Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 98† Stadtkirche St. Michaelis 1577

Beschreibung

Epitaph des Nikolaus von Nischwitz mit Gemälde der Grablegung Christi;1) im 17. Jh. an einem der südlichen Pfeiler zur Südwand zu.2)

Nach Beier.

  1. Ille ego Nicolaus Nitschwitzius integer aeviet duplici quondam nobilitate potens.Excultus studiis, claris natalibus ort(us),hâc sed non tot(us) sum tumulatus humo.Nam mea p(er) Christi meritum mens funeris exp(er)s,coelesti sup(er)ûm sede recepta viget.Vulnere me virt(us) crudeli moeret ademtumin terris sanctè quae mihi culta fuit.Hoc satis est. at tu lacrymis, dulcissima, parcemater, nec penitus me periisse puta.Parte manet q(ui)cunq(ue) sui meliore sup(er)stes,hanc totam Christo vivere q(ui)s dubitat?a)

    Nicolao â Nitschwitz Filio et Fratri incomparabili, Elisabetha Bunaviorum equestri familia parens moestissima, et Heinricus: Guntherus: Caspar Germani, materni et fraterni desiderii hoc monumentum cum gemitu p(osuerunt). vixit Annos XXV. mens(es) V. d(ies) XV. obiit salutis anno MD⟨L⟩XXVII.b) Apr(ilis) 24.

Übersetzung:

Ich, Nikolaus von Nischwitz, war einst unberührt vom Alter und durch zweifachen Adel beherrschend: ich war in den Studien erzogen und von vornehmen Eltern geboren. Aber nicht gänzlich bin ich hier in der Erde begraben. Denn durch das Verdienst Christi ist mein Geist vom Tode befreit und lebt, aufgenommen im himmlischen Sitz der Höchsten. Mich, der ich durch eine grausame Wunde hinweggerafft worden bin, beklagt die Tugend, die auf Erden von mir fromm gepflegt worden ist. Dies sei genug! Laß deine Tränen, süßeste Mutter, und glaube nicht, ich sei gänzlich verloren. Jeder bleibt in seinem besseren Teil leben; wer zweifelte daran, daß dieser ganz in Christus lebt? – Für Nikolaus von Nischwitz, den unvergleichlichen Sohn und Bruder, haben die tieftraurige Mutter Elisabeth aus dem Rittergeschlecht von Bünau, und die Brüder Heinrich, Günther und Kaspar dieses Denkmal mütterlicher und brüderlicher Sehnsucht unter Seufzern aufgestellt. Er lebte 25 Jahre, 5 Monate, 15 Tage. Er starb im Jahre des Heils 1577, am 24. April.

Kommentar

Nikolaus von Nischwitz, 1576 an der Jenaer Universität immatrikuliert,3) wurde 1577 in Jena von seinem Kommilitonen Bernhard Puster aus Lobeda erstochen.4) Das ritterliche Geschlecht von Nischwitz saß auf Gröba und Pochra bei Riesa.5)

Textkritischer Apparat

  1. sechs elegische Distichen.
  2. MDCXXVII Beier; vgl. Anm. 5.

Anmerkungen

  1. Beier, q. 15, 584: „hac in tabula depicta cemitur θεανθρώπου sepultura.
  2. Beier 1681, 278 (an MittagsPfeilern).
  3. Matrikel Jena, 1, 222 (Netschwitz).
  4. Beier, q. 15, 584: „fuit autem hic Nicolaus a Nitschwitz in agro Burgensi (= Burgau b. Jena) ... confossus a Bernhardo de Pustero.“ Zum Mord vgl. H. Koch, Geschichte der Stadt Lobeda, 2, Jena 1941, 172.
  5. Stammfolge bei F. Fischer, Ahnenreihenwerk Geschwister Fischer, 4: Ahnenreihen von Uradelsgeschlechtern Wettiner Lande, Teil II: Ahnenreihen der Familien v. Schönburg und v. Nischwitz, Rüningen 1965 (Typoskript, Sächsische Landesbibliothek Dresden): Nickel von Nischwitz auf Gröba und Pochra (seit 1557), geboren 1516, gestorben 1561, ⚭ vor 1548 mit Elisabeth von Bünau aus dem Hause Droissig, geboren 1519, gestorben Pausitz/b. Riesa 22. Januar 1605. Von den acht Kindern sind neben dem in Jena erstochenen Nikolaus genannt: Heinrich (auf Gröba, um 1550–16. Februar 1611), Günther (auf Gröba, Döbritzschen und Übigau, gest. 1. November 1629) und Kaspar (auf Pochra, seit 1611 auf Gröba, 1552/61–11. Juli 1628).

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 583–584.
  2. Koch 1910a, 3 – Koch 1931a, 87 und 164.
  3. Vgl. Beier 1681, 278.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 98† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0009804.