Stärke und mein Lob und mein Heil. – Tod, ich werde dein Tod sein, und, Totenreich, deine Pest. – Herr, hier ist ein gutes Wohnen. – Im Himmel ist nun das Heil und die Kraft unseres Gottes geworden. – O du anbetenswerte Dreieinigkeit! O du verehrenswerte Einigkeit! – Wie es die Hand schreibt und die Zunge gesteht, liegt bei dem dreieinigen Gott sichere Hoffnung und sicherer Glaube. Jener Gott ist mein Schöpfer, jener mein Erlöser, und jener Gott allein ist mir heilig. Dieser feste Glaube ist der Weg zum ewigen Leben. Dieser (Glaube) sei mir – so mein Wunsch – bei meinem Tod Führer und Begleiter. Ja, ich bin gläubig, aber du, Christus, vermehre das, was ich glaube, durch dich, in dem ich ewig zu leben vermag. – Dem dreieinigen Gott geweiht! Nikolaus Reusner, Sohn des Franziskus, Enkel des Nikolaus, aus Löwenberg, Doktor beider Rechte, Pfalzgraf des heiligen Lateran, des Kaiserlichen Hofes und des Kaiserlichen Konsistoriums, Herzoglich-Sächsischer Rat, Senior des Juristenkollegiums an dieser Universität, Professor der Rechte und Beisitzer am hiesigen Stadt- und Hofgericht, hat, nachdem er viele Arbeiten für den Staat erftillt und zuerst in Lauingen, dann in Straßburg, schließlich in Jena sowohl in Lehre und Auslegung als auch in Rechtsentscheidungen und Rechtsprechung – wobei er auf allen Gebieten der Wissenschaft viele Zeugnisse seines Geistes veröffentlicht hat – nach Kräften seinen Glauben und seinen Fleiß öffentlich und privat bewiesen hatte; eingedenk der menschlichen Sterblichkeit und zugleich voller Hoffnung auf die glückliche Unsterblichkeit, sich und seiner teuersten Gattin Magdalena Weihemaier, Tochter des Leonhard und Enkelin des Huldrich, noch zu Lebzeiten, doch (im Wissen), daß er einst sterben wird, dieses Denkmal aufgestellt im Jahre Christi 1600, im Alter von 56 Jahren. – Dein Tod, Christus, ist mir das Leben: Dir lebe ich und dir sterbe ich, wenn du rufst. Der Tod ist für mich das neue Leben.

Kommentar

Nikolaus Reusner4) wirkte seit 1589 als Prof. iur. an der Jenaer Universität und starb 1602 in Jena; sein Grabstein, Nr. 147. Daneben war er als neulateinischer Dichter von einiger Bedeutung. Seine Ehefrau Magdalena Weihemaier5) starb 1605 in Jena.

Textkritischer Apparat

  1. Dasselbe Symbolum auf der Wappendarstellung Reusners im 2. Band der Jenaer Matrikel (Matrikel Jena, 1, S. XIX).
  2. Apc 5,5.
  3. Ps 83,2.
  4. nach Ps 117,14.
  5. Nach Os 13,14.
  6. nach Mt 17,4.
  7. nach Apc 12,10.
  8. vier elegische Distichen.
  9. ein elegisches Distichon; vgl. Nr. 83.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 291 (im Chor, links vorn Altar).
  2. Beier, q. 15, 626: „Effigies Nicolai Reusneri I(uris)C(onsulti) eiusque coniugis Magdalenae Weihemaierae sub cruce Christi procumbentium, additis in margine insignibus dextro: der Reusner et Gaisler, in sinistro: der Fritzschner et Wirth.“
  3. Nach Ebd. 625–626.
  4. Nikolaus Reusner, geboren 2. Februar 1545 in Löwenberg/Schlesien; stud. Breslau; 1562 stud. Wittenberg; 1563 stud. Leipzig; 1572 Rektor in Lauingen/Donau; 1583 Dr. iur. Basel; 1583 Prof. iur. Straßburg; 1589 Prof. iur. Jena; 1594 von Kaiser Rudolph Il. zum poeta laureatus ernannt; Comes Palatinus Caesareus; gestorben 12. April 1602 in Jena.
  5. Zu Magdalena Weihemaier, vgl. Nr. 148.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 625–627.
  2. Sagittarius 1720, 7–8 (nur (I) und (K)).
  3. Vgl. Beier 1681, 291.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 144† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0014400.