Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 132 Stadtmuseum Jena 1597

Beschreibung

Epitaph des Christoph von Solms; bis 1945 an der Nordwand des Chores der Kollegienkirche, unter Nr. 212, zwischen dem dritten Fenster von Osten und dem ersten Scheidebogen;1) seit 1946 im Besitz des Stadtmuseums, Kat.-Nr. Z 2,125, Inv.-Nr. 1127. Elliptischer Renaissanceschild; auf dem von Perl- und Eierstab eingefaßten, erhabenen Rand 16 Wappen. Messingguß, ziseliert. – Iss. im Mittelfeld (A), am Rand über jeweils einem Viertel des Wappenovals (B) und auf kleinen Rollenwerktafeln über den Wappen (C). 1973 restauriert.

Maße: H.: 130 cm; B.: 100 cm; Bu.: 2, in (C) 1 cm.

Schriftart(en): Humanistische Minuskel, in (C) Fraktur, erhaben.

Städtische Museen Jena (Andreas Dietmann) [1/6]

  1. A

    Piis manibus / Illustris & generosi Do/mini: D(OMI)N(I) CHRISTOPHORI: / Comitis Solmensis: Domini in / Minzenberg & Sonnewaldt: / Qui Laubachii, Anno M · D · LXXV · / natus: Pietatis & literarum funda/mentis in aula patria feliciter positis / ARGentinae primò, dein Tubingae, optimis / eruditus artibus & disciplinis: Propter studi/um pietatis, doctrinam, vitae innocentiam, / & caeteras verè heroicas virtutes, piis do/ctisq(ue) omnibus semper fuit charissimus. / Sed tandem in IEnensi Academia, summa cum lau/de vivens, cum fortuito equi casu patellam dextri / pedis l(a)esisset, & decem hebdomadas graviter de/cubuisset: Magno cum bonorum omnium luctu, / In coelestem Academiam evocatus: Piè san/cteq(ue) obiit Ienae ibiq(ue) primus in renovata / aede Collegii honorificè sepultus est. / ANNO Salutis, M · D · XCVI · AEtat(is) / XXI. Mense FEBRVARIO. / Monumentum hoc pietatis / ergò parens Illust(rissimus) & generosus. D(OMI)N(VS) IOAN(NES) / GEORGIVS. Comes / Solmensis. posuit. / M · D · XCVII ·

  2. B

    (ob.li.) Auiae Paternae auctores Proximi.(ob.re.) Auiae maternae auctores Proximi.(un.li.) Aui Paterni auctores Proximi.(un.re.) Aui materni auctores Proximi.

  3. C

    Wappen:2)

    Hengstberg Loenegrauen Querfurdt Herrn 
    Naßaw Grauen Manßfeldt Grauen 
    Dietz Grauen Schwartzenburg Freyherrn 
    Wiet Grauen Reußen v(on): Plawen 
    Stetin Hertzogen Schenckhen v(on): Landsberg Herren 
    Meckelburgk Hertzogen Burgkgrauen v(on): Leyßnigk 
    Hanaw Grauen Rineck Grauen 
    Solmß Grauen Schonburgk Herren 

Übersetzung:

Den frommen Manen des erleuchten und edlen Herrn, Herrn Christoph, Grafen zu Solms, Herren zu Minzenberg und Sonnewald, der in Laubach im Jahre 1575 geboren wurde; nachdem die Anfangsgründe von Frömmigkeit und Wissenschaft am väterlichen Hof erfolgreich gelegt worden waren, wurde er zuerst in Straßburg, später in Tübingen in den besten Fächern und Wissenschaften ausgebildet; aufgrund seines eifrigen Strebens nach Frömmigkeit, seiner Bildung, Rechtschaffenheit im Leben und anderer wahrhaft heldischer Tugenden war er bei allen Frommen und Gelehrten stets äußerst beliebt. Aber schließlich ist er auf der Jenaer Universität, wo er mit höchstem Lobe lebte, nachdem er sich durch einen zufälligen Sturz seines Pferdes am rechten Bein die Kniescheibe verletzt hatte und zehn Wochen lang schwer darniederlag, zum großen Kummer aller guten (Menschen) in die himmlische Universität abberufen worden. Fromm und rein starb er zu Jena und wurde daselbst als erster in der umgebauten Kollegienkirche ehrenvoll beigesetzt im Jahre des Heils 1596, 21 Jahre alt, im Monat Februar. Dieses Grabmal hat aus Pietät der Vater, der erlauchte und edle Herr Johann Georg, Graf zu Solms, errichtet 1597.

