Inschriftenkatalog: Stadt Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 33: Stadt Jena (1992)

Nr. 4† Stadtkirche St. Michaelis (1. H. 14. Jh.)?

Beschreibung

Glocke im Turm, sog. Sonntagsglocke, „in der Mitten des Kirchthurmes“;1) 1945 bei der Zerstörung der Stadtkirche herabgestürzt und zerschmolzen; Reste als Glockenspeise für den Neuguß 1947 verwendet.2) – Iss. auf Schriftbändern in Medaillons mit den Evangelistensymbolen Matthäus und Lucas; von einigen weiteren Medaillons existieren Nachzeichnungen.

Nach Bergners Nachzeichnungen.

Maße: Dm.: 120 cm.3)

Schriftart(en): Gotische Majuskel.

Reproduktion nach Bergner 1896, Taf. V fig. 41 [1/2]

  1. MAThEVS S(ANCTVS) LVCAS

Kommentar

Die noch aus dem 14. Jh. stammende, undatierte Glocke wies keine Umschrift, sondern nur Medaillons verschiedener Größe zwischen Stricklinien in folgender Anordnung auf:4) Kreuzigungsgruppe – Christus als Weltenrichter in einer Mandorla – Christus als Weltenrichter in einem Kreis – Maria mit Kind – Bischof – Martyrium eines Heiligen – Matthäus (Engel) – Marcus (Löwe) – Lucas (Stier) – Johannes (Adler) – undeutlich. Von den Evangelistensymbolen haben nur Engel und Stier Schriftbänder mit den Namen gehalten.

Nach Bergners Umzeichnungen scheint das Relief mit der Martyriumsdarstellung identisch zu sein mit dem auf der Glocke in Liederstädt/Kr. Querfurt (13. Jh.?)5) und auf Glocken in Görzig/Kr. Köthen, Gröna/Kr. Bernburg und Reinsdorf b. Köthen (um 1350). Auf dem Liederstädter Fragment befinden sich auch Medaillons (Dm. 4,3 cm) mit den Evangelistensymbolen, von denen Matthäus und Lucas6) mit denen auf der ehemaligen Jenaer Glocke ebenfalls identisch sein könnten, während Marcus und Johannes offenbar nach anderen Vorlagen gegossen wurden (Umrahmung durch Fünfpaß, ohne Spruchband).

Die vier Evangelisten und besonders ihre Symbole wurden vor allem im 14. Jh. gern auf Glocken dargestellt;7) in Jena begegnen sie auch auf den beiden Glocken von 1415 (Nr. 8 und 9).

Anmerkungen

  1. Beier 1681, 48.
  2. Mühlmann 1948.
  3. Nach BuKTh Jena, 102.
  4. Bergner 1896, 185; dazu Nachzeichnungen des Christus im Kreis (fig. 37), der Martyriumsdarstellung (fig. 39) und der Evangelistensymbole (fig. 41–44).
  5. Vgl. Schilling 1988, 334 f. und 192 Abb. 380.
  6. Abb. bei Schilling 1988, 193 Abb. 385.
  7. Zum Vorkommen im Raum um Jena vgl. Bergner 1896, 182. 183. 189. Den vier Namen bzw. Symbolen wurde ein geheimer apotropäischer Sinn beigegeben, vgl. zu DI I, Nr. 429.

Nachweise

  1. Beier 1681, 48.
  2. Wiedeburg 1785, 210.
  3. Faselius 1805, 54.
  4. Schreiber/Färber 1858, 136.
  5. BuKTh Jena, 1888, 102.
  6. Bergner 1896, 185 und Taf. V, fig. 41 und 43 (Nachzeichnungen).

Zitierhinweis:
DI 33, Stadt Jena, Nr. 4† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di033b005k0000401.