Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 61 Stadtkirche St. Michaelis 1548

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Grabplatte Martin Luthers. Im dritten Joch des nördlichen Seitenschiffes, Nordwand. 1548 gegossen; kam 1549 nach Weimar; wurde 1571 der Jenaer Universität geschenkt, die sie in der Stadtkirche aufstellen ließ. In diesem Zusammenhang erhielt sie einen hölzernen epitaphartigen Rahmen (Nr. 87), später einen schwarzen Anstrich, der 1807 entfernt wurde;1) bis 1871 rechts vom Altar im Chor der Kirche,2) wurde sie im Zuge der Restaurierung 1871/75 mit einem neuen Rahmen umgeben und in den Nordteil des Chores gestellt;3) von 1945 bis 1956 im Lutherhaus ausgelagert;4) seit 1956 an ihrem jetzigen Platz. Bronzeteile auf (modernem) Holzkern aufgeschraubt, z. T. farbig übermalt. – Umschrift auf 12 cm breiter, gravierter Leiste, setzt sich links und rechts des Kopfes fort (A); einzelne Buchstaben ehemals um das Wappen in der linken oberen Ecke (B).

(B) nach Juncker.

Maße: H.: 220 cm; B.: 116 cm; Bu.: 3,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis, erhaben und vergoldet.

  1. A

    ANNO · M · D · XLVI DIE XVIII MENSIS FEBRVARY REVERENDVS VIR MAR/TINVS LVTHERVS THEOLOGIAE DOCTOR · CONSTANTER · ETIAM IN IPSO MORTIS ARTCVLO · TESTIFICANS VERAM ET NECESSARIAM ECCLESIAE / DOCTRINA(M) ESSE · QVA(M) DOCVISSET ET ANI(M)AM SVA(M) DEO IN FIDE DOMINI / NOSTRI IESV CHRISTI COMENDANS · EX HAC MORTALI VITA EVOCATVS EST · ANNO AETATIS SVAE LXIII · CVM ECCLESIAM DEI IN HOC OPPIDO / ANNOS AMPLIVS TRIGINTA PIE ET FELICITER TEXVISSET CORPVS / VERO EIVS HIC SEPVLTVM EST. ESA(IAE) · LII · QVAM SPECIOSI PEDES / EVANGELIZANTIVM PACEM.a)

  2. B

    [VIVIT]b)

Übersetzung:

Im Jahre 1546, am 18. Februar, ist der verehrungswürdige Mann Martin Luther, Doktor der Theologie, der auch noch im Augenblick des Todes selbst standhaft bezeugte, daß es die wahre und für die Kirche notwendige Lehre sei, die er gelehrt habe, und der seine Seele im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus übergab, aus diesem irdischen Leben abberufen worden im 63. Jahr seines Lebens, als er an der Kirche Gottes in dieser Stadt mehr als dreißig Jahre hindurch fromm und glücklich gezimmert hatte; sein Leib aber ist hier begraben worden. Jes. 52: Wie lieblich sind die Füße der Verkünder der frohen Botschaft des Friedens. – Er lebt.

Wappen:
Luther.5)

Kommentar

Martin Luther war 1512 zum Doktor der Theologie promoviert worden. ANNOS AMPLIVS TRIGINTA steht für seine Tätigkeit in Wittenberg (IN HOC OPPIDO), die er mit den Jahren 1508/09 als Dozent für Moralphilosophie an der Leucorea begann. Dem Bibelspruch ist wegen des Kernwortes „Evangelium“ der Text der Septuaginta zugrundegelegt worden.6) VIVIT ist ein Zusatz späterer Zeiten zu Luthers Wappen.7) Der Autor der Grabinschrift ist namentlich nicht zu fassen; letztlich wird das Theologenkollegium in Wittenberg, das im Auftrag des Kurfürsten die Vorlage für die Platte entwarf, auch für den Text verantwortlich sein.

