Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 7† Nikolaihospital 1400

Beschreibung

Bauinschrift am Hospital zu St. Nikolai vor dem Saaltor; mit dem Abriß des Gebäudes 1784 verlorengegangen. 1880 stiftete Wolf von Tümpling eine Sandsteintafel, auf der das Tümplingsche Wappen und die Inschrift von 1400 nach Beier wiederholt und durch einen Zusatz über die moderne Stiftung erweitert wurden;1) die Replik ist bei der Verlegung des Hospitals 1926/27 mitgekommen;2) heute am Haus Am Anger 15.

Nach Beier.

  1. Alberchtus Tümpling, Alyke seine Haußfrau den Gott gnädig sey, MCCCCa) Herr Endersd Sekcholmeisterb)

Wappen:
Tümpling(?).3)

Kommentar

Im Jahre 1353 wurde das Hospital zum Heiligen Geist und Aller Heiligen, das vor dem Johannistor lag, an das Saaltor verlegt.4) Zum Spital gehörte eine dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle. Der als Jenaer Ratsmann zwischen 1382 und 1411 urkundlich erwähnte Albert Tümpling5) hatte in Jena Grundbesitz; seine Witwe stiftete 1415 eine tägliche Messe im Nikolaihospital, das der Verstorbene offenbar reich beschenkt hatte.6) Im Jahre 1446 hatte Andreas Schirrmeister7) die Vikarie inne und wird als Kaplan angestellt. Dieser muß die Tümplingsche Tafel um seinen Namen ergänzt haben. Diese Tafel blieb über den Neubau des Gebäudes im Jahre 15948) hinweg erhalten und ging wohl erst mit dem endgültigen Abriß 1784 verloren.

Textkritischer Apparat

  1. Die Jahreszahl nur bei Beier, q. 15, 351.
  2. Vgl. Beier 1681, 181: „Andreas genand Seckelmeister, …sonsten genand Andreas Schirrmeister“. Er hat den Namen möglicherweise aus der Urkunde UB II, Nr. 399. Abwegig die Worttrennung Sek Schulmeister bei Winzer 1921, 34.

Anmerkungen

  1. Tümpling 1888, 83; der Zusatz lautet: Renov. Wolf von Tümpling a. d. H. Sorna, auf Thalstein / Luise von Boyen, seine Hausfrau / MDCCCLXXX.
  2. Vgl. Thieme 1934, 34–35.
  3. Nach Beier: „getheilter Schild, in dessen goldfärbiger rechten Seite ist zu sehen ein halber schwartzer Adler, in der silberfärbigen lincken aber vier Triangel“; dies ist nicht das Tümplingsche Wappen (gespalten, zwei gegeneinandergekehrte, gezahnte Sicheln), vgl. Tümpling 1888, 82.
  4. Vgl. UB I, Nr. 248; am 16. Juni 1354 wird die Verlegung vom Mainzer Erzbischof genehmigt (UB I, Nr. 254).
  5. Albert Tümpling (vgl. Apel 1937, 59; Tümpling 1888, 83–87) wird 1389 als neunter Ratsmann genannt (UB III, S. 340, Nr. 6). Er ist 1392 siebenter (UB I, Nr. 487), 1395 sechster (UB I, Nr. 502), 1398 fünfter (UB I, Nr. 518) und 1401 vierter Ratsmann (UB I, Nr. 536). Er besaß einen Siedelhof in der Johannisstraße, Haus und Scheune in der Vorstadt und Weinberge; 1411 wird er als verstorben erwähnt (UB II, Nr. 29).
  6. UB II, Nr. 52.
  7. Vgl. UB II, S. 584 und Apel 1937, 231; er stammt aus Zeitz, ist 1446 Vikar und Besitzer der Vikarie an der Nikolaikapelle (UB II, Nr. 399) und wird in den Urkunden bis 1449 erwähnt; UB II, Nr. 672 vom 13. April 1481 wird von einem Rechtsstreit des Inhabers der Vikarie nach Schirrmeisters Tod berichtet.
  8. Vgl. zu Nr. 121.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 351.
  2. Beier 1681, 181.
  3. Wiedeburg 1785, 286–287.
  4. Faselius 1805, 135–136.
  5. Weber 1907, 14.
  6. Winzer 1921, 34.
  7. Das Hospital zu St. Nikolai in Jena (Der Männerspittel), in: AuN 1/2, 1909–1920 (1939²), 66–67.
  8. Die Tafel von 1880 bei Tümpling 1888, 83 und Thieme 1934, 34–35.
  9. Vgl. 100 Jahre Jena im Foto. Bilder aus dem alten Jena, Jena 1984, Bild 36 (Zustand um 1920).

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 7† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0000702.