Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 24 Alter Friedhof 1484

Beschreibung

Doppelstationstafel, östlich der Friedenskirche; bis 1938/39 südöstlich der Johanniskirche am früheren Eingang in den Alten Friedhof, die jetzige Ostseite zeigte nach Westen.1) Sandstein; bestehend aus vier durch Eisenklammem verbundenen Blöcken: Dach, Reliefblock, Verbindungsstück zwischen Reliefblock und Fuß (größte H. 46 cm) und Fuß. Reliefs: Ostseite – 12. Station (Kreuzigung); Südseite – Petrus; Westseite – 3. Station (Kreuztragung); Nordseite – Paulus. Stark verwittert. – Iss. am Kreuz (A); auf dem Verbindungsstück, Ostseite (B) und Westseite (C).

Maße: Reliefblock: H.: 125 cm; B.: 98 cm; D.: 35 cm; Bu.: 5 cm in (A), 10,5 cm in (B), 9–11 cm in (C).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, erhaben.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/4]

  1. A

    i.n.r.i.a)

  2. B

    hans gronig / (Stz. 2) p 1484

  3. C

    hilf ihs maria / p (Stz. 2)b)

Kommentar

Die Doppelstationstafel war Teil eines mittelalterlichen Kreuzweges. Von möglicherweise einst vorhandenen anderen Stationstafeln ist nichts bekannt oder erhalten. Hans Grünig2) ist urkundlich als Gewandschneider und vermögender Jenaer Bürger zwischen 1481 und 1495 genannt. Er ist der Stifter der Tafel. Das zweimal wiederkehrende Stz. mit der Initiale p gehört dem Baumeister und Bildhauer Peter Heierliß,3) der in den Stadtrechnungen der Jahre 1489 und 1490 als Leiter des Michaeliskirchbaues erwähnt wird.4) Sein Stz. findet sich in Jena und Umgebung an der Michaeliskirche (vgl. Nr. 25 und 26), an der Marienkirche in Wenigenjena und der Wallfahrtskirche in Ziegenhain.5)

Textkritischer Apparat

  1. Der Titulus, Io 19,19.
  2. eingetieft, 4 cm hoch.

Anmerkungen

  1. Vgl. den bei Koch 1911 gegebenen Auszug aus der Flurkarte von Jena, sowie Mühlmann 1956a, 18 Abb. 2 (alter Standort).
  2. Hans Grünig (vgl. Apel 1937, 99 und Koch 1931d, 326) war 1488 Amtmann und besaß als Gewandschneider ein Haus am Markt, das zu den höchstbesteuerten in Jena gehörte.
  3. Vgl. Koch 1953, 145–154. Heierliß’ Bautätigkeit ist aufgrund seines Meisterzeichens gesichert für 1482 an der Thomaskirche in Leipzig, für 1484/94 in Jena und Umgebung und für 1505 an der Marienkirche in Zwickau; er ist 1507 in Zwickau gestorben.
  4. Vgl. Koch 1932, Sp. 2 und Apel 1937, 109. Nach der Stadtrechnung hatte Heierliß in Jena Haus- und Grundbesitz (Weinberge); daneben wird ein Meister P., auch Peter Steinmetz, aufgeführt, der mit Heierliß zu identifizieren ist. Die Initiale p erklärt sich wohl aus dem Vornamen des Bildhauers.
  5. Vgl. Mühlmann 1977, 87 und 90.

Nachweise

  1. Beier, q. 15, 683.
  2. Wiedeburg 1785, 275.
  3. Schreiber/Färber 1858, 165.
  4. BuKTh Jena, 1888, 123.
  5. Weber 1907, 15.
  6. Koch 1911, 10 und Abb. 3.
  7. Koch 1931c, 134–135 m. Abb.
  8. Koch 1936a, 17–18.
  9. Koch 1953, 146–147 und Abb. S. 145 und 146.
  10. Mühlmann 1956a, 48 Abb. 40.
  11. Mühlmann 1980, 121–123.
  12. Traeger 1984, 12–13 und 17 (Abb.).
  13. Platen 1986, 43 Abb. 16.
  14. Hallof 1986, 315–316.
  15. Mühlmann 1987, 251–252 und Bild 45.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 24 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0002403.