Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 119† Stadtkirche St. Michaelis 1593

Beschreibung

Grabstein des Johann von Schröter; bis Mitte des 19. Jh. im Mittelschiff.1)

Nach Beier.

  1. Nobilissimus et Magnificus Vir, Joannes Schröter, Medicinae doctor, prim(us) Academiae Rector, et Professor primarius, cum annos circiter LXXX. piè vixisset, placidè obiit Genae, pridie Cal(endas) Aplil(es) A(nno) O(rbis) R(edempti) CIƆ IƆ XCIII.

    Hîc positus gelida recubo, Schröter(us) in urna,Corpus humum repetit, spirit(us) astra subit.Christe mei miserere, tuo me sanguine lotumparticipem vitae, Christe, fac esse tuae.a)

Übersetzung:

Der hochedle und hochgeschätzte Mann Johann Schröter, Doktor der Medizin, erster Rektor der (Jenaer) Universität und ranghöchster Professor (der Medizin), ist, als er ungefähr 80 Jahre fromm gelebt hat, sanft verschieden zu Jena am 31. März im Jahre seit der Erlösung der Welt 1593. – Hier ruhe ich, Schröter, in einer kalten Urne bestattet; der Leib sucht wieder die Erde auf, der Geist aber steigt zu den Sternen. Christus, erbarme dich meiner! Durch dein Blut gewaschen, mach, Christus, mich zum Teilhaber an deinem (ewigen) Leben.

Kommentar

Johann von Schröter2) hatte seit 1554 ununterbrochen die erste der drei ordentlichen Professuren (professor primarius) in der medizinischen Fakultät inne.3) Dank seiner guten Beziehungen zum Hof Kaiser Ferdinands I. (1503–1564) in Wien4) gelang es Schröter, für die Jenaer Universität die uneingeschränkten kaiserlichen Privilegien zu erwirken.5) Er selbst bekam für seine Tätigkeit als Leibarzt des Kaisers den Adelsbrief,6) wozu später noch das kleine Palatinat kam. Die neugegründete Jenaer Universität wählte ihn zu ihrem ersten Rektor und später noch weitere acht Mal.7)

Schröter hatte umfangreichen Besitz in Jena (vgl. Nr. 88), darunter die sog. Schröterburg in der Löbdergasse und die Neumühle (Nr. 81 und 88). Seine erste Frau, Ursula Capito, ist 1565 in Jena gestorben; ihr Epitaph, Nr. 79. Seine zweite Frau Katharina starb 1594.8) Seine Söhne studierten alle in Jena;9) zwei von ihnen, Philipp Jakob und Johann Friedrich, wurden ebenfalls Professoren an der Salana (vgl. Nr. 198 und 211). Schröters Epitaph, Nr. 120.

Textkritischer Apparat

  1. zwei elegische Distichen.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 273 (im MittelGang); vgl. Schreiber/Färber 1858, 123 (im Schooß der Kirche am Eingange).
  2. Johann von Schröter (vgl. Oberländer 1909, 17–23), geboren um 1513 in Weimar; 1533 stud. Wittenberg; 1538 Schulrektor in Stams/Tirol; 1542 Mag. art., 1543 Dr. phil. Wittenberg; 1545 stud. Wien und Rektor der Provinzialschule; 1549 stud. Padua; 1551 Dr. med. und Prof. med. Wien; 1554 Prof. med. Jena und Leibarzt der sächsischen Herzöge; 1579 Comes Palatinus; gestorben 31. März 1593 in Jena.
  3. Vgl. Giese/Hagen 1958, 17–19 und 47–65.
  4. über seine Tätigkeit als Leibarzt des späteren Kaisers Ferdinand I. und die Verwandtschaft seiner ersten Frau Ursula Capito; vgl. Nr. 79.
  5. am 15. August 1557; vgl. Giese/Hagen 1958, 54–56 und Geschichte der Universität Jena, 1, 32–33.
  6. Vgl. Nr. 120 Anm. 7.
  7. Schröter war Rektor FS 1558, FS 1564, HS 1568, HS 1573, HS 1582, HS 1588 und Vizerektor HS 1561, HS 1564 und FS 1571; vgl. Schneider 1954, 210.
  8. Katharina geb. Wendt (vgl. Apel 1937, 184) war in erster Ehe mit dem Prof. iur. in Jena Basilius Monner (um 1500–1566) verheiratet.
  9. Matrikel Jena, 1, 296. Bereits FS 1558 wurden Heinrich, Johann, Philipp und Wolfgang als doctoris Schröteri f(ilii) immatrikuliert.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 542.
  2. Koch 1931a, 82.
  3. Vgl. Beier 1681, 273.
  4. Schreiber/Färber 1858, 123.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 119† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0011904.