Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 48† Stadtkirche St. Michaelis 1516

Beschreibung

Tafelmalereien am Positiv der Orgel, Gemälde an der Außenseite. Rechts: Maria mit Kind, davor König David kniend; darunter Verkündigung (Maria). Links: Pythagoras, darunter Verkündigung (Gabriel).1) Die Orgel wurde A. 19. Jh. durch eine neue ersetzt.2) Iss. neben König David (A), neben dem Erzengel Gabriel (B) und unter dem Orgelpositiv (C).

Nach Beier.

  1. A

    Lobet den HErren mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harffen, lobet ihn mit wolklingenden Cymbeln.a)

  2. B

    Ave, Maria, gratiâ plena.b)

  3. C

    1516

Übersetzung:

Gegrüßt seist du, Maria, du Hochbegnadete!

Kommentar

Die Datierung 1516 bezeichnete nach Beier nur die Bemalung der Orgel, die außer am Positiv auch noch an der Außen- und Innenseite der Flügel zahlreiche Tafelgemälde trug.3) Die Jahreszahl war noch E. 18. Jh. zu lesen; von den Gemälden verlautet nichts mehr. Sie waren vielleicht schon früher abgeblättert und übermalt worden.4) Auffällig ist die Darstellung des „Philosophus, vielleicht Pythagoras“; die Erkenntnisse des altgriechischen Philosophen auf musiktheoretischem Gebiet hatten im Mittelalter eine starke Nachwirkung.

Textkritischer Apparat

  1. Ps 150, 3.5.
  2. Lc 1, 21.

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 264: „Das Positivum, auch mit zweyen Blättern, daran sind zu sehen: (1) Auswendig zur Rechten das Christ-Kindlein auff seiner Mutter Schoß, für welchem König David kniet (– – –) Zur Lincken aber ein Philosophus, vielleicht Pythagoras, über ihm hängen vier nach der grösse unterschiedene Glöcklein, unter ihnen stehet ein Amboß mit dem größten Hammer, mit der Rechten schlägt er auff die grosse Glöcklein, und mit dem kleinsten Hammer auff den Amboß, und will auff diese Weise erfahren die harmoniam und übereinstimmenden Klang. (2) Auswendig zur Rechten die H. Jungfer Maria, lesende in der Bibel, zur Lincken aber der ErtzEngel Gabriel mit einem Scepter, und darbey sein Gruß (– – –). Unter diesem Positiv steht die Jahrzahl 1516. nicht der ersten Giessung und Setzung, sondern Bemahlung der Orgel, und seines Positives.“
  2. Schreiber/Färber 1858, 118–119. Reparaturen an der alten Orgel sind für 1575, 1600, 1630, 1661, 1670, 1703 und 1706 bezeugt; vgl. Schmeizel (1908), 34, 46, 67, 107 und 122.
  3. Vgl. Beier 1681, 262–264.
  4. Wiedeburg 1785, 203 Anm. 1: „An dem Positiv findet man die Jahr-Zahl 1516, welche aber wohl nur auf eine Reparatur weiset“.

Nachweise

  1. Beier 1681, 264.
  2. Klopffleisch 1860, 130–131.
  3. Vgl. Wiedeburg 1785, 203.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 48† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0004803.