Die Geschichte des Gusses der Grabplatte ist urkundlich gut bekannt.8) Nach Luthers Tod gab Kurfürst Johann Friedrich (1503–1554) die Herstellung dieser für Luthers Grab in Wittenberg bestimmten Platte dem Erfurter Gießer Heinrich Ziegler (Ciegeler) d. J.9) in Auftrag. Als Vorlage diente eine nicht näher bekannte oder verschollene Zeichnung von Lucas Cranach d. Ä. oder einer der zahlreichen Holzschnitte aus der Werkstatt Cranachs d. J.10) Danach schuf der Bildschnitzer A. B.11) ein Holzrelief, das noch erhalten ist;12) es gilt als Modell für den Bronzeguß, doch seine Aufstellung gab ihm zugleich die Qualität eines selbständigen Erinnerungsmales. Den Guß führte Ziegler im Jahre 1548 aus. Inzwischen war in der Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547) der Kurfürst in kaiserliche Gefangenschaft geraten und hatte im Ergebnis der Wittenberger Kapitulation (19. Mai 1547) Kurwürde und Kurkreis (Wittenberg) an die Albertiner abgeben müssen. Am 28. Februar 1549 schreibt er seinen Söhnen, daß „die Tafel, so uber doctor Martini gotseligen grab geordnet“,13) vermutlich ein Gemälde auf Holz, das als Provisorium nach Luthers Tod auf das Grab gelegt worden war, nach Weimar gebracht werden solle. In einer undatierten Anlage zu diesem Brief14) teilt er ferner mit, es sei ihm berichtet worden, daß der Gruß der Grabplatte ausgeführt wäre, und er erinnere sich, bereits eine Anzahlung veranlaßt zu haben; die Platte solle nach Wittenberg gebracht werden, obwohl er mit dem Einspruch des neuen Kurfürsten Moritz (1521–1553) rechne, und dort sich Melanchthon und Bugenhagen um die Aufstellung kümmern.15)

Am 18. März teilen die Herzöge Johann Friedrich II. (1529–1595) und Johann Wilhelm (1530–1573) ihrem Vater mit, daß die Bezahlung Zieglers erst jetzt geregelt und mit 70 Gulden festgesetzt worden sei.16) Der Kurfürst drängt in seinem Antwortschreiben17) vom 3. April 1549 auf schnellste Bezahlung und Transport der Platte nach Wittenberg. Auf der Ostermesse 1549 ist das Werk dem Gießer bezahlt worden.18) – Aber zum Abtransport nach Wittenberg ist es niemals gekommen. Dort wurde um 1550 eine kleine Schriftplatte aus Bronze auf das Grab gelegt.19) Die Ziegler-Platte aber verblieb in Weimar,20) bis sie 1571 Herzog Johann Wilhelm aus unbekanntem Anlaß der Jenaer Universität schenkte. Da die Kollegienkirche zweckentfremdet war,21) wurde sie im Juli desselben Jahres in der Michaeliskirche aufgestellt. Dabei erhielt sie einen Renaissance-Rahmen mit Verglasung (Nr. 87). 1872 wurde als Geschenk des Klosters Loccum von dem Erfurter Modell ein Abguß für die Wittenberger Schloßkirche genommen.

