Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 71 Stadtkirche St. Michaelis 1558

Beschreibung

Grabstein des Erhard Schnepf; im vierten Joch des südlichen Seitenschiffes, Südwand; im 17. Jh. im Mittelschiff1) über dem Grab; später für ein anderes Grab auf dem Johannisfriedhof zweitverwendet und dort um 1870 wiederentdeckt;2) bis 1983 außen an der Westwand der Friedenskirche, nördlich des Einganges, 1983 auf Veranlassung der Universität in die Michaeliskirche überführt. Rechteckige Sandsteinplatte; der Verstorbene in Lebensgröße in geistlicher Tracht unter einem Bogen, in den Zwickeln Engel, links unten das Wappen, von einem Engel gehalten. Links abgetreten, unten stark verwittert. – Doppelte Umschrift auf dem Rahmen, links oben beginnend.

Maße: H.: 220 cm; B.: 135 cm; Bu.: 7,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben.

Reproduktion nach Mühlmann 1956b, Abb. 9 [1/1]

  1. [H]IC · IACE[T · COR]PVS · VENERABILIS · ET ·/ DOCTISS(IMI) : VIRI · ERHARTI · SNEPFII · HAYLPRVNNENSIS ·/ THEOL[OGI]AE [·] DOC[TORIS · QVI · E]BRA[ICA]E / LINGVA[E · PERITISS(IMVS) : S(VPR)A :] XXXIIII · AN(N)OS · VERA(M) · DOCTRINAM · DE · DEO ·// IN · SCR[IPTI]S · PROPHET(ARVM) : ET · APOSTOL(ORVM) : / COMPRAEHENSAM · IN · ECCLESIIS · ET · ACADEMIIS PVRE · DOCVIT ·/ ET · CONSTAN[TER · CONFESSVS · E]S[T] / OBIIT · I(N) · CHR(IST)O · I · DIE · NOVE(M)B(RIS) · AN(N)O · SAL(VTIS) · [M]DLVIII · AN(NO) · AET[ATIS] · LXIII ·a)

Übersetzung:

Hier liegt der Leib des verehrungswürdigen und hochgelehrten Mannes Erhard Schnepf aus Heilbronn, Doktor der Theologie, der als besonderer Kenner der hebräischen Sprache über 34 Jahre hindurch die wahre, durch Gott in die Schriften der Propheten und Apostel gelegte Lehre in Kirchen und an Universitäten unverfälscht lehrte und standhaft bekannte. Er starb in Christus am 1. November im Jahre des Heils 1558, im Alter von 63 Jahren.

Wappen:
Schnepf.3)

Kommentar

Erhard Schnepf,4) 1495 in Heilbronn geboren, ist 1544 zum Dr. theol. promoviert worden; seit 1549 lehrte er an der Jenaer Universität. Er hat Luther und seine Lehre wahrscheinlich auf dem Konvent der Augustinereremiten in Heidelberg (April 1518) kennengelernt; wegen seines Glaubens ist er 1522 aus Weinsberg und 1548 aus Tübingen vertrieben worden. Seine Tätigkeit als Prediger (Weinsberg, Wimpfen, Stuttgart) ist von seinem Wirken an Universitäten (Marburg, Tübingen) nicht zu trennen. Auch in Jena war er Lehrer (Prof. für hebräische Sprache) und Superintendent zugleich; vgl. sein Epitaph, Nr. 77. Die Is. weist starke Ähnlichkeiten zu der auf der Luther-Grabplatte (Nr. 61) auf.5)

Auf der Rückseite des Steines befindet sich ein weiteres, abgeschlagenes Relief (unzugänglich).

Textkritischer Apparat

  1. Ergänzungen nach Rosa.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 273 (im Mittelgang).
  2. Hartmann 1870, 129. Anders Koch 1951, 48, wonach die Platte 1908 zufällig wiederentdeckt worden sei.
  3. Bg 6, 31, Taf. 34.
  4. Erhard Schnepf (vgl. Heussi 1954, 27–28), geboren 1. November 1495 in Heilbronn; stud. Heidelberg und Erfurt; 1513 Mag. phil. Erfurt; 1520 Prediger in Weinsberg; 1523 Prediger in Wimpfen; 1526 Prof. theol. Marburg; 1534 Prediger in Stuttgart; 1543 Prof. theol. Tübingen; 1544 Dr. theol.; 1549 Prof. hebr. ling. Jena; 1549/51 Superintendent Jena; Rektor FS 1557; gestorben 1. November 1558 in Jena.
  5. Vgl. Hallof 1987, 56.

Nachweise

  1. Rosa 1562, S. E 2.
  2. Beier, q. 15, 542.
  3. Hartmann 1870, 129.
  4. BuKTh Jena, 1888, 125.
  5. Koch 1911, 23 und Abb. 4.
  6. Hallof 1987, 37–38 und 47 Abb. 5.
  7. Vgl. Beier 1681, 273.
  8. Koch 1951, 48.
  9. Mühlmann 1956, 39–40 und Abb. 4.
  10. Traeger 1984, 33–34 und Abb. S. 43.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 71 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0007102.