Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 6† Rathaus (A. 15. Jh.)

Beschreibung

Deckengemälde in der Südostecke des Obergeschosses der heutigen Rathausdiele mit Darstellung des Jüngsten Gerichtes; wohl bei der Umgestaltung des Rathauses 1842 beseitigt.1) – Iss. rechts über den Erretteten (A), links über den Verdammten (B).

Nach Beier.

  1. A

    Komt er ir erwelten in das rych mines Vaters.a)

  2. B

    Gant hin ir Verfluckte in diß hellische Vyr.b)

Kommentar

Vierteljährlich fand seit der Gründung des Ernestinischen Hofgerichtes (1566)2) die Verlesung der Urteile auf einer besonderen Bühne in der Südostecke der Rathausdiele statt. Diese Gerichtsbühne gehörte noch zur mittelalterlichen Ausstattung. „Oben an der Decke der Bühnen“ befand sich das in seiner ikonographischen Aussage3) ganz dem Mittelalter verpflichtete Gemälde, das wahrscheinlich bereits aus dem Anfang des 15. Jh. stammt.4) Im Jahre 1842 wurden an der Stelle dieser Bühne zwei Zimmer eingerichtet.5)

Textkritischer Apparat

  1. Mt 25,34.
  2. Mt 25,41.

Anmerkungen

  1. Vermutung von Grumbt.
  2. Vgl. Geschichte der Universität Jena, 1, 91–92.
  3. Beier 1681, 133–134: „Oben an der Decke der Bühnen ist abgemahlet der Welt=Richter JEsus Christus, sitzend auff einem Regenbogen, zu seiner Rechten die Jungfrau Maria, und zur Lincken Johannes der Evangelist, über seinem Häupte die heiligen Engel mit Posaunen. Zu seinen Füssen die Aufferstehung der Verstorbenen. An den vier Ecken die Bilder eines Menschen, eines Löwen, eines Ochsens, eines Adlers, und bei einem ieden ein Zeddel, und darinnen der Name eines ieden Evangelisten, den das Bild bedeutet.“ – Zur Ikonographie derartiger Darstellungen vgl. G. Troescher, Weltgerichtsbilder in Rathäusern und Gerichtsstätten, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 11, 1939, 139–214.
  4. Datierung nach Grumbt und Klopffleisch; einen terminus ante q. gibt das Auftreten der Diphtongisierung in den Jenaer Urkunden seit 1472, vgl. P. Suchsland, Der mittelalterliche Stadtrat von Jena und seine deutschen Urkunden, in: WZ Jena 34, 1985, 5/6, 566.
  5. Schreiber/Färber 1858, 79; heute (1987) Büro des Standesamtes.

Nachweise

  1. Beier 1681, 133–134.
  2. Schreiber/Färber 1858, 79.
  3. Klopffleisch 1860, 126.
  4. Grumbt 1973, 53–54.

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 6† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0000605.