Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 9† Stadtkirche St. Michaelis 1415

Beschreibung

Glocke im Turm, sog. Wetterglocke, „im Winckel gegen Morgen“;1) 1945 bei der Zerstörung der Stadtkirche herabgestürzt und zerschmolzen.2) Bronze. – Umschrift am Hals (A), weitere Iss. auf Schriftbändern um die Ritzzeichnungen der vier Evangelisten (B); Künstlername unter der Zeichnung des Lucas (C)2a) und am Schlagring (D); von (B) und (D) existieren Bergners Nachzeichnungen.

Nach Bergner.

Maße: Dm.: 100 cm.3)

Schriftart(en): Späte gotische Majuskel in (C) und (B), dort rückläufig eingeritzt; gotische Minuskel in (A) und (D).

Reproduktion nach Bergner 1896, Taf. VII, fig. 59 [1/2]

  1. A

    maria o rex glorie cristvs veni cvm pace anno domini mo cccc xov. Amen.

  2. B

    MATEVSa)

  3. C

    hERMANVS BEGFED

  4. D

    hermannvs bergfred

Übersetzung:

Maria – O König der Ehre, Christus, komme mit Frieden. Im Jahre des Herrn 1415. Amen.

Kommentar

Die Wetterglocke war augenscheinlich durch denselben Künstler, Hermann Bergfred,4) mit Ritzzeichnungen verziert worden wie die Festglocke (Nr. 8); freilich ist nur zu vermuten, daß sich hier nicht der Gießer, sondern der Zeichner mit Namen verewigt hat.5) Der Mantel der Glocke war durch Zickzacklinien in große Dreiecksfelder geteilt, in denen sich jeweils eine Figur in Linienumriß in folgender Anordnung befand:6) 1. Johannes, 2. Kruzifix, 3. Maria, 4. Marcus, 5. Bischof,7) 6. Matthias, 7. Christophorus, 8. Matthäus, 9. Katharina, 10. Antonius,8) 11. Michael, 12. Johannes, 13. Dorothea, 14. Jacobus, 15. Barbara, 16. Lucas.

Mit Nr. 8 hat die Wetterglocke auch das Glockengebet O rex glorie … gemeinsam.

Textkritischer Apparat

  1. „Schriftbänder, worauf die Namen rückläufig“ (Bergner); die der anderen Evangelisten sind nicht überliefert.

Anmerkungen

  1. 1.Beier 1681, 48.
  2. 2.Mühlmann 1948; vgl. F. Schilling, Unsere Glocken. Thüringer Glockenbuch, Jena-Berlin 1955, 46.
  3. 2a.Anders der Bericht von W. Kühne (1938) über Graphitabreibungen der beiden Glocken Nr. 8 und Nr. 9 (Stadtkirchenamt Jena, Bestand Gemeindekirchenrat, Reg. 141): „Im Feld mit Johannes Ev. … befindet sich ein Namenszug, der sich offenbar auf den Meister bezieht, der die Ritzzeichnungen schuf; die Lesung ,hermannus bergfret‘ … möchte ich nicht übernehmen.“
  4. 3.Nach BuKTh Jena, 103 und Weber 1925.
  5. 4.Herman(n)us Be(r)gf(r)ed wird nur auf dieser Glocke genannt; vgl. Walter 1913, 689.
  6. 5.So Bergner 1897, 324.
  7. 6.Bergner, 1896, 185–186, Nr. 24; dazu Nachzeichnungen des Bischofs (fig. 63), Matthias (fig. 62), Matthäus (fig. 59), Katharina (fig. 64), Antonius (fig. 60) und Jacobus (fig. 61). – Maße nach Hübner: 1. Johannes der Evangelist, 49 cm; 2. Kruzifix und 3. Maria, 47 cm; 4. Marcus und 5. Nikolaus, 46 cm; 6. Matthias und 7. Christophorus, 42 cm; 8. Matthäus und 9. Katharina, 42 cm; 10. der Auferstandene und 11. Michael, 46 cm; 12. Johannes und 13. Dorothea, 42 cm; 14. Jacobus und 15. Barbara, 43 cm; 16. Lucas, 49 cm.
  8. 7.Nach Hübner: Nikolaus.
  9. 8.Nach Hübner: der auferstandene Christus.

Nachweise

  1. Beier 1681, 48.
  2. Wette 1756, 32.
  3. Schreiber/Färber 1858, 136.
  4. BuKTh Jena, 1888, 102–103.
  5. Bergner 1896, 185–186, Nr. 24 und Taf. II, fig. 11; Taf. VII, fig. 59.
  6. Bergner 1897, 324, Nr. 3.
  7. UB II, Nr. 60.
  8. Weber 1910.
  9. Hübner 1968, Nr. 274.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 9† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0000903.