Inschriftenkatalog: Landkreis Hildesheim

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 88: Landkreis Hildesheim (2014)

Nr. 226 Bodenburg, Schlosspark 1590

Beschreibung

Grabplatte für eine Tochter der Familie von Steinberg. Stein. Die hochrechteckige Platte wurde 1861 in der St. Johannis-Kirche gefunden und später in den Schlosspark gebracht.1) Dort lag sie zum Zeitpunkt der Aufnahme (Sommer 2005), zusammengefügt mit der identisch gestalteten Grabplatte für den im Jahr 1593 ebenfalls im Säuglingsalter verstorbenen Bruder der Verstorbenen, Asche von Steinberg (Nr. 241). Im vertieften Innenfeld ist die Verstorbene als Wickelkind in einer Rundbogennische dargestellt. Die Nische ist durch eine durchgezogene Kämpferlinie und einen an Damaszierung erinnernden Grund charakterisiert. In den vier Ecken des Innenfeldes vier Vollwappen. Inschrift A ist erhaben in vertiefter Zeile als Umschrift auf dem äußeren Rahmen der Platte angebracht. Die erhaben ausgeführte Inschrift B läuft um die Nische herum (Beginn links unten), die Bibelstelle C ist oberhalb der Inschrift B im Scheitel des Rundbogens angebracht. Die Grabplatte ist stark verwittert, infolgedessen ist der Text der Inschrift vor allem im Bereich der oberen und unteren Schmalseiten erheblich beeinträchtigt.

Maße: H.: 136 cm; B.: 78,5 cm; Bu.: 5 cm (A), 3,5 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis.

Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (Christine Wulf) [1/1]

  1. A

    [. . . .]a) 1590 A[M] 5 [(SEPTEM)BRI]Sb) IST / DIE EDLE EHERNDVGENTRICHE IVNKFRA[. .c) - - - / - - -] S[ELIG] / EN[TSL]AFFEN DER SELEN GOTT GENADE IRES ALTERS 4. WOCd)

  2. B

    LA[. . . .] DIE KINDER ZV [MIR] [ – – – ] // IHNE NICHT DEN SOLCHER IST DAS RICH GOe)2)

  3. C

    [M]AR [. .]f)

Wappen:
Steinberg*Post*
Reden I3)Heimburg*

Kommentar

Die identische Ahnenprobe erweist die Verstorbene als Schwester von Christoffer Berent (Nr. 228), Dietrich (Nr. 227) und Asche von Steinberg (Nr. 241). Die vier Geschwister, von denen drei in den wenigen Tagen vom 27. August bis zum 5. September 1590 vermutlich an einer ansteckenden Kinderkrankheit gestorben sind, stammen aus der Ehe zwischen dem 1594 verstorbenen Jobst von Steinberg (Nr. 246) und der Anna Post (Nr. 389). Ein weiterer Sohn der Eheleute, Henning von Steinberg, starb wie die Mutter der Familie im Jahr 1639 (Nr. 388).

Die schlanke Kapitalis zeigt dieselben Charakteristika wie die Inschriften auf den Grabplatten für die drei genannten Brüder des Mädchens. Zur Schriftbeschreibung und zu möglichen Werkstattzusammenhängen s. den Kommentar zur Grabinschrift für Asche von Steinberg (Nr. 241).

Textkritischer Apparat

  1. Zu ergänzen ist ANNO oder ANNO DOMINI in abgekürzter Form.
  2. 5 [(SEPTEM)BRI]S] 7BRIS Lesung unsicher; Kdm. Kreis Gandersheim, S. 33 ist als Todestag der 22. Juli genannt.
  3. IVNKFRA[. .]] Zu ergänzen ist sinngemäß IVNKFRAVW.
  4. WOC] Inschrift bricht aus Platzgründen ab, gemeint ist WOC(HEN).
  5. GO] Inschrift bricht aus Platzgründen ab, zum vollständigen Text vgl. Anm. 2.
  6. Zu ergänzen ist sinngemäß die Bibelstelle MARCVS 10.

Anmerkungen

  1. Vgl. Kdm. Kreis Gandersheim, S. 32, Erwähnung der Grabplatte S. 33 ohne Wiedergabe der Inschrift.
  2. Mk. 10,14: Lasst die Kindlin zu mir kommen und weret jnen nicht Denn solcher ist das Reich Gottes.
  3. Wappeninhalt unkenntlich, zur Identifizierung vgl. u. a. Ahnenprobe in Nr. 227.

Zitierhinweis:
DI 88, Landkreis Hildesheim, Nr. 226 (Christine Wulf), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di088g016k0022603.