Textkritischer Apparat

  1. Is 52,7 nach dem Text der Septuaginta; vgl. Anm. 6.
  2. wohl nur aufgemalt.

Anmerkungen

  1. Schwabe 1817, 91.
  2. Beier, q. 15, 567 (iuxta altare...ad dextrum); Schwabe 1817, 91 (linker Hand, in der Gegend des Altars am nordöstlichen Eck).
  3. Vgl. Jenaer Zeitung Nr. 247 vom 22. Oktober 1935.
  4. Koch 1951, 50; Mühlmann 1970, 119–120.
  5. Bg 1,38, Taf. 50. Luther selbst beschreibt in einem Brief an Lazarus Spengler in Nümberg (dat. Coburg, 8. Juli 1530) sein Wappen und dessen theologisches Programm; vgl. Luthers Werke in Auswahl, hrsg. von H. Rückert, IV (Briefe in Auswahl), 316, Nr. 252.
  6. Septuaginta: ὡς πόδες εὐαγγελιζομένου ἀκοὴν εἰρήνης; Vulgata: Quam pulchri super montes pedes adnuntiantis et praedicantis pacem; Luther: Wie lieblich sind auff den bergen die fusse der boten / die da friede verkündigen.
  7. Luther bemerkt in dem erwähnten Brief an Spengler (s. Anm. 5): „Obs nu wohl ein schwarz Kreuz ist ... verderbet (es) die Natur nicht, das ist, es tötet nicht, sondern behält lebendig. Iustus enim (ex) fide vivit (= Rm 1, 17), sed fide crucifixi ...“ Aus diesem Verständnis heraus mag vivit in das Lutherwappen gekommen sein, aber spätere Zeiten dürften in dem „Er (Christus) lebt“ auch ein „Er (Luther) lebt“ gesehen haben.
  8. Nicht auf die Grabplatte, sondern auf ein metrisches Epitaph beziehen sich mehrere Passagen im Briefwechsel von Philipp Melanchthon unmittelbar nach Luthers Tod (vgl. Melanchthons Briefwechsel. Regesten, Bd. IV: Nr. 3421–4529 [1544–1546], bearb. von H. Scheible, Stuttgart – Bad Cannstatt 1983). Am 21. Februar 1546 schreibt Kurfürst Johann Friedrich aus Torgau an Melanchthon, er solle mit den Theologen der Wittenberger Universität ein Epitaph für die Wand und eine Grabaufschrift entwerfen [Regesten, Nr. 4165]. Dieser fordert sowohl Johann Stigel (23. Februar [Regesten, Nr. 4168]) als auch Joachim Camerarius in Leipzig (1. März [Regesten, Nr. 4170]) auf, ein Epitaph zu verfassen, und bescheinigt später den Empfang der Gedichte (an Camerarius am 11. März [Regesten, Nr. 4184], an Stigel am 5. April [Regesten, Nr. 4217]). Offenbar war für das vom Kurfürsten geforderte Epitaphium die metrische Form und die lateinische Sprache selbstverständlich. Es hat neben diesen beiden eine Fülle von Gedichten auf Luthers Tod gegeben, die teils auch in zeitgenössischen Sammlungen veröffentlicht worden sind (vgl. Chr. Schubart, Die Berichte über Luthers Tod und Begräbnis, Weimar 1917, 127–132, der erstmals neun epicedia aus einer Zeitzer Handschrift publiziert). Die Verse Stigels wurden unter Zufügung einer Dedikation der Wittenberger Universität: ACADEMIA WITEBERGENSIS / VT FILIA PATRI DILECTO / F(IERI) C(VRAVIT), auf einer Bronzetafel wiederholt, die an der Südwand der dortigen Schloßkirche hing, und standen ein weiteres Mal mit geringen Abweichungen auf einem Tafelbild, das Luther auf einer Kanzel zeigte, vor ihm der Papst im Rachen der Hölle. Beide Denkmale gingen 1760 bei der Verwüstung der Schloßkirche zugrunde (Die Denkmale der Lutherstadt Wittenberg, Weimar 1979, 213. Die Inschrift auf der Bronzetafel ist wiedergegeben bei K. Ed. Förstemann, Denkmale, dem D. Martin Luther von der Hochachtung und Liebe seiner Zeitgenossen errichtet ..., Nordhausen 1846, 172–174 Nr. 74; die Varianten der Holztafel ebd. 173 Anm.*). Eine um 1550 auf der steinernen Grabplatte über Luthers Grab in der Schloßkirche Wittenberg angebrachte Bronzetafel (H.: 49 cm, B.: 94 cm) trägt die lapidare Inschrift: MARTINI LVTERI · S(ACRAE) ·THEOLO/GIAE · D(OCTORIS) · CORPVS · H(OC) · L(OCO) · S(ITVM) · E(ST) · QVI / AN(NO) · CHRISTI · M · D · XLVI · XII / CAL(ENDAS) · MARTII, EYSLEBII IN PA/TRIA · S(VA) · M(ORTEM) · O(BIIT) · C(VM) · V(IXISSET) · ANN(OS) · LXIII · / M(ENSES) · II · D(IES) · X · (Vgl. Denkmale 47 und Abb. 15).
  9. Heinrich Ziegler d. Ä. und d. J. lassen sich zwischen 1490/1556 als Glockengießer im Erfurter Raum nachweisen; vgl. Thieme-Becker 36, 487.
  10. Abgebildet bei Koch 1933, Abb. nach S. 4; Koch 1966, vor S. 97. Vgl. Lucas Cranach d. Ä., Das gesamte graphische Werk, Berlin 1972, 442.
  11. Zum Meister A. B. vgl. Koch 1933, 22 und Thieme-Becker 37, 372.
