Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 63† Rathaus 1549

Beschreibung

Gemälde mit dem Bildnis Martin Luthers, in der Versetzstube (Rathauskapelle1); zu Beginn des 19. Jh. abhandengekommen.2) – Iss. über dem Kopf (A), rechts neben einer Darstellung des Lamm Gottes (B) und links unter dem Wappen (C).3)

Nach Beier.

  1. Aa)

    Pestis eram vivus: moriens ero mors tua, Papa.

  2. B

    1549

  3. C

    Nach Christi Geburt M.D.XLVI. am 18. Tage des Hornungs ist der seelige Doctor Martin Luther, ein Prophet des Teutschen Landes, als er LXIII. Jahr alt gewesen, zu Eißleben in GOtt verschieden.

Übersetzung:

Eine Krankheit war ich dir im Leben, im Tode werde ich dein Tod werden, Papst!

Kommentar

Luther starb am 18. Februar (= Hornung) 1546 zu Eisleben. Die Anfertigung des Luthergemäldes steht vielleicht im Zusammenhang mit der Anbringung eines Lutherfensters im Rathaus.4) In der Versetzstube befanden sich weitere Porträts von Zeitgenossen Luthers.5) Der Hexameter findet sich in Luthers Tischreden.6) Wegen seiner deutlich antipäpstlichen Aussage erlangte er in der Zeit der Reformation in den evangelischen Gebieten Verbreitung;7) s. Nr. 87.

Textkritischer Apparat

  1. ein Hexameter.

Anmerkungen

  1. Die Rathauskapelle lag im Obergeschoß des Rathauses an der Südwestecke, wo sich heute der Sitzungssaal befindet; vgl. Grumbt 1973, 44–50.
  2. Vgl. Schreiber/Färber 1858, 85.
  3. Nach Beier 1681, 137.
  4. Vgl. Koch 1933, 19.
  5. Nr. 66, 72 und 73.
  6. Luther-Gesamtausgabe, III. Reihe (Tischreden), 1, Weimar 1912, 410 Nr. 844 (statt vivus steht dort vivens) und 3, Weimar 1914, 390 (Luther in Schmalkalden, 26. Februar 1532): „Mein epitaphium sol war bleyben: Pestis eram vivens, moriens ero mors tua, papa.“ Zum Spruch vgl. Schubart [Nr. 61, Anm. 8], 127.
  7. Vgl. DI I, Nr. 508 (Kanzeldeckel in der Kirche zu Niklashausen, 1586), DI XIX, Nr. 131 (Gemälde in Göttingen, 2. H. 16. Jh.); ebenfalls auf dem Taufstein der Johanniskirche zu Wernigerode (1569). Diesen Hexameter hat Melanchthon neben das von Wilhelm Reifenstein gezeichnete letzte Porträt Luthers aus dessen Todesjahr 1546 geschrieben und damit als epitaphium des Reformators bekräftigt; daher wohl auch in Nr. 87.

Nachweise

  1. Beier 1681, 137.
  2. Schreiber/Färber 1858, 83–84.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 63† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0006300.