Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 70† Stadtkirche St. Michaelis (1557)

Beschreibung

Grabstein des Gregor Brück; südliches Seitenschiff, Ostwand; im 17. Jh. im Mittelschiff; 1660 von Gestühl überdeckt;1) im 19. Jh. im Schiff „am Eingange des Chores“;2) nach 1871/75 im Südschiff an der Westwand (unter der Orgelempore),3) seit 1956 an der Ostwand. Der Verstorbene mit Mantel und Barett. Unten Ansatz einer Rollenwerktafel, abgebrochen; darauf muß sich die Is. befunden haben.

Nach Walther bei Beier.

Maße: H.: 209 cm; B.: 115 cm.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Renate Helfrich) [1/1]

  1. Reverendissimus [– – –]a) summâ pietate virtute et eruditione praestantissimus Gregorius Pontan(us), Trium Electorum Cancellarius [– – –]

Übersetzung:

Der ehrenwerteste... an höchster Frömmigkeit, Tugend und Bildung herausragende Gregor Brück, Kanzler dreier Kurfürsten...

Kommentar

Gregor Brück4) hatte als Kanzler der Kurfürsten Friedrich des Weisen (1463–1525) und Johann (1468–1532) und – nach seinem Rücktritt 1529 – als „alter“ Kanzler des Kurfürsten Johann Friedrich I. einen wichtigen Einfluß auf die Geschichte der Reformation. Seine Beziehungen zu Jena sind durch seine zweite Frau Barbara,5) die Tochter des Jenaer Amtschössers Sebastian Wöllner, gegeben. Der Grabstein, vielleicht nach einem Entwurf des Cranach-Schülers Peter Roddelstedt6) geschaffen, wurde 1930 neu identifiziert.7) Die Is. war bereits im 17. Jh. nicht mehr zu lesen;8) es wird schwerlich eine Umschrift9) gewesen sein. Die Is. ist von Samuel Walther nach einer Lesung aus dem Jahre 1609 im Gratulationsgedicht auf die Übernahme des Rektorates durch den Theologen Salomo Glass 1639 mitgeteilt worden.10)

Textkritischer Apparat

  1. etc. etc. Beier, wohl zur Bezeichnung einer Lücke.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 271.
  2. Schreiber/Färber 1858, 123.
  3. BuKTh Jena, 99.
  4. Gregor Heinze, nach seinem Geburtsort Brück, lat. Pontanus, genannt; geboren im Oktober 1485; 1502 stud. Wittenberg; 1505 Bacc. art. Wittenberg; 1506 stud. Frankfurt/O.; 1508 stud. iur. Wittenberg; Jurist, 1519 Kursächsischer Rat; 1521 Dr. iur.; Kanzler in Weimar; 1529 Rücktritt, Bestallung als „Rat von Haus auf Lebenszeit“; bis 1546 in Wittenberg, dann in Jena wohnhaft; gestorben 15. Februar 1557; vgl. U. v. Brück, Im Dienste der Reformation. Ein Lebensbild des kursächsischen Kanzlers Gregor Brück, Berlin 1985.
  5. Barbara Wöllner (vgl. Troege 1932, 68–69) schloß 1534/35 die Ehe mit Gregor Brück; gestorben Frühjahr 1567 in Jena.
  6. So Koch, D 19a, 148; zu Peter Roddelstedt vgl. Nr. 76.
  7. Vgl. Koch 1931a, 172–173. Am Stein Tafel mit Is.: Kursächsischer Kanzler Gregor Brück † 15. Februar 1557 in Jena – Confessio Augustana 1530–1930.
  8. Beier, q. 15, 539: „inscriptiones quondam conspicuas, hodie literis penitus obscuratis ...
  9. Beier 1681, 268 spricht aber von der „Schrifft üm das euserliche Gemäuer“.
  10. Beier, q. 15, 538–539: „inscriptiones ... Samuel Gualtherus in Notis ad Carmen gratulatorium in Rectoratu D(octoris) Salomonis Glassi Theologi secundo A(nno) C(hristi) 1639. d(ie) 8. Aug(usti) inchoato, litera G. et H. ita eius merninit: Anno ... inauguratia Academiae Jenensis antecedente ... mortuus est Gregorius Brück, qui et in templo Jenensi terrae mandatus est. Ecqualia vero verba in tumulo istius inscripta sint, maxima ex parte obliterata sunt; attamen quae acie oculorum ... in hisce Anno Christi 1609 accuratissime instituens ... ostendere potui, sunt eiusmodi“ (folgt die Is.).

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 538–539.
  2. Beier 1681, 268.
  3. Koch 1931 a, 81; 172–173, m. Abb. zwischen S. 166/67.
  4. Vgl. BuKTh Jena, 1888, 99.
  5. Mühlmann 1956, 38 Abb. 7.
  6. E. Fabian, Dr. Gregor Brück 1557–1957, Tübingen 1957 (Schriften zur Kirchen- und Rechtsgeschichte, 2), Abb. 2.
  7. Möbius 1973, 74 und 23 (Abb.).
  8. Luther, Dokumentation 163 und Abb. 170.
  9. Brück (s. Anm. 4), Taf. 4.
  10. V. Leonhard, in: Deutsches Familienarchiv 98–100, 1987, 8/15–9/15 (Abb.) mit Lit.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 70† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0007005.