Ahnen der Großmutter väterlicherseits. Ahnen der Großmutter mütterlicherseits. Ahnen des Großvaters väterlicherseits. Ahnen des Großvaters mütterlicherseits.

Kommentar

Für Christoph, Graf zu Solms-Lich in Laubach,3) Sohn des Johann Georg, Grafen zu Solms-Lich in Laubach,4) ist im Jahre 1596 die erste Leichenpredigt in der umgebauten Kollegienkirche gehalten worden.5) Das neben dem Grabstein (Nr. 129) errichtete Epitaph hat 300 Gulden gekostet.6) Die Abfolge der Wappen weicht von der 16 Ahnen-Reihe der Grafen zu Solms-Lich nur unwesentlich ab.7)

Anmerkungen

  1. Vgl. BuKTh Jena, 108.
  2. Von unten im Uhrzeigersinn: FstM 60, Taf. 127a (Solms; vgl. Na 3 Taf. 3). – Souv 3, 80 ff., Taf. 94 Nr. 1 (Hanau). – Souv 1, 33 ff., Taf. 69 (Mecklenburg). – Souv 2, 76, Taf. 81 (Stettin). – FstM 12 ff. (Wied; vgl. FstA Taf. 380). – Souv 1, 31, Taf. 57 und 41, Taf. 87 (Dietz). – Souv 1, 40 ff., Taf. 85 (Nassau; aber nur Stammwappen). – nicht nachgewiesen (geviert mit Herzschild, gekrönter Löwe; 1. und 4. gekrönter Löwe, 2. und 3. gespalten, vorn vier Querbalken, hinten zwei Fische mit Rücken zur Pfahlstelle. Hengstberg?). – FstA 152 (Querfurt). – FstA 152, Taf. 180 (Mansfeld). – FstM 26, Taf. 54 (Schwarzenberg). – Souv 1, 47, Taf. 106 (Reuß von Plauen). – PrGfE 45, Taf. 30 (Schenk von Landsberg). – Bad 36, Taf. 22 (Leißnig; hier unter Rantzau; vgl. Si2, 21). – Souv 3, 74 ff., Taf. 92 Nr. 3 (Reineck). – FstM 32, Taf. 69 (Schönburg). – Ganz unten nochmals Solms.
  3. Christoph, Graf zu Solms, geboren 17. Dezember 1573, gestorben 24. Januar 1596 in Jena.
  4. Johann Georg, Graf zu Solms-Lich in Laubach, geboren 25. November 1547, gestorben 19. August 1600; verheiratet mit Margarethe, Herrin von Schönburg und Glauchau, verwitwete Gräfin von Hohenstein (1554–1606).
  5. Vgl. Schmeizel (1908), 43 (nach Beier 1681, 281): „1596. Am 6. Febr. hat der Superintendent und Profess.theol. D. Mylius in der Collegienkirche die erste Leichpredigt gehalten, und zwar dem Grafen Christoph von Solms“.
  6. Beier, q. 15, 624: „hoc monumentum ... deauratum et trecentis florenis constare dicitur.
  7. Philipp, Graf zu Solms-Lich in Laubach (1496–1522) ⚭ Adriana, Gräfin von Hanau. – Magnus II., Herzog zu Mecklenburg-Schwerin (1441–1505) ⚭ Sophie, Herzogin zu Pommern-Stettin (gest. 1504). – Friedrich von Runkel, Graf zu Wied (gest. 1487) ⚭ Agnes, Gräfin zu Virneburg (gest. 1478). – Johann V., Graf zu Nassau (1455–1516) ⚭ Elisabeth, Landgräfin von Hessen (1466–1523). – Ernst I., Herr zu Schönburg und Glauchau (gest. 1489) ⚭ Anna, Gräfin von Reineck. – Hugo, Burggraf zu Leißnig (1465–1538) ⚭ Dorothea, Schenkin von Landsberg in Teupitz (gest. 1535). – Heinrich IX. Reuß, Herr von Plauen (gest. 1476) ⚭ Magdalene, Freiherrin von Schwarzenberg (gest. 1485). – Ernst II., Graf von Mansfeld-Heldrungen (1479–1531) ⚭ Barbara, Gräfin zu Querfurt (gest. 1511); vgl. Isenburg 1936, Taf. 115, 121, 126 und 166; Loringhoven 1956, Taf. 42 und 1957, Taf. 25 und 87.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 624–625.
  2. Sagittarius 1720, 5.
  3. Vgl. Beier 1681, 291.
  4. BuKTh Jena, 1888, 108.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 132 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0013200.