Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 11† Löbdertor 1431

Beschreibung

Bauinschrift am äußeren Löbdertor (Südseite), „im Ausgang rechter Hand“,1) beim Abriß des Tores 1819 verlorengegangen; Stein.

Nach Beier.

Schriftart(en): „Mönchssschrift“ (= Gotische Minuskel).

  1. Nach Christi geburt M.CCCC.XXXI. iahr, sind gewesen rathsmeister Herman von Berge, Ewald Werner,a) baumeister Lorentz Cain,b) Stephan Corsa, ist angehoben dieser bau in der Marterwochen.

Datum: 25.–31. März 1431.

Kommentar

Um 1430 wurde Jenas Stadtbefestigung erneuert und verstärkt.2) In diesem Zusammenhang wurde auch das bereits 1319 erwähnte Löbdertor3) an der Südseite durch ein äußeres Vortor ausgebaut, an dem die Is. angebracht war. Sie erhielt sich über erneute Bauarbeiten im Jahre 15514) hinweg bis zum Abbruch des Befestigungswerkes im Jahre 1819.5)

Die Is. folgt einem mehrfach6) bei den Jenaer Bauurkunden zu beobachtenden Schema: Zunächst werden mit den Ratsmeistern Hermann von Berga7) und Ewald Werrenberg8) die obersten Beamten der Stadt genannt; dann die Baumeister Lorenz Tein (Tayan)9) und Stephan Corsa,10) denen als ,Sachbearbeiter‘ für das Bauwesen11) die gesamte Bauleitung und Rechnungsführung oblag.

Textkritischer Apparat

  1. = Werrenberg; vgl. Anm. 8.
  2. = Tein; vgl. Anm. 9. Beier war sich selbst seiner Lesung nicht sicher und fügte: (Kayn)? hinzu.

Anmerkungen

  1. Wiedeburg 1785, 157.
  2. Vgl. zu Nr. 10.
  3. UB I, Nr. 97.
  4. Vgl. Nr. 64.
  5. Der betreffende Erlaß des Großherzoglich-Sächsischen Landesbaurats vom 12. Januar 1819 zitiert bei Koch. Die Abbrucharbeiten fanden unter persönlicher Leitung Goethes statt, der in einer Zeichnung (Mühlmann 1956a, 38 Abb. 26) das Bauwerk vor der Niederlegung festhielt. Er wies den Hofmaurer Christian Lorenz Timler (1763–1826) an, den „Stein, auf welchen die alte Inschrift von 1431, zu schonen und in gute Verwahrung zu schaffen, bis derselbe irgend wo wieder eingemauert würde“; vgl. Chemnitius 14–16.
  6. Nr. 16, 25 und 68.
  7. Hermann von Berga (vgl. Apel 1937, 11) ist seit 1408 turnusmäßig jedes dritte Jahr in den sitzenden Rat als erster Ratsmeister gewählt worden; urkundlich als solcher bezeugt für die Jahre 1408 (UB II, Nr. 14), 1419 (UB II, Nr. 89), 1428 (UB II, Nr. 147), 1431 (UB II, Nr. 198 und 203), 1434 (UB II, Nr. 244 und 255) und 1437 (UB II, Nr. 287 und 297). Er wird noch im Jahre 1440 als Bürger zu Jena genannt (UB II, Nr. 332).
  8. Ewald Werrenberg (vgl. Apel 1937, 276) wird erwähnt als erster Ratsmann für die Jahre 1414 (UB II, Nr. 46) und 1420 (UB III, S. 58, Nr. 84 und UB II, Nr. 91); als zweiter Ratsmeister für die Jahre 1431 (UB II, Nr. 198 und 203) und 1434 (UB II, Nr. 244 und 255), als erster wiederum 1438 (UB II, Nr. 303 und 316).
  9. Lorenz Tein (vgl. Apel 1937, 41 s. v. Lorenz (1) ) beginnt 1419 als achter Ratsmann (UB II, Nr. 89), ist 1428 siebenter (UB II, Nr. 147), 1431 fünfter (UB II, Nr. 203), 1434 vierter (UB II, Nr. 244) und in den Jahren 1437 und 1440 zweiter (UB II, Nr. 288 und 297; Nr. 330). Für 1443 wird er als erster Ratsmann bestätigt (UB II, Nr. 358).
  10. Stephan Corsa ist wohl identisch mit dem zwischen 1430 und 1481 erwähnten Stephan Kürschner/Korßener (vgl. Apel 1937, 159).
  11. Vgl. Möbius 1961, 366; s. auch Kommentar zu DI I, Nr. 45.

Nachweise

  1. Beier 1681, 30.
  2. Wiedeburg 1785, 157.
  3. UB II, Nr. 197.
  4. H. Koch, Zum Abbruch des Jenaischen Löbdertores, in: AuN 4, 1932, 35.
  5. E. Chemnitius, Aus der Schaffenszeit des Hofmaurers C. L. M. Timler, Jena 1934 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Jena, 5), 14 Anm.
  6. Koch 1966, 15.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 11† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0001106.