Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 322 Sellenstedt, ev. Kirche St. Peter u. Paul 1613

Beschreibung

Kronleuchter. Gelbguss. Oberhalb der Kugel setzen zwölf Arme in zwei Reihen an. Auf der Kugel in Lorbeerkränzen zwei Vollwappen mit den Beischriften A, Inschrift B darunter neben einem neuzeitlichen Reparaturvermerk.1) Die Inschriften sind eingraviert.

Maße: H.: 102 cm; Dm.: 105 cm; Bu.: 0,9–1,1 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    · H(ARMEN) · R(VSKEPLATE) · A(NNA) · V(ON) · S(TEINBERG)

  2. B

    ANNO · 16 · 13 HADT / HARMEN · RVSKEPLATE / DVSSE · KRON · IN DE · KERKE · VORERET ·

Übersetzung:

Im Jahr 1613 hat Harmen Rauschenplatt diesen Kronleuchter für die Kirche gestiftet. (B)

Wappen:
Rauschenplatt*2), Steinberg*

Kommentar

An der Schrift fallen E und L mit aufgesetzten konturierten Dreiecken am Ende der Balken auf. Harmen Rauschenplatt, Herr auf Sellenstedt, hatte gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Ritterschaft gegen einen Bescheid des Wolfenbütteler Hofgerichts an das Reichskammergericht appelliert und war infolgedessen bei Herzog Heinrich Julius in Ungnade gefallen, der Sellenstedt 1595 beschlagnahmte. 1601 wurde Rauschenplatt wieder in die herzogliche Gnade aufgenommen und erhielt seinen Besitz zurück. Er bewohnte außer seinem Sitz in Sellenstedt einen Hof auf der Hildesheimer Domfreiheit. Dort starb er am 3. Februar 1619 und wurde in der Familiengrablege der Rauschenplatt im Kloster Wülfinghausen (Region Hannover) bestattet.3) Anna von Steinberg (Linie Wispenstein) war die Tochter der Eheleute Melchior von Steinberg und Jutta von Saldern (Nr. 195).4) Sie heiratete am 10. Februar 1583 Harmen Rauschenplatt. Die Hochzeit fand in Hildesheim im Rauschenplatt-Hof statt.5) Anna von Steinberg starb 1637 in Hildesheim und wurde am 15. Februar 1637 ebenfalls in Wülfinghausen beigesetzt.6) Harmen Rauschenplatt und Anna von Steinberg haben im Jahr 1614 einen zweiten Leuchter für die Kirche in Sellenstedt gestiftet (Nr. 327).

Anmerkungen

  1. 1912 LIESS FAMILIE V. RAUSCHENPLAT BEIDE KRONLEUCHTER WIEDERHERSTELLEN.
  2. Helmzier abweichend: nur Flug, Schildfigur fehlt.
  3. Vgl. Reden-Dohna, Rittersitze, S. 164f.; s. a. Joachim Brandis’ Diarium, Register, S. 610.
  4. Vgl. Behrens, Herren von Steinberg, S. 64.
  5. Vgl. Joachim Brandis’ Diarium, S. 196,27.
  6. Epitaph für Harmen Rauschenplatt und Anna von Steinberg s. Kdm. Kreis Springe, S. 226; s. a. Hans Mahrenholtz, Die Familie Rauschenplat in Niedersachsen. Hannover 1985, S. 29–54.

Nachweise

  1. Graff, Geschichte des Kreises Alfeld, S. 485.
  2. Kdm. Kreis Alfeld I, S. 270.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 322 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0032200.