Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 133† Kollegienkirche 1597

Beschreibung

Epitaph des Johann Stromer; im 17. Jh. an der Wand links vom Altar im Chor;1) 1888 nicht mehr vorhanden. Darstellungen von oben nach unten: Auferstehung Christi, Kreuzigung, Geburt Christi, der Verstorbene und seine Familie, Is. (A);2) (B) in der Darstellung der Christgeburt auf dem Spruchband eines Engels.

Nach Sagittarius, (B) nach Beier.

  1. A

    IOHANNES STROMER(VS) AVRBACHIVS PALATINVS, / LEGVM CANONVMQVE DOCTOR EXIMIVS, OLIM ACA/DEMIAE LIPSENSIS PROFESSOR PVBLICVS, ET / IBIDEM SVMMI IVDICII PROVINCIALIS SVB POTEN/TISS(IMO) PR(INCIPE) AVGVSTO ELECTORE SAXONIAE ADVOCATVS: / TVM ILLVSTRISS(IMORVM) P(RINCIPVM) FRIDERICI WILHELMI ET / IOHANNIS F(RATRVM) DVCVVM SAX(ONIAE) PER INTEGRVM DECEN/NIVM CANCELLARIVS FIDELISSIMVS: INDE COLLE/GII IVRIDICI IN HAC SALANA ORDINARIVS: ANNVM / AGENS SEPTVAGESIMVM SECVNDVM, INTEGRIS / ET CORPORIS ET ANIMI VIRIBVS, CVM EX PRIORI / CONIVGE ANNA VOLKOMMERIANA VINARIAE DE/FVNCTA, PARENS FACTVS ESSET LIBERORVM / DECEM; E QVIBVS CHRISTOPHORVM, MELCHIO/REM, GEORGIVM, CHRISTIANVM, SPEM, ET KA/THARINAM, NON AMISSOS SED PRAEMISSOS DEO / PATRI ET TERRAE MATRI REDDIDIT : IOHAN/NEM, ET MICHAELEM, VTRVMQVE I(VRIS) V(TRIVSQVE) DOCTO/REM,a) ET AVGVSTINVM, AC MARGARETAM AN/TEA D(OCTORI) VALENTINO ZIEGLERO, NVNC D(OCTORI) CHRISTIA/NO STEINACKERO NVPTAM : NEPOTES ITEM / TRES, ET NEPTES TOTIDEMQVE SVPERSTI/TES RELIQVIT : CVMQVE EX ALTERA CONIVGE / KATHARINA IOHANNIS BORNERI CANCELLARII QVON/DAM SCHWARTZB(VRGENSIS) FILIA VNVM SVSCEPISSET FILIOLVM IOHANNEM FRIDERICVM : QVOS OMNES DIV SALVOS / ESSE CVPIT ET SOSPITES: HVMANAE FRAGILITATIS / HAVD IMMEMOR, SIBI SVISQ(VE) VIVVS IN SPEM CERTIS/SIMAE RESVRECTIONIS H(OC) M(ONVMENTVM) P(ONI) C(VRAVIT) ANNO PARTVS SALV/TIFERI CIƆ. IƆ. XCVII. MENSE NOVEMB(RI) DIE VICESIMO / SECVNDO.

  2. B

    Gloria in excelsis DEOb)

Übersetzung:

Johann Stromer aus Auerbach in der Pfalz, ein außergewöhnlicher Doktor für das weltliche und kanonische Recht, vormals öffentlicher Professor an der Leipziger Universität und daselbst Advokat des obersten Hofgerichtes unter dem allgewaltigen Kurfürsten August von Sachsen; später volle zehn Jahre hindurch getreuester Kanzler der erlauchten Herzöge von Sachsen, der Brüder Friedrich Wilhelm und Johann; hierauf Ordinarius des Juiristenkollegiums hier an der Salana; hat in seinem 72. Lebensjahr, im Vollbesitz seiner körperlichen und geistigen Kräfte, nachdem er von seiner ersten Frau Anna Volkmar, die in Weimar gestorben ist, Vater von zehn Kindern wurde – von denen er Christoph, Melchior, Georg, Christian (seine ganze Hoffnung) und Katharina nicht verloren, sondern vorausgeschickt und Gottvater sowie der Mutter Erde zurückgegeben; Johann und Michael, jeder von ihnen Doktor beider Rechte, und Augustin und Margaretha, früher mit Dr. Valentin Ziegler, jetzt mit Dr. Christian Steinacker verheiratet, sowie drei Enkel und ebensoviele Enkelinnen, die (alle) noch am Leben sind, zurückläßt; und nachdem er von seiner zweiten Frau Katharina, der Tochter des ehemaligen Schwarzburgischen Kanzlers Johann Börner, einen kleinen Sohn Johann Friedrich empfangen hatte (sie alle wünscht er lange Zeit noch wohlbehalten und gesund zu sehen!); immer eingedenk der menschlichen Hinfälligkeit, für sich und die Seinen in der Hoffnung auf die gewißliche Auferstehung dieses Denkmal aufstellen lassen im Jahre nach der heilbringenden Geburt 1597, im Monat November, am 22. Tage. – Ehre sei Gott in der Höhe.

