Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 51† Stadtkirche St. Michaelis 1520

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Gemälde hinter dem „Predigtstuel“, 1659/60 hinter dem Altar; 1660 abgenommen und weggetan.1) Ein Einzelbild mit der Anbetung der Hirten hat sich bis 1860 erhalten.2) Dargestellt war in zweimal 18 Teilen die biblische Geschichte von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht; darunter die Figuren der Apostel Jacobus und Thomas, des Stifters und seiner Gattin neben ihren Wappen.3) Öl auf Leinwand(?).4) – Is. neben den Stifterfiguren.

Nach Beier:

  1. Jesu Fili David miserere meia) 1520

Übersetzung:

Jesu, Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!

Kommentar

Der Stifter der Wandbehänge war der reiche Leipziger Bürger Martin Leubel,5) der auch sonst den Bau der Stadtkirche mit großen Darlehen unterstützt hat.6) Der Maler der Bilder soll Albrecht Dürer gewesen sein.7)

Textkritischer Apparat

  1. nach Mt 9,27.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 252: „An der Wand oder Mauer hinter dem Predigtstuel (= Kanzel) waren noch An(no) C(hristi) 1659. die zwey grossen Mappen oder Tücher. In der ersten waren in XIIX. Theilen gemahlet die Geschicht von der Erschaffung der Welt biß auf des HErrn Christi Einzug zu seinem Leiden. In der andern aber waren in XIIX. Theilen gemahlet die Geschicht von des HErren Christi Leiden biß zu seiner Zukunfft zum jüngsten Gericht, unter welchem zu sehen war ein Mannsbild und ein Weibesbild, beyde kniend, mit einem Pater noster.“
  2. Klopffleisch 1860, 129–130: „Ein einzelnes Bild ... scheint sich noch, freilich in jämmerlichem Zustande, in der ,Mehlkammer‘ der Kirche vorzufinden, es scheint die Anbetung der Hirten darzustellen; soviel man noch erkennen kann, sind die Figuren von sehr großartigem Stil.“
  3. Wappen nach Beier, bei ihm: ein Zweig oder Ast von einem Baume mit seinen Blättern; bei ihr: ein halber Mond.
  4. Beier spricht von „grossen Mappen oder Tücher“.
  5. Martin Leubel (vgl. Apel 1937, 165), seit 1484 Bürger in Leipzig; 1486 Mitglied der Kramerinnung; er besitzt in Jena mehrere Häuser; gestorben 25. März 1535 in Leipzig.
  6. UB II, Nr. 1179 von 1514: Simon, der Sohn Martin Leubels, stiftet 200 Gulden unverzinslich für den Bau des Kirchturmes. Sein Wappen (Abb. bei Koch 1934d, 497) zeigt an mehreren Säulen der Stadtkirche die von den Leubels gestifteten Gewölbe an.
  7. Beier 1681, 252.

Nachweise

  1. Beier 1681, 252.
  2. Klopffleisch 1860, 129–130.
  3. Koch 1938, 355–359.
  4. Koch 1951, 50–51.
  5. Schulze 1951, 68.
Addenda & Corrigenda (Stand: 29. August 2022):

Zwei Bildtafeln mit je 18 Bildfeldern an der Südwand der Michaeliskirche, hinter dem „Predigtstuel“. Die Tafeln wurden im Herbst 1659 von ihrem ursprünglichen Platz entfernt und hinter dem Altar aufgehängt und ein Jahr später, im Herbst 1660, ganz abgenommen.1)

Dargestellt war auf der ersten Tafel in 18 Bildern die Erschaffung der Welt bis zum Abendmahl Christi. Die zweite Tafel zeigte die Leiden Christi bis hin zum Tag des Jüngsten Gerichts. Die beiden unteren Eckfelder (Nr. 13 und 18)2) zeigten rechts den betenden Stifter Martin Leubel mit Wappenschild und dabei seinen Patron, der Apostel Jacobus3), mit Spruchband (A). Seine Frau Ursula war im linken Eckfeld zu sehen, ebenfalls in betender Haltung, mit ihrem Wappenschild und Patron, dem Apostel Thomas, mit Spruchband (B) und Jahreszahl (C).

Nach Beier, q. 15

  1. A

    Jesu fili David, miserere mei

  2. B

    Miserere mei, fili David.

  3. C

    1520

Übersetzung:

Jesu, Du Sohn Davids, erbarme dich meiner. (A)
Erbarme dich meiner, Sohn Davids. (B)

Kommentar

Adrian Beier schrieb das Gemälde Albrecht Dürer zu. Diese These verwarf 1860 bereits Friedrich Klopfleisch und wird auch von der jüngeren Forschung angezweifelt.4)

Anmerkungen

  1. 1.Beier 1681*, S. 504 u. 505.
  2. 2.Beier, q. 15, fol. 242v (S. 480): in 13. effigies Loebelii […], in 18. imago coniugis […].
  3. 3.Beier 1681*, S. 505: schreibt „der Apostel Jacob“ wie von Luise und Klaus Hallof übernommen; dagegen Beier, q. 15, fol. 242v (S. 480): tum eius patronus […] S. Andreas Apostolus, hastam tenens […]. Von Koch 1938, S. 356 und Bünz 2004, S. 128 übernommen. Jedoch wird der hl. Andreas nicht mit Stab (hasta) dargestellt. A. Beier wird vmtl. diesen Fehler im Druck zu Jacobus korrigiert haben. Ob es sich dabei um Jacob den Älteren oder Jüngeren handelt, lässt sich aus der Beschreibung selbst nicht sicher erschließen.
  4. 4.Vgl. Klopfleisch 1860, S. 130 sowie Bünz, 2005, S. 128. Dagegen Koch 1938, der sich für die These Beiers aussprach.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 51† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0005100.