Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 25 Stadtkirche St. Michaelis 1486

Beschreibung

Bauinschrift an der Südseite des Turmes unter der Nische für die Holzplastik des Erzengels Michael; Sandsteintafel. Leichte Beschädigungen durch Nester im Stein rechts unten; Verwitterungserscheinungen. Für 1641 ist eine Erneuerung bezeugt.1) – Is. liniengerahmt.

Maße: H.: ca. 90 cm; B.: 110 cm; Bu.: ca. 9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, einzelne Versalien, erhaben.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/3]

  1. Anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxxvi · / Eckart · toppher Ambro/sius · borner · ratismeister / hans · aldenbwrgk · hans / ßawlich · bawmeister · (Stz. 2) p / kwrt · meißner eyn · meister / 1486 vf · dinstag · pe(n)the cos/tesa) · ist · angeleit · dißer tor ma)

Datum: 18. Mai 1486.

Kommentar

Die Bauinschrift von 1486 bezeichnet an weithin sichtbarer Stelle, hervorgehoben durch die Nische für die Michaelsplastik, den Anspruch der Jenaer Bürgerschaft auf diesen ihren Stadtturm.2) Unter Abänderung des Planes von 1474 (vgl. Nr. 16) wurde der Turm aus der Mittelachse der Kirche heraus in eine Flucht mit der südlichen Schauseite und in den Blickpunkt der wichtigsten Straßen der Stadt gerückt. Die Is. folgt dem in Jena mehrfach beobachteten „städtischen“ Formular:3) An der Spitze werden die zwei regierenden Bürgermeister, Eckart Töpfer4) und Ambrosius Borner,5) genannt. Es folgen Hans Altenburg6) und Hans Zaulich,7) die als Baumeister im Rat der Stadt saßen und denen die Bauleitung und Rechnungsführung oblag. Z. 5 Ende steht das Stz. des Peter Heierliß, der die Bauarbeiten an der Michaeliskirche im letzten Viertel des 15. Jh. leitete.8) Der als „eyn meister“ bezeichnete Kurt Meißner ist urkundlich sonst nicht erwähnt. Möglicherweise war er im „Gemeinderat“ der Stadtgemeinde.9)

Textkritischer Apparat

  1. Schadhafte Stellen im Stein zwangen zur Worttrennung; vgl. Größler 1920, 13.

Anmerkungen

  1. Nach Beier 1681, 45 habe die Is. „uff mein Anhalten Heinrich Presser Mahler in Jena, An.C. 1641 in Augusto erneuret“.
  2. Vgl. Möbius 1961, 362–371.
  3. S. zu Nr. 16.
  4. Zu Eckart Töpfer vgl. Nr. 16.
  5. Ambrosius Borner (vgl. Apel 1937, 23) erscheint 1466 als zehnter Ratsmann (UB II, Nr. 568); 1472 ist er der neunte (UB II, Nr. 592), 1478 der achte (UB II, Nr. 648), 1484 der sechste Ratsmann (UB II, Nr. 729 und 734). 1486 ist er zweiter Ratsmeister und als solcher für 1486 (UB II, Nr. 774 und 779) und 1492 (UB II, Nr. 844) erwähnt; 1497 (UB II, Nr. 905) und 1500 (UB II, Nr. 940) ist er der oberste Bürgermeister der Stadt.
  6. Hans Altenburg (vgl. Apel 1937, 2), von Beruf Schuhmacher, sitzt 1461 als neunter Ratsmann im Rat (UB II, Nr. 549). Er wird 1486 als Altermann an der Michaeliskirche genannt (UB II, Nr. 776) und tätigt in dieser Funktion, die mit der eines „Baumeisters“ offenbar verbunden ist, ein größeres Geldgeschäft zur Finanzierang des Turmbaues. Noch 1514 werden Schuldverschreibungen aus seiner Amtszeit erwähnt (UB II, Nr. 1167; vgl. Möbius 1961, 367).
  7. Hans Zaulich (vgl. Apel 1937, 288) tritt in den Urkunden neben Hans Altenburg als Altermann auf.
  8. Vgl. zu Nr. 24.
  9. Möbius 1961, 366 denkt an einen einfachen Handwerksmeister aus der Gemeinde, die mit den „Vier von der Gemeinde“ im Rat der Stadt vertreten war. Verfehlt deutet Bergner 1894, 38 Anm. 2 den Nachnamen Meißner als nomen gentilicium.

Nachweise

  1. Beier 1681, 45.
  2. Wette 1756, 30–31.
  3. Wiedeburg 1785, 197.
  4. Schreiber/Färber 1858, 133–134.
  5. BuKTh Jena, 1888, 83.
  6. UB II, Nr. 764.
  7. H. Größler, Turminschriften der Jenaer Michaeliskirche, in: AuN 1/2, 1909–1920 (1939²), 12–13.
  8. Mühlmann 1951, 14–16.
  9. Möbius 1961, 365.
  10. Hallof 1986, 316–317 und Abb. 1.
  11. Vgl. UB III, S. 144, Nr. 285.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 25 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0002500.