Kommentar

Johann Stromer3) wirkte von 1587 bis zu seinem Tode 1607 als Prof. iur. an der Jenaer, zuvor von 1565 bis 1579 an der Leipziger Universität.4) Seine erste Frau Anna Volkmar5) war 1580 in Weimar gestorben; seine zweite Frau Katharina Börner6) wurde am 25. Oktober 1622 in Jena begraben. Von den genannten elf Kindern7) sind Augustin,8) Johann,9) Christian10) und Michael11) HS 1579, Johann Friedrich12) 1590 in Jena immatrikuliert worden. Margaretha Stromers erster Mann Valentin Ziegler13) war 1586 gestorben; ihrer zweiten Ehe mit Christian Steinacker14) entstammten mindestens zwei Söhne.

Textkritischer Apparat

  1. doctores Beier.
  2. Lc 2,14.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 291 (links vom Altar, im Chor).
  2. Beier, q. 15, 623: „huius in monumenti spatio apparet tum primo seu supremo: Christi resurrectio; tum secundo: Christi crucifixio; tum tertio: Christi nativitas, ubi in schedula, quam S. Angelus in aere exhibetur, scriptum legitur ... ; tum quarto: effigies defuncti eiusque familiae; tum quinto et infimo scriptura.
  3. Johann Stromer, geboren 22. Juli 1526 in Auerbach/Pfalz; stud. Wittenberg und Leipzig; 1560 Dr. iur., 1565 Prof. iur. Leipzig; 1579 Kanzler Weimar; 1587 Prof. iur. und Beisitzer am Hofgericht, Ordinarius fac. iur. Jena; gestorben 11. Oktober 1607 in Jena.
  4. Matrikel Leipzig, 4, S. LXXXVIII. Er war Rektor FS 1570 als iur(is) utr(iusque) D(octo)r ac prof(essor) publ(icus) atque supremae curiae Electoris Saxon(iae) advocatus.
  5. Anna Volkmar (vgl. Koch 1931b, Sp. 221), geboren in Leipzig?; 1555 Ehe mit Johann Stromer; gestorben 1580 in Weimar.
  6. Catharina Börner, geboren 1564 in Jena als Tochter des Johann Börner (vgl. Apel 1937, 24); 1582 als Witwe des Johann Breithaupt in Creuzburg Ehe mit Johann Stromer; begraben 25. Oktober 1622 in Jena (KB Totenbuch, 1, 101).
  7. Namentlich werden nur zehn Kinder aufgeführt.
  8. Augustin Stromer wird am 18. April 1608 in Jena erstochen (KB Totenbuch, 1, 13).
  9. Zu Johann Stromer iun., Dr. iur. und Hohensteinischer Kanzler, geboren um 1557/58 in Leipzig, begraben 6. Juni 1607 in Weimar, vgl. V. Leonhardt, in: Dt. Familienarchiv 98–100, 1987, S. 41/13.
  10. Christian Stromer stirbt am 31. Oktober 1597.
  11. Zu Michael Stromer, vgl. Nr. 151 Anm. 4.
  12. Johann Friedrich Stromer wird am 6. April 1636 in Jena begraben (KB Totenbuch, 1, 183).
  13. Valentin Ziegler aus Kindelbrück, 1566 in Jena immatrikuliert; stirbt am 6. Januar 1586.
  14. Christian Steinacker, geboren in Quedlinburg; 1586 stud. Jena; 1587 Dr. iur., 1588 Prof. iur. Jena; 1590 Weggang nach Magdeburg; 1598 werden Johann Christfried und Gottfried Steinacker als generi D(octoris) ordinar(ii) Joh. Stromeri in Jena immatrikuliert (Matrikel Jena, 1, 316).

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 623–624.
  2. Sagittarius 1720, 6.
  3. Vgl. Beier 1681, 291.
  4. Koch 1977, 296.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 133† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0013307.