  12. Erfurt, Andreaskirche. Lindenholz, H.: 223 cm; B.: 111 cm, zum großen Teil Originalfassung. Nur unwesentliche Abweichungen vom Guß; vor allem ist das Wappen dort rechts oben und die untere Schriftleiste entgegen der umlaufenden Schriftführung aufgeleimt.
  13. Staatsarchiv Weimar, Ernestinisches Gesamtarchiv Reg. L pag. 231–239 C1 Bl. 74 f. (Junius 1926, 241): „Und nachdem zu Wittenberg die taffel, so uber doctor Martini gotseligen grab geordnet, wekh genomen und bevohlen ist worden, mit nach Weymar zu nehmen, so wollen E. L. uns berichten, ob es geschehen oder nicht, und so sy zu Weymar, dieselbe in die kierche ufmachen lassen.“
  14. Diese Anlage, datum ut supra, ist von Junius fälschlich auf den Brief des Kurfürsten vom 23. September 1548 (StA Weimar, Ernest. Gesamtarchiv Reg. L. pag. 205–219 B9 Bl. 9) bezogen worden und hat zu der Behauptung geführt, die Platte sei in der Tat im Herbst 1548 nach Wittenberg gekommen und habe dort bis zum Frühjahr 1549 auf Luthers Grab gelegen; vgl. dagegen das Gutachten von R. Jauernig (1948).
  15. Junius 1926, 232, dort aber fälschlich auf den 23. September 1548 datiert: „Auch feindtliche libe söne, wirden wir berichtet, als solle der gegossne Grabstein, den man uf doctor Martini gotseligen grab zu machen bestellt, zu Erffurdt fertig sein weil wir dann nicht anderst wissen, dann man hab dem giesser albereyt etzlich gelt darauf hinaus gegeben, und wir sunst gerne wolten das berurte gegossne tafel gegen Wittenberg komen und uber gotseligen mannes grab gelegt werden mochte. Demnach ist unser freindtlichs begeren ... berurten Grabstein dem giesser volgend zu bezahlen ... Dann wir es darfür nicht halten wollen, das sy sich des weigern, oder auch herzog Moritz, do er es gleich erfaren wurdet, solches nicht gestaten werdt.“
  16. StA Weimar, Ernest. Gesamtarchiv Reg. L pag. 231–239 C2 Bl. 24 ff., vom 18. März 1549 (Junius 1926, 241): „Doctor martini Lutters seligem Leichstein belangende, ist dem Zigler zu Erffurt, hibevor kein gelt darauff gegeben, wir seindt aber mit ime ubereinkommen, das er uns denselben vor LXX fl., ungeacht das ime ander Leute (im Briefentwurf ist eingefügt: Herzog Moritz) ein merhers dafur hetten geben wollen folgen lest, und wollen uns damit E. G. jungstes schreibens halten.“
  17. StA Weimar, Ernest. Gesamtarchiv Reg. L pag. 231–259 C2 Bl. 38, vom 3. April 1549 (Junius 1926, 241).
  18. Rechnungsvermerk bei den Einnahmen und Ausgaben des Leipziger Ostermarktes 1549 (bei Junius 1926, 241): „70 gulden auff meiner gnedigen jungen herren muntlichen bevehel Heinrichen Zigelern dem Jungen zu erffurt vor das gegossene bilde doctoris Martini Luthers loblicher und seliger gedechtnis contrafei mit umbgossener schrifft, welches hievor laut churfürstlichen bevehels dem Ziegeler nach dem Zentner zu bezalen angedingt, hat aber das aus untherthenickeit in ansehung der Gelegenheit überhaupt mit LXX Gulden zu bezalen gelassen laut seiner bekenntnis.“ Der Ostermarkt fand um den Sonntag Reminiscere statt (1549: Mitte März).
  19. Vgl. Denkmale der Lutherstadt Wittenberg, Weimar 1979, 46 f.
  20. Am 19. November 1549 instruiert Johann Friedrich I. seinen nach Weimar reisenden Sekretär, sich zu erkundigen, warum der Transport der Grabplatte bis jetzt noch nicht erfolgt sei (StA Weimar, Ernest. Gesamtarchiv Reg. K fol. 373 Nr. 9 Bl. 52). Wann die Platte von Erfurt nach Weimar gebracht wurde, ist nicht bekannt; die Rechnungen des Weimarer Hofes enthalten bis zum Jahre 1552 keinen diesbezüglichen Eintrag.
  21. Vgl. Wahl 1985, 658.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 567–568.
  2. Juncker 1706, 279 m. der älteren Literatur.
  3. Wette 1756, 37–40.
  4. Förstemann (s. Anm. 8), 175–176 Nr. 75.
  5. Schreiber/Färber 1858, 123–126.
  6. BuKTh Jena, 1888, 98–99 und Taf. nach S. 98.
  7. Koch 1933, 23.
  8. Vgl. Beier 1681, 274–275.
  9. Wiedeburg 1785, 207–208.
  10. Faselius 1805, 34–35.
  11. Schwabe 1817, 91.
  12. Borkowski 1908, 36 (Abb.).
  13. R. Jauernig, Gutachten vom 16. August 1948 (Stadtkirchenarchiv Jena, Bestand Gemeindekirchenrat, Reg. 142).
  14. Koch 1948, 2.
  15. Koch 1951, 49–50 und Abb. S. 55.
  16. Mühlmann 1956, 36 Abb. 5.
  17. Möbius 1973, 73 und Abb. S. 21.
  18. E. Fründt, in: Kunst der Reformationszeit. Katalog der Ausstellung im Alten Museum zu Berlin, Berlin 1983, 425–426.
  19. Luther, Dokumentation 163–164 und Abb. 171–172.
Addenda & Corrigenda (Stand: 10. Mai 2023):

