Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 17 Stadtkirche St. Michaelis (um 1480)

Beschreibung

Kelch im Tresor;1) auf Sechspaßfuß mit durchbrochenem Fries am Rand aufgelegtes Kruzifix; am Nodus Rosetten zwischen den Rotuli. Silber, vergoldet. – Schriftumlauf am Stilus oberhalb (A) und unterhalb des Nodus (B), der Form des Fußes entsprechend in sechs Felder geteilt; an den Rotuli (C); auf der Unterseite des Fußes (D); Titulus des aufgelegten Kruzifixes (E). Mehrfach gelötet, Vergoldung stellenweise abgerieben; Fuß und Nodus sind verstiftet, durch den Stift sind zwei Felder von (B) durchbohrt und abgeschliffen worden; einer der Rotuli herausgebrochen, bei zwei weiteren fehlen die aufgelegten Buchstaben.

Maße: H.: 19 cm, Dm. der Kuppa: 12,5 cm; Bu.: 1 cm in (A) und (B), 0,8 cm in (C), 0,5 cm in (D), 0,4 cm in (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel, ziseliert; in (C) aufgelegt auf blauer Emaille, in (D) eingeritzt, in (E) graviert.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Renate Helfrich) [1/4]

  1. A

    unde mariaa)

  2. B

    (Ornament)b) un de m ar ia

  3. C

    [i] h e [s] u [s]c)

  4. D

    sant michelisd)

  5. E

    inrie)

Kommentar

Die Datierung des Kelches erfolgt aufgrund stilgeschichtlicher Erwägungen. Unter dem Fuß befindet sich der Besitzvermerk der Michaeliskirche (D). Unüblich ist die doppelte Anrufung Marias in (A) und (B). Kelch- bzw. Glockeninschriften, die zwei durch und(e) verbundene Heilige nennen, sind bekannt;2) der vorliegenden Is. scheint aber ein zweiter Heiligenname zu fehlen. Vielleicht stammen daher Nodus und Fuß von zwei verschiedenen Kelchen.3)

Textkritischer Apparat

  1. ave maria Koch und BuKTh.
  2. sunde maria BuKTh mit abwegiger Erklärung; das angebliche a-Feld ist abgefeilt worden.
  3. h und e falsch eingesetzt.
  4. Schrift des 16. Jh.
  5. Titulus, nach Io 19,19.

Anmerkungen

  1. Beschreibung und Datierung in den BuKTh Jena, 100.
  2. Vgl. DI VII, Nr. 202 u. ö.
  3. Diese Vermutung wird allerdings vom kunstgeschichtlichen Befund des Kelches nicht gestützt.

Nachweise

  1. BuKTh Jena, 1888, 100.
  2. Koch, D 19, 310.
  3. Hallof 1986, 312–313.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 17 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0001708.