Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 89† Stadtkirche St. Michaelis 1573

Beschreibung

Epitaph der Ursula Fischer. Gemälde mit der Darstellung der Kreuzigung auf dem Ölberg;1) bis 1672 an einem der westlichen, danach der südlichen Pfeiler.2)

Nach Beier.

  1. Anno 1573. 20. Maii honesta et pia matrona Ursula, optimi viri D(omini) Christiani Fischeri Senatoris Jenensis coniunx dilectissima in vera fide et invocatione ex hac vita emigravit, annô aetatis suae 39 cui ille p(ro)p(ter) spem resurrectionis hanc tabulam poni curavit.

    Ursula Fischeri coniunx hoc casta sepulchromorte velut requiem condor adepta meam.Herwagio patre nata, fuit q(ui) m(a)x(imu)s olimSaxoniae à rebus consiliisq(ue) ducum.⟨                                   – – –                                   ⟩⟨                               – – –                               ⟩a)Et q(ui)a facta sui bis binâ mater et unâprole tui in laudem nominis, alme DEus.En! miseranda cado species, req(ui)esco sub urnaat parta in coelo est vita beata mihi.Ergo marite, vale: lacrumas compesce in dentes,quò videam rursus vos ego, tempus erit.Namq(ue) animas inter vivo salvata beatas,et capio vitae gaudia vera novae.Hoc pretium fidei est, hîc qua te, Christe, fatebar,Tu, mea, Christe, salus. mors mihi dulce lucrum.b)

Übersetzung:

Im Jahre 1573, am 20. Mai, ist die ehrenhafte und fromme Bürgerin Ursula, die liebste Gattin des Jenaer Ratsherren und besten Mannes, Herrn Christian Fischers, im wahren Glauben und unter Anrufung (Christi) aus diesem Leben geschieden in ihrem 39. Lebensjahr; ihr ließ jener wegen der Hoffnung auf die Auferstehung diese Tafel setzen. – Ich, Ursula, die tugendreine Gattin des Christian Fischer, wurde in diesem Grab bestattet, nachdem ich durch den Tod gleichsam meine Ruhe erlangt habe. Ich bin geboren als Tochter meines Vaters (Günther) Heerwagen, der einst in Rat und Tat ein bedeutender Mann für die Herzöge Sachsens war. … (mein Gatte) …, und weil ich ihm Mutter geworden von fünf Nachkommen zum Ruhme deines Namens, segenspendender Gott! Wohlan, ich sterbe, ein bedauernswertes Bild; ich ruhe unter der Urne, aber im Himmel ist mir das selige Leben zuteil geworden. Also lebe wohl, mein Mann, bezähme die Tränen! Es wird kommen die Zeit, da ich euch wiedersehen werde. Denn dort lebe ich erlöst unter den glücklichen Seelen und ergreife die wahren Freuden des neuen Lebens. Dies ist der Lohn des Glaubens: Hier, wo ich dich, Christus, bekannte, warst du, Christus, mein Heil. Der Tod ist mir süßer Gewinn.

Kommentar

Ursula Fischer3) stammte als Tochter des Amtschössers Günther Heerwagen (dessen Epitaph, Nr. 67) aus den höchsten Kreisen der Jenaer Bürgerschaft. Ihr Gatte, der Bürgermeister Christian Fischer,4) wird zwischen 1556/91 urkundlich genannt. Von den fünf Kindern sind ein Sohn Christian und eine Tochter Ursula5) namentlich bekannt.

Textkritischer Apparat

  1. Es muß ein Distichon mit einer Aussage ausgefallen sein, die durch quia ihre Begründung erfährt; Subjekt (sui) ist der Gatte.
  2. sieben(?) elegische Distichen.

Anmerkungen

  1. Beier, q. 15, 579: „huius in tabula depictus videtur mons oliveti, et in eo Crucifixi imago miserandum in modum delineata cernitur.
  2. Vgl. Beier 1681, 277.
  3. Urkundlich nicht genannt; sie muß 1534/35 geboren sein.
  4. Christian Fischer (vgl. Apel 1937, 71), Getreidehändler, steht nach dem Wert des Grundbesitzes 1585 mit 1438 Alten Schock an 15. Stelle von 550 Steuerpflichtigen; 1577 Wachtmeister des Rates, zwischen 1575/86 Ratsmann, 1590/91 Bürgermeister.
  5. Christian Fischer (2) heiratete am 4. Februar 1607; Ursula ist 1585 noch unverheiratet.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 579.
  2. Koch 1931a, 85–86 (nur den Prosa-Teil).
  3. Vgl. Beier 1681, 278.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 89† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0008901.