Beschreibung

Grabplatte Martin Luthers. Ursprünglich rechts vom Hochaltar, d. h. an der Nordwand des Chorraumes, aufgestellt.1) Von 1945 bis 1956 im Lutherhaus ausgelagert; seit 1956 wieder in St. Michael, im dritten Joch des nördlichen Seitenschiffs. Für die Grabplatte wurden insgesamt acht Bronzeteile angefertigt, die auf einer Holzplatte angebracht wurden.2) Eine farbige Fassung soll das ganzfigurige Bronzerelief Luthers zusammen mit dem hölzernen Rahmen von 1571 (vgl. Nr. 84) erhalten haben.3) Die Is., die als Umschrift beginnt, setzt sich als 3-zeilige Aufschrift oberhalb des Kopfes von Luther fort (A) und besteht aus sechs bronzenen Einzelteilen.

B nach Kurfürstenbibel.

  1. A

    ANNO · M · D XLVI · DIEa) XVIII MENSISb) FEBRUARY REVERENDVS VIR MAR/TINVS LVTHERVS THEOLOGIAE DOCTOR · CONSTANTER · ETIAM IN IPSO MORTIS ARTICVLO · TESTIFICANS · VERAM ET NECESSARIAM ECCLESIAE / DOCTRINA(M) ESSE QVA(M) DOCVISSET ET ANI(M)AM SVA(M) DEO IN FIDE DOMINI / NOSTRI IESV CHRISTI COMMENDANS · EX HAC MORTAIIc) VITA EVOCATVS EST · ANNO AETATIS SVAE LXIII · CVM ECCLESIAM DEI IN HOC OPPIDO // ANNOS AMPLIVUS TRIGINTA PIE ET FELICITER TEXVISSET CORPVS / VERO EIVS HIC SEPULTVM EST ·d) ESA(IAE) · LII · QVAM SPECIOSI PEDES / EVANGELIZANTIVM PACEM

  2. B†

    VIVITe)

Textkritischer Apparat

  1. DIE] fehlt bei Walter 1753, Wette 1756, Schwarz 1846.
  2. MENSIS] fehlt bei Walter 1753, Wette 1756, Schwarz 1846.
  3. MORTAII] Sic! Fehlerhaft für MORTALI, allein bei Schwabe 1817 angezeigt.
  4. Zur optischen Trennung der Sinneinheiten wird hier eine vierblättrige Blüte verwendet.
  5. VIVIT] auch bei Walther 1753 und Schwarz 1846 überliefert.

Anmerkungen

  1. 1.Luise und Klaus Hallof verorteten das Denkmal zunächst rechts vom Altar, also an der südlichen Chorwand. Erst 1871 soll es links, d. h. an der nördlichen Chorwand aufgestellt worden sein. Die Zuschreibung lässt sich auf Beier q. 15, fol. 285v (S. 566) zurückführen, der die Lage wie folgt beschreibt: iuxta altare eiusque latus vel dextrum vel sinistrum. Wesentlich eindeutiger ist Schwabe 1817, S. 91: „in der Gegend des Altars am nordöstlichen Eck aufgestellt“. Demnach muss das Denkmal bis zur Teilzerstörung von St. Michaelis an der nördlichen Chorwand gestanden haben.
  2. 2.Walter 1753, S. 51; Schwabe 1817, 92; Schwarz 1846, S. 22; Junius 1922, S. 151 schreibt, dass die ausgeschnittene Relieffigur Luthers ursprünglich in einer Sandsteinplatte eingelassen waren.
  3. 3.Vgl. Slenczka 2010, S. 4–8. Schwabe 1817, S. 91 schreibt, dass das Monument bis auf Kopf, Hände, Füße und Umschrift schwarz angestrichen war. Diese Fassung wurde im Jahr 1807 entfernt.

Nachweise

  1. Beier q 15, fol. 286r–286v (S. 567f.).
  2. Sagittarius 1739, 12.
  3. Walter 1753, 50–52.
  4. Wette 1756, 37–40.
  5. Schwabe 1817, 91–94.
  6. Schwarz 1846, 22.
  7. Junius 1922, 151.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 61